Der Lockdown im März stellte die Heiligenhauer Feuerwehr vor eine große Herausforderung: Wie kann die Einsatzbereitschaft sichergestellt werden?
Als es im März zum Lockdown kommt, stehen viele Unternehmen vor einer Herausforderung: Wie können wir die Sicherheit für unsere Mitarbeiter gewährleisten? Doch bei der Feuerwehr heißt es: Wie können wir die Sicherheit unserer Mitarbeiter, aber vor allem der Bevölkerung gewährleisten, mitten in der großen Corona-Krise?
Einen ruhigen Einstand, den hätte sich Nils Vollmar als neuer Leiter der Heiligenhauser Feuerwehr sicher gewünscht. „Natürlich hat man im Vorfeld Vorstellungen, wie der Übergang stattfindet und auch Vorstellungen, wie man sein Amt ausführen will – aber dann standen wir vor Herausforderungen, die alles andere in den Hintergrund stellten“, berichtet der 34-Jährige. Zunächst hieß es: Alles einstellen, außer natürlich dem Einsatzdienst. Höchste Priorität hatte nun die Sicherstellung einer stets einsatzfähigen Mannschaft. „Wir haben uns im Kreis zusammengesetzt, uns war es wichtig, bei den Maßnahmen einheitlich zu fahren“, so Vollmar. Und im Nachgang sei man mit diesen zufrieden. „Wir hatten insgesamt zwei positive Corona-Infizierungen in der gesamten Wehr, aber keine weiteren Ansteckungen innerhalb einer Mannschaft.“
Eigentliche Feuerwehrleben liegt brach
Doch das eigentliche Feuerwehrleben liegt seitdem brach. Es finden keine Brandschutzerziehungen mehr statt in Kitas oder Schulen, es können auf der Wache keine Gruppen mehr in Empfang genommen werden und auch keine Lehrgänge stattfinden. Und noch wichtiger: „Wir haben von März bis September keinen Übungsdienst mehr stattfinden lassen können“, so Vollmar. Zur Erinnerung: Die Heiligenhauser Wehr besteht beinahe ausschließlich aus ehrenamtlichen Frauen und Männern, der Freiwilligen Feuerwehr, die alle zwei Wochen freitags zum Übungsdienst zusammenkommen.
Das können sie seit wenigen Wochen dann auch endlich wieder, aber anders: „Wir führen diesen mit kleinen Gruppen von neun Leuten durch und es findet nun täglich, außer donnerstags und am Wochenende, mindestens ein Übungsdienst an der Wache statt.“ So, sagt Vollmar, könne gewährleistet werden, dass jeder regelmäßig im Einsatz ist, denn natürlich sorgt sich die Wehrleitung um die Freiwilligen: „Bei uns ist natürlich der kameradschaftliche Aspekt ein großes Thema.“ Durch die kleinen Gruppen kämen zwar nicht mehr alle zusammen, „hier ist aber natürlich die Chance nun da, dass wir viel individueller bei jeder Übung auf jeden einzelnen eingehen können. Wir hoffen, dass wir alle gemeinsam die Krise überstehen und kein Mitglied verlieren müssen.“
Sorge um die ehrenamtlichen Mitglieder
Ähnliche Sorge gibt es da auch bei der Jugendfeuerwehr, aus der viele dann im Alter von 18 Jahren in den Einsatzdienst übertreten. „Hier können wir derzeit leider keine Übungen in der Praxis anbieten, da wir unsere eigenen Leute eben keinem Risiko aussetzen können“, so Vollmar. Die virtuellen Treffen würden jedoch super angenommen, „wir geben unser Bestes, dass auch hier beizeiten wieder mehr stattfinden kann.“ Eine weitere Herausforderung sei jedoch derzeit, Neumitglieder zu gewinnen – sowohl bei der Freiwilligen, als auch der Jugendfeuerwehr.
Um alle Mitglieder der Wehr weiter an allen Entwicklungen teilhaben zu lassen, gibt es seit März einen Newsletter. „So sind alle immer informiert, was den Stand der Dinge angeht und wir können das Kameradschaftliche erhalten“, hofft Vollmar. Und blickt auf die vergangenen Monate zurück: „Wir sind froh, dass wir keinen Notfallplan in Anspruch nehmen mussten, sondern wir haben konsequent präventiv gearbeitet, um schnellstmögliche Hilfe auch in Corona-Zeiten zu gewährleisten.“ Doch eins bedauert Vollmar sehr: „Wir konnten unseren langjährigen Leiter, Uli Heis, einfach nicht würdig genug verabschieden. Aber das werden wir sicher noch bei gegebener Zeit nachholen.“ Ähnliches gilt auch für Vollmar selber: Schließlich gab er sich mitten in der Krise das Ja-Wort mit Ehefrau Danny, ebenfalls Feuerwehrfrau. Doch die große Feier mit allen, auch die wird sicher zur gegebenen Zeit nachgeholt.
Das ist der neue Leiter der Feuerwehr Heiligenhaus
Nils Vollmar ist 34 Jahre alt. 1997 trat er in Leverkusen, seiner Heimatstadt, der Jugendfeuerwehr bei. Mit bereits 17 Jahren durfte er dort in die Einsatzabteilung übertreten in ein so genanntes Praktikumsjahr. 2007 hat es ihn beruflich nach einer Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker zum THW nach Heiligenhaus verschlagen, 2010 zog er nach Heljens und trat sofort der Freiwilligen Feuerwehr bei. „Das Eis war extrem schnell gebrochen, ich konnte die Stadt durch meine Arbeit bei der Feuerwehr schnell kennen lernen. Heiligenhaus ist dann genauso schnell meine Heimat geworden“, so Vollmar. 2012 wechselte er zum VdF, dem Verband der Feuerwehren, im Juni 2018 dann nahm er die Stelle als Brandschutztechniker bei der Feuerwehr Heiligenhaus an. Ende 2017 wurde er bereits zum stellvertretenden Leiter ernannt, seit dem 1. September hat er nun die Führung inne.
Was mag Vollmar so sehr an Heiligenhaus? „Man ist hier nahe am Bürger, jeder kennt gefühlt jeden, und immer einen, der bei irgendetwas helfen kann.“ Hilfe leisten, mit anpacken wollen, dass seien für Feuerwehrleute eben auch die ausschlaggebenden Gründe, dieses Hobby oder auch diesen Beruf zu wählen. An seinen ersten Einsatz in Heiligenhaus kann sich Vollmar auch gut erinnern. „Es war an der Frankfurter Straße, da wurde mir auch klar, wie weit verteilt die Stadt eigentlich ist.“ Ein Garagenbrand wartete am Einsatzort, doch die Enge der kleinen Straße stellte alle vor eine Herausforderung, „wir sind ja kaum aus dem Auto gekommen“, erinnert er sich lächelnd. Aber alles lief gut.
Was die Feuerwehr für Vollmar ausmacht
Seine Leidenschaft ist die Historie der Feuerwehr, „ich könnte stundenlang im Archiv versinken.“ Derzeit arbeitet Vollmar auch an einer vollständigen Chronik, „denn da gibt es noch einige Jahre aufzuarbeiten.“ Was mag er so am Feuerwehrleben? „Hier kommen so unterschiedliche Menschen zusammen, die aber alle das Gleiche eint.“ Neben der Wehr hat er zwar nicht viel Zeit für Hobbys, als „alter Schrauber“ liebt er es, mit seinem Moped zu fahren „und ich bin ein großer Eisenbahnfan“.
Verständnis für sein aufwändiges Amt hat er jedenfalls zuhause: Ehefrau Danny hat er über die Feuerwehr kennengelernt, sie leitet die Jugendfeuerwehr. „Es ist schön, wenn der Partner Verständnis hat, wenn man eben zum Einsatz muss.“ Und momentan sei sogar öfter er derjenige, der zuhause bleibt – während Danny und viele weitere mitten in der Krise sofort aufbrechen, um anderen zu helfen. Hier lesen Sie mehr Nachrichten aus Heiligenhaus.