Hattingen/Sprockhövel/Witten. Einstimmiges Votum: Wenn der Swinger-Club im Steinenhaus demnächst geschlossen wird, wird die Stadt Hattingen das Gebäude für Geflüchtete kaufen.

Jetzt steht fest: Die Stadt Hattingen soll und will das Steinenhaus, in dem bis zuletzt ein Swinger-Club betrieben wurde, kaufen. Es ist als Unterkunft für Geflüchtete eingeplant.

In der jüngsten Stadtratssitzung gab es ein einstimmiges Votum für den Ankauf der Immobilie. Unsere Hintergrund-Geschichte:

Weil die zunächst geplante zentrale Unterkunft für 300 bis 600 Flüchtlinge in Holthausen nicht gebaut wird, sucht die Stadt nach dezentralen Alternativen. Eine hat sie nun auf der Stadtgrenze Hattingen/Witten gefunden. Sie wird zurzeit noch als Swinger-Club genutzt.

Die Zeit drängt. „Derzeit besteht noch eine freie Platzkapazität von rund 40 unbelegten Plätzen“, erläutert die Bauverwaltung die Lage bei der Unterbringung von Geflüchteten. Hinzu komme mit voraussichtlicher Inbetriebnahme ab März 2024 eine Kapazität von bis zu 80 weiteren Plätzen in einem zweiten zusätzlichen Wohncontainer an der Werksstraße. Das war es dann. Das Problem: Es wird nicht reichen.

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Nach den Erfahrungen der zurückliegenden Jahre und Rückschlüssen aus den Schätzungen von Bezirksregierung, Land und Bund werde diese Kapazität für den Zuweisungszeitraum 2024 nicht ausreichend sein, mahnt die Bauverwaltung. Daher müssten zeitnah verfügbare Standorte nutzbar gemacht werden.

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Womit wir beim Swinger-Club wären. Das Etablissement mit der Postadresse Im Hammertal 2 wird seit 2013 als Vergnügungsstätte betrieben. Und hat davor schon einmal als Heimat für Geflüchtete gedient. In den 1990er-Jahren hatten die Städte Hattingen und Sprockhövel die einstige Gaststätte für diesen Zweck angemietet. Bis 2006 waren dort Menschen aus anderen Ländern untergebracht. Dann stand der Bau leer, bis mit den Swingern neues Leben einzog.

Das Steinenhaus in Hattingen soll für Flüchtlinge umgebaut werden

„Die aktuellen Betreiber sind auch die Eigentümer des Hauses und wollen sich zur Ruhe setzen“, berichtet Stadtsprecherin Susanne Wegemann. Es seien zeitnahe Kaufverhandlungen vorgesehen. Allerdings: Der Umbau kann dauern.

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„Es sind erhebliche Maßnahmen notwendig“, stellt die Bauverwaltung fest. Dazu kommt, dass die Räume bei einer ersten Besichtigung nur oberflächlich in Augenschein genommen werden konnten. „Die Begehung fand vorwiegend bei (nicht ausreichender) künstlicher Beleuchtung statt, was eine Bewertung zusätzlich erschwert“, heißt es in der Verwaltungsvorlage.

Das Steinenhaus auf der Stadtgrenze Hattingen/Witten wird aktuell als Swinger-Club genutzt.
Das Steinenhaus auf der Stadtgrenze Hattingen/Witten wird aktuell als Swinger-Club genutzt. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Als aktuellen Sachstand hält die Stadt fest: „Nach erster Einschätzung ist eine mittelfristige Verfügbarkeit zur Unterbringung Geflüchteter unter Hilfestellung aller beteiligten Fachbereiche/Genehmigungsbehörden möglich. Bei einer Umnutzung der Immobilie könnten am Standort etwa 60 Plätze geschaffen werden.“

Zu Beginn des Jahres 2024 lebten rund 700 Geflüchtete in Hattingen, davon 300 in Wohnungen und 400 in verschiedenen kleinen und größeren Unterkünften. Damit ist die Zahl zuletzt zurückgegangen. Im Januar 2023 waren es noch 898 Menschen. Die Stadt geht dennoch davon aus, dass mittelfristig mindestens 450 zusätzliche Plätze zur Verfügung gestellt werden müssen.

Die Stadt hatte damals 45 Parkplätze eingefordert

Und hat im Frühjahr 2023 diesen Vorschlag ins Rennen geworfen: 300 Plätze sollten in drei bis fünf Jahren als feste Unterkunft auf dem Acker gegenüber vom Schulzentrum Holthausen geschaffen werden. Doch die Politik kassierte die Idee wieder ein. „Zu zentral, zu groß“, lautete die Kritik. Die Verwaltung solle mit dezentralen Ideen nachbessern.

Sollte das Steinenhaus wirklich zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut werden, wird es wohl ein Problem nicht geben, mit denen die Betreiber des Swinger-Clubs vor dem Start zu kämpfen hatten: den ruhenden Verkehr.

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Die Stadt hatte damals 45 Parkplätze eingefordert, um wildes Parken an und auf den Straßen zu verhindern. Die Betreiber aber nur 30 angeboten, weil das Haus vom Nahverkehr sehr gut erschlossen sei. Nach einigem Hin und Her gab es schließlich grünes Licht fürs Rotlicht. Einige Parkplätze wurden auf Wittener Stadtgebiet geschaffen.