Heiligenhaus. Seit 1. August ist Andreas Sauerwein neuer Technischer Beigeordnete der Stadt Heiligenhaus. Im WAZ-Gespräch nimmt er zu Großprojekten Stellung.
Jede Menge Baustellen: Die hat Andreas Sauerwein in seinem Job. In diesem Fall ist das aber vor allem als Arbeitsnachweis zu werten. Denn der 49-Jährige ist seit dem 1. August der neue Technische Beigeordnete der Stadt und unter anderem für einige Bauprojekte verantwortlich, die gerade in der Mache sind. Im Gespräch mit WAZ-Redakteur Christopher Shepherd zieht er eine erste Bilanz.
Herr Sauerwein, wie war Ihre erste Zeit als Technischer Dezernent in Heiligenhaus?
Sauerwein: Sie war von einer sehr intensiven Aufgabenstellung geprägt. Zunächst ist mein Vorgänger Siegfried Peterburs bereits am 1. April in den Ruhestand gegangen. Dann ist auch die Stadtplanerin Nina Bettzieche länger ausgefallen. Und wenn gleich zwei Stellen in einer kleinen Verwaltung nicht besetzt sind, ist das eine schwierige Situation. Da ist auch das eine oder andere liegengeblieben. Nun konnten wir aber in der letzten Sitzungsperiode des Rates einiges aufarbeiten, zudem ist nun am 1. November die neue Leiterin der Bauaufsicht gekommen. Das entspannt die Lage weiter.
Und in Heiligenhaus gibt es einige Großprojekte, die Sie mit voller Kraft angehen wollen. Wie ist beispielsweise der Sachstand beim Innovationspark?
Durch die Ansiedlung von R + M de Wit ist ja bereits ein recht großer Teil der Fläche verkauft, Ende 2020, Anfang 2021 werden die ersten Firmen auch in den Innovationspark einziehen. Wir haben die weiteren Vermarktungsaktivitäten trotz vieler Anfragen aber erst einmal zurückgestellt, da wir noch einige inhaltliche Fragen klären wollen.
Welche Fragen konkret?
Die Kernfrage ist, was den Innovationspark wirklich innovativ macht. Wir möchten ihn so klima- und CO2-neutral wie möglich gestalten. Das wollen wir etwa durch den Einsatz von dezentralen Strom- und Wärmenetzen erreichen und entwickeln dafür zusammen mit den Stadtwerken Paketlösungen. Für die Unternehmen, die sich dort ansiedeln, bedeutet das dann nicht nur einen Imagegewinn, sondern es rechnet sich auch für sie.
Das leidige Problem beim Innovationspark ist aber auch der sich hinziehende Lückenschluss der A44 zum Autobahnkreuz Ratingen-Ost…
In Rostock studiert
Andreas Sauerwein ist gebürtiger Wuppertaler und wohnt auch mit seiner Frau und den beiden Töchtern in der Stadt. Der 49-Jährige hat in Rostock Landschaftskultur und Umweltschutz studiert, was auch Tief- und Wasserbau sowie Stadtplanung und Landschaftsökologie umfasst.
Danach arbeitete er zunächst in einem Ingenieurbüro und kümmerte sich unter anderem um Renaturierungsprojekte etwa des Flusses Emscher. Danach wechselte Sauerwein zu den Technischen Betrieben Velbert zur Entwässerungsplanung. Von 2011 bis zu seinem Wechsel nach Heiligenhaus war er Leiter des städtischen Immobilienservices in Velbert.
Das ist richtig. Trotzdem sind wir auch jetzt schon nicht schlecht bei der Verkehrsanbindung aufgestellt. Zum einen ist die A44 in Richtung Osten bereits fertiggestellt. Zum anderen sind im öffentlichen Nahverkehr die Busverbindungen etwa nach Homberg oder zum S-Bahnhof Hösel für Pendler da. Zudem arbeiten wir daran, dass eine Schnellbuslinie zum Beispiel von und nach Düsseldorf kommt, da ziehen wir mit unseren Velberter Kollegen an einem Strang. Daneben wollen wir auch die weitere Palette der Mobilität in der Stadt bedienen. Da denken wir an Ladesäulen für E-Autos, Elektrobike- oder Car-Sharing-Modelle.
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Und was glauben Sie, wann der A44-Lückenschluss tatsächlich vollzogen sein wird?
Technisch möglich wäre dies Ende 2022, Anfang 2023. Doch wer weiß, ob nicht dagegen wieder geklagt wird und sich der Bau weiter verzögert. Das ist alles sehr schwer einschätzbar.
Nächstes Stichwort: das Nahversorgungszentrum auf dem früheren Hitzeleck-Areal. Da gab es in letzter Zeit einiges an Aufregung, dass eine nachträgliche Sortimentserweiterung, etwa die Ansiedlung eines Drogeriemarktes in dem neuen Einkaufszentrum, dem Handel in der Innenstadt schaden könnte. Wie bewerten Sie das?
Die Frage ist zunächst, ob manche Geschäfte wie der Supermarkt an der Hauptstraße auch ohne das Nahversorgungszentrum überhaupt überleben könnten. Fakt ist aber, dass jeden Tag viele Hunderte Menschen zu dem Nahversorgungszentrum kommen werden, die sonst Heiligenhaus den Rücken kehren würden. Da müssen wir sehen, dass wir sie auch in die Innenstadt ziehen können.
Wie wollen Sie das erreichen?
Man muss sehen, wie der Heiligenhauser Handel sich beispielsweise durch einen eigene Internetauftritt neu präsentieren könnte. Allerdings muss man auch erkennen, dass nur der Handel alleine in einer kleinen Stadt nicht ausreicht, um die City neu zu beleben. Da ist auch Aufenthaltsqualität nötig, etwa durch neue Gastronomie, wie sie zum Beispiel nach dem Umbau des Alten Pastorats entstehen wird. Das sind Frequenzbringer.
Wie sieht es beim Wohnungsbau in Heiligenhaus aus?
Da tut sich durch die Änderung des Regionalplans einiges. Auf dem ehemaligen Kini-Gelände am Südring entstehen 100 Wohneinheiten. An der Kurt-Schumacher-Straße sind 70 Wohneinheiten geplant, Anfang 2020 wird dieses Projekt ins Verfahren gebracht. Auch an der Mozartstraße kann Wohnungsbau entstehen, wenn dort die Stollenanlage verfüllt sein wird. Und auf dem Gelände der ehemaligen Gießerei Batz gibt es ebenfalls Möglichkeiten – auch für wohnverträgliches Gewerbe. Hierfür ist auch die Änderung des Regionalplans wichtig.
Und wie ist der Sachstand auf dem Dörrenhaus-Gelände, das noch brachliegt, sowie auf dem früheren Bundeswehrgelände?
Beim Dörrenhaus-Gelände müssen noch einige Details zur Verkehrsführung geklärt sowie Gutachten zum Lärm- und Artenschutz erstellt werden. Da stehen wir auch im Austausch mit dem neuen Eigentümer des Areals. Und bei dem ehemaligen Bundeswehrdepot-Gelände muss sich zunächst der Bund äußern. Da gibt es derzeit keine Gespräche.