Heiligenhaus. Ein Besuch beim Darts-Club Heiligenhaus: Beim Darts werfen zählt es nicht nur, die Mitte zu treffen. Warum es mehr als nur ein Kneipensport ist.

  • Spiele sind gerade im Winter eine schöne Alternative. In unserer Serie testen wir selber einige davon
  • Zum Serienstart wirft unser Redakteur Pfeile und lernt beim Heiligenhauser Dartclub, wie das richtig geht
  • Kopfrechnen, fällt dem ihm schnell auf, ist eins der Dinge, die man können sollte

Zugegeben, ein blutiger Anfänger bin ich nicht. In meinem Keller hängt eine Dartscheibe, auf die ich ab und zu gerne ein paar Pfeile werfe. Dennoch ist es mein erstes Mal in einer Vereinsrunde und passt damit zu unserer neuen Serie, in der wir Spiele und Beschäftigungsmöglichkeiten für die Winterzeit ausprobieren und empfehlen.

Ich bin zu Gast beim 1. Darts-Club (DC) Heiligenhaus, der regelmäßig donnerstagabends im Ratskeller an der Hauptstraße trainiert. „Jeder, der Lust auf Darts hat, kann gerne vorbei kommen“, sagt der Vereinsvorsitzende Ralf Baumann. Dafür brauche man noch nicht einmal eigene Darts – die aber auch schon ab zehn Euro zu bekommen sind –, sondern bekommt von den Vereinsmitgliedern gerne welche geliehen.

„Wirf einfach“, sagt ein erfahrenes Vereinsmitglied

So ergeht es auch mir. Baumann drückt mir kurzerhand seine eigenen Pfeile in die Hand. An vier Dartboards haben die ersten Teilnehmer begonnen, sich einzuwerfen. Ich trete an eine der Scheiben und frage das erfahrene Vereinsmitglied Christoph Lewe, welche Haltung man denn nun optimalerweise beim Werfen einnimmt. Nachdem wir kurz darüber gesprochen haben, ob man sich leicht oder komplett seitlich vor das Board stellt, wird schnell klar: Darauf kommt es für einen Anfänger nicht an. „Wirf einfach“, sagt Lewe.

Serie Winter-Spiele

Und so werfe ich einfach drauflos. Die Darts fühlen sich ungewohnt an, sind leichter als meine eigenen. Die ersten Pfeile landen kreuz und quer über das Board verteilt. „Wir versuchen immer, 501 Punkte herunterzuspielen und mit einem Doppelfeld zu beenden“, erklärt Lewe. Mit dem Doppelfeld meint er die schmalen Felder ganz am äußern Rand des Boards. „Am Ende zu treffen, das ist die Kunst“, ergänzt Ralf Baumann.

Durch Live-Übertragungen der Profi-Spiele wachse das Interesse

Es folgt ein kleines Trainingsspiel gegen ein anders Vereinsmitglied, in dem genau das versucht wird: 501 Punkte so schnell wie möglich zu erreichen. Ein bisschen komme ich nun ins Spiel, bin aber dennoch chancenlos. „Wir spielen ein kleines Turnier, hast du Lust, mitzumachen?“, werde ich danach gefragt. Ich habe Feuer gefangen und sage Ja.

Doch in Runde eins habe ich Pause. Da an jedem Board ein Spieler gebraucht wird, der die Punkte zusammenzählt und auf einer Tafel notiert, biete ich mich an. Und bin erstaunt, wie mühsam das Kopfrechnen ist. Doch die Spieler geben mir Zeit, korrigieren mich, wenn nötig. Ich merke: Die Erfahrensten unter ihnen rechnen im Kopf schon mit, bei welcher Punktzahl sie landen. „Selbst zu rechnen, ist einer der Anreize“, sagt Ralf Baumann. „Und natürlich, sich mit anderen zu messen.“ Das geschieht durchaus mit sportlichem Ehrgeiz, doch hier ist jedes Leistungsniveau willkommen.

14 Spieler sind an diesem Abend da, davon mehrere unbekannte Gesichter – neuer Rekord. Durch die immer häufigeren Live-Übertragungen der Profi-Spiele im Fernsehen wachse das Interesse, sagt Baumann. „Der Boom ist groß“ – nicht zuletzt dadurch, dass derzeit in London die Weltmeisterschaft ausgetragen wird, bei der auch der Deutsche Max Hopp vertreten war.

WM-Spiel per Beamer übertragen

Hopp spielt an diesem Abend ebenfalls – sein Spiel wird kurzerhand per Beamer an die Wand geworfen und das eigene Turnier unterbrochen, um ihn anzufeuern.

Dabei gönnt sich der ein oder andere gerne ein Bierchen – doch mehr auch nicht. „Alkohol ist beim Spielen ein Nachteil“, erklärt Baumann. Darts verlasse die Nische des Kneipensports immer mehr. Der 1. DC tritt auch mit einer Mannschaft in der Bezirksliga des Verbandes NWDV an. Derzeit sei das Team ganz weit oben in der Tabelle, erzählt Baumann stolz. Doch neben dem Sportlichen gehe es vor allem um die Gemeinschaft. „Hier sind schon viele Freundschaften entstanden“, sagt Baumann.

Mir hat es jedenfalls viel Spaß gemacht – „vielleicht komme ich demnächst mal wieder vorbei“, höre ich mich sagen, als ich am späten Abend den Ratskeller verlasse.