Heiligenhaus. . Kameraden übt an Einsatzorten mit speziellen Herausforderungen. Dieses Jahr sind Hochhäuser der Schwerpunkt. Die Konzepte werden so verfeinert.
Bei dem lauten Sirenengeheul in der Stadt am vergangenen Freitag dürften sich viele Heiligenhauser zunächst gewundert haben. Auch ein Teil der Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr ging zunächst von einem Ernstfall aus. Der Brand in einem Hochhaus an der Rhönstraße, zu dem sie gerufen wurden, war dann aber doch nur eine Übung. Aber die hatte es in sich. „Im Dachgeschoss sollte es brennen, zudem wurde eine Person vermisst. Das war die Ausgangslage für die Kameraden“, berichtet Pressesprecher Nils Vollmar.
Die Löschtrupps bahnten sich ihren Weg nach oben, den Aufzug durfte man aus Sicherheitsgründen im Brandfall nicht benutzen (siehe Infokasten), so Vollmar, was die Aufgabe für die Kameraden umso beschwerlicher mache: „Beim Brand eines Einfamilienhauses können wir unser Material eben aus dem Fahrzeug holen. Das geht in einem Hochhaus nicht mal eben.“ Deshalb werde alles, was man benötige, nach oben getragen und in einem Depotgeschoss zwei Etagen unter dem Brandherd gelagert. Von dort aus dirigiert der Abschnittsleiter seine Mannschaft, so auch bei der Übung an der Rhönstraße.
Feuer in der 12. Etage
Unter den kritischen Blicken von Kreisbrandmeister Torsten Schams und Wehrleiter Ulrich Heis gaben die 36 Frauen und Männer der Feuerwehr, was sie konnten. Sie retteten eine Person, löschten das simulierte Feuer in der 12. Etage und mussten sich am Ende auch noch selbst retten. „Die Kommunikation mit einem Löschtrupp brach ab, sofort ging der Sicherheitstrupp vor und rettete die beiden Kameraden.“, erläutert Abschnittsleiter Christian Peipe.
Bei der erfolgreichen Übung setzten die Kameraden ein neues Einsatzkonzept für Hochhausbrände um. „In diesem Jahr liegt unser Schwerpunkt auf Hochhäusern“, erklärt Nils Vollmar. Die Feuerwehr Heiligenhaus habe zuvor bereits vier kleine Theoriedienste und Besichtigungen und eine Übung in den Heiligenhauser Hochhäusern durchgeführt, um sich auf die Besonderheiten dort vorzubereiten.
Weitere Gebäudearten sollen folgen
Doch auch in anderen Gebäudearten oder speziellen Umgebungen muss die Wehr im Ernstfall die Besonderheiten kennen. 2017 hat zum Beispiel Einsätze auf der A44 geübt. In den nächsten Jahren soll unter anderem schwerpunktmäßig in Tiefgaragen, Industriebetrieben sowie Kitas und Schulen geprobt werden. „Wir werden es nie erreichen, dass 100 Prozent der Einsatzabteilung das ganze Stadtgebiet kennen. Aber im Zweifel reicht schon einer, der die anderen einweisen kann“, begründet Vollmar das regelmäßige Training an unterschiedlichen Orten. Hinzu kommen weitere Sonderübungsdienste und Fortbildungen.
Viel Training für die ehrenamtliche Kameraden also, damit im Ernstfall auch so reibungslos läuft, wie zuletzt bei der Übung an der Rhönstraße.
>>> BEIM BRAND IMMER ZUERST DIE FEUERWEHR RUFEN
- In Hochhäusern gibt es immer einen Sicherheitstreppenraum, über den man im Brandfall flüchten kann. Dieser Treppenraum ist über mehrere Türen und einen Gang im Freien vom normalen Treppenhaus abgegrenzt und könne im Normalfall nicht verrauchen, so Nils Vollmar.
- Im Falle eines Brandes (nicht nur in Hochhäusern) solle man immer als erstes die Feuerwehr rufen und wenn möglich andere Personen retten, ohne sich selbst dabei zu gefährden.
- Wer bei der Feuerwehr unverbindlich reinschnuppern möchte, kann das jeden zweiten Freitag um 19 Uhr beim Übungsdienst an der Feuerwache, Friedhofsallee 1, tun. Nächster Termin ist am 28. September.