Heiligenhaus. . Der ADFC hat seinen bundesweiten Fahrradklimatest ausgewertet. Bei der Befragung schneidet Heiligenhaus schlechter ab als noch 2016.

Wie zufrieden die Menschen mit dem Radverkehr in ihrer Stadt sind, überprüft der Fahrradclub ADFC regelmäßig mit einer bundesweiten Umfrage. Beim Fahrradklimatest 2018 sind die Ergebnisse für Heiligenhaus durchweg schlechter als beim vorigen Test 2016. Doch auch bundesweit hat sich die Bewertung verschlechtert. Trotzdem sieht die Stadtverwaltung einige positive Aspekte.

„Bei allen Straßenplanungen haben wir das Fahrrad jetzt auf dem Schirm“, sagt der städtische Tiefbauamtsleiter Michael Krahl, der auch für den Nahverkehr zuständig ist. So läuft etwa die Sanierung der Talburgstraße. Dazu gehöre auch, dass aus einem provisorischen Angebotsstreifen zwei dauerhafte werden.

Noch weit von einer fahrradfreundlichen Stadt entfernt

Ohnehin habe sich in vergangenen zehn Jahren viel getan. „Damals hatte Heiligenhaus fast keine Infrastruktur für Radfahrer“, so Krahl weiter, nun habe man aber den Panoramaradweg und Fahrradhändler, außerdem profitiere man vom Rad-Boom, ausgelöst durch Pedelecs. Das bestätigt auch der ehrenamtliche Fahrradbeauftragte der Stadt, Andreas Piorek. „Wir sind aber noch weit davon entfernt, eine fahrradfreundliche Stadt zu sein.“ So sei das Auto noch immer das primäre Verkehrsmittel und es gebe noch keine vergleichbare, flächendeckende Verkehrsanbindung für Fahrräder, insbesondere nicht von Wohnsiedlungen in Außenbezirken an die Innenstadt.

Tiefbauamtsleiter Michael Krahl will erreichen, dass möglichst alle Heiligenhauser das Rad als Verkehrsmittel ernst nehmen und ausprobieren.
Tiefbauamtsleiter Michael Krahl will erreichen, dass möglichst alle Heiligenhauser das Rad als Verkehrsmittel ernst nehmen und ausprobieren. © Alexandra Roth

Dagegen fällt in der ADFC-Auswertung den Radlern besonders negativ auf, dass in Heiligenhaus keine öffentlichen Leihräder verfügbar sind. Krahl: „Es ist schade, dass es sie nicht gibt, aber die Chance, das zu ändern, ist sehr gering.“ Denn dafür brauche die Stadt einen externen Anbieter. Als großes Manko wird zudem aufgeführt, dass Räder nur schlecht in Bussen mitgenommen werden können. „Wir alleine können das nicht ändern.“ Die Rheinbahn müsste mehr oder größere Busse einsetzen, und Heiligenhaus, Velbert, Ratingen und Essen bei den Mehrkosten zustimmen. Dass dagegen ein Winterdienst auf Radwegen fehle, „haben Verwaltung und Politik erkannt“ und ihn auf Teilen des Panoramaradwegs beschlossen, berichtet Michael Krahl.

Alle sollen das Rad als Verkehrsmittel ernst nehmen

Kritisiert haben die Teilnehmer auch, dass nur bestimmte Gruppen überhaupt Fahrrad fahren. „Das sehe ich als Arbeitsauftrag“, sagt Michael Krahl. „Nicht nur sportliche Leute zwischen 20 und 30 Jahren sollen das Fahrrad als Verkehrsmittel ernst nehmen und ausprobieren, sondern alle.“ Um dies zu erreichen, müssten Verwaltung und Politik weiterhin zusammenarbeiten, aber auch Firmen und Privatleute müssten helfen, um viele mitzureißen – durch Aktionen wie das Stadtradeln, durch eine gute Infrastruktur oder Radständer, wie es sie etwa an der Hauptstraße und der Realschule gebe.

Außerdem wird derzeit politisch über ein Klimaschutzkonzept diskutiert, das als eine Maßnahme auch Radboxen vorsieht.

Die Fahrradförderung der jüngeren Zeit wird von den Teilnehmern als befriedigend (3,1) beurteilt, und ein wichtiger Aspekt ist laut Michael Krahl die größte Stärke der Stadt im Umfrage-Ergebnis: die gute Erreichbarkeit der Innenstadt (Note 2,9). „Vom Höseler Platz bis zur Abtskücher Straße können Radler in beiden Richtungen auf der Hauptstraße fahren.“ Um dies zu ermöglichen, wurden seit dem ADFC-Test 2016 fast anderthalb Kilometer Einbahnstraße zwischen Sachsenstraße und Kurzer Straße für Fahrräder freigegeben.

Heiligenhaus will ADFC-Ergebnisse nicht überbewerten

Überbewerten möchten Michael Krahl und Andreas Piorek die nichtrepräsentativen ADFC-Ergebnisse jedoch nicht. Sie sehen sie aber als Fingerzeig, wo man etwas verbessern könne und müsse.

Nicht erstaunlich findet der Tiefbauamtsleiter, dass die Antworten sehr uneinheitlich ausgefallen sind. „Es haben also nicht nur Alltagsfahrer teilgenommen, sondern auch Freizeitfahrer. Und das ist gut so“, sagt Krahl und verspricht ihnen allen: „Beim Radverkehr bleiben wir ständig dran.“

>> REKORDTEILNAHME AN DER UMFRAGE

  • An dem bundesweiten Online-Test mit 32 Fragen haben 170.000 Menschen freiwillig teilgenommen, das ist ein Rekord. 683 Gemeinden sind in die Wertung eingegangen. Insgesamt hat sich die Durchschnittsnote von 3,8 auf 3,9 verschlechtert.
  • Heiligenhaus hat mit einer Gesamtnote von 3,6 im Vergleich zu Gemeinden ähnlicher Größe Platz 70 von 311 belegt und Platz 25 von 82 in NRW. Weitere Infos auf fahrradklima-test.de