Heiligenhaus. . Winterzeit ist Spielezeit: Wir testen einige Spieleklassiker, heute das englische Bridge. Warum man für das Spielen erst zur VHS muss.

Es herrscht Stille in dem Gastraum des Restaurants Kuhs. An zehn Tischen sitzen jeweils vier Personen. Sie alle aber haben aber kein Essen vor sich stehen, sondern Karten liegen. Konzentriert wird in diese geschaut, Blicke mit der Person gegenüber ausgetauscht – spannend geht es zu beim Turnier des Bridge-Clubs Velbert/Heiligenhaus.

Bridge-Spielen erfordert Konzentration.
Bridge-Spielen erfordert Konzentration. © Alexandra Roth

Bridge – schon oft gehört, aber noch nie getestet, wollte ich nun für unsere Winterspiel-Serie mein Glück an den Karten herausfordern. Die Kontaktaufnahme erfolgt einfach und freundlich, schnell werde ich zu einem der nächsten Termine eingeladen. Da punktet der Verein schon mal. Doch wie punkte ich denn nun beim Spielen? „Das ist gar nicht so einfach“, berichtet mir Turnierleiter Bernhard Kampmann. Denn statt dass ich mich direkt an den Tisch setzen und mitspielen kann gibt es erstmal die ernüchternde Erkenntnis: Vor dem Spielen kommt das Erlernen.

VHS-Kurs oder Einzelunterricht ist nötig

Das weiß auch Uschi Klützke. Sie und ihr Mann Dietrich spielen das Kartenspiel schon eine ganze Zeit. „Ich habe dafür einen VHS-Kurs besucht“, berichtet Dietrich Klützke. Und manche besuchen sogar einen Fortgeschrittenen-Kurs. „Man kommt nicht drum herum, Bücher zu lesen und sich einen Trainer zu nehmen. Bridge ist ein hoch komplexes Spiel und deswegen gerade so interessant, wenn man es kann“, so Uschi Klützke.

Serie Winter-Spiele

Das sehen auch die vielen anderen Turnierteilnehmer im Raum, sie sind voller Begeisterung für ihren Denksport. Wenn es zu laut wird im Raum wird schon mal geschimpft: „Ruhe!“ Bernhard Kampmann schwärmt: „Bridge ist das spannendste Kartenspiel der Welt.“ Schaut man auf die konzentrierten Spieler, scheint er recht zu haben. „Es ist wie Schach im Kartenspielen. Das muss man erst verstehen um es zu können“, erklärt Kampmann weiter.

Spiel ist gut für das Gedächtnis

Das Auseinandersetzen mit der Taktik, wann gereizt wird, wer wie viele Stiche schafft, wie man das verhindern kann, es gibt viel zu bedenken bevor man eine Runde spielt. „Es ist ein wunderbares Spiel, um das Gedächtnis zu trainieren“, fasst die Club-Vorsitzende und Bridge-Lehrerin Ulrike Burmeister zusammen. Ich hingegen laufe von Tisch zu Tisch, schaue mir Spiele an und verstehe sprichwörtlich gesagt nur noch Bahnhof. Ob ich ein hoffnungsloser Fall bin? „Lernen kann das jeder, aber wie gesagt, es braucht halt seine Zeit.“

Welches Paar plant wie viele Stiche?
Welches Paar plant wie viele Stiche? © Alexandra Roth

Kurz zusammenfassen kann man Bridge leider nicht mal so eben. Man spielt immer als Paar gegen ein anderes, Nord-Süd und ein Paar ist das Ost-West-Team. Die Karten sind in einem Stock. Der Stock geht von Tisch zu Tisch, jeder notiert hier das Endergebnis. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Stiche zu erzielen. In der ersten Phase wird gereizt und findet eine Kontraktersteigerung statt – dabei wird quasi ermittelt, welches Paar wie viele Stiche machen muss und ob es eine Trumpffarbe gibt. In der zweiten Phase folgt das Abspiel. Dabei versucht das Paar, dass bei der Ersteigerung gewonnen hat, seine Stichzahl zu erreichen, die Gegenspieler versuchen das hingegen zu verhindern.

„Jeder Stich ist dabei wichtig“, erklärt Kampmann. Schaut man dabei zu geht alles sehr schnell. Die Karten werden hoch oder quer gelegt, je nach Sieg oder Niederlage, Punkte gesammelt und die nächsten Karten schon wieder verteilt. Auch wenn ich noch nicht ganz verstanden habe, wie das Spiel wirklich geht – dass es aber mit Sicherheit Spaß macht, wenn man es kann, das habe ich auch gelernt.