Hattingen. Bernd Wolf verwirklicht 2023 den Traum von einer Kammeroper für Hattingen. Er erinnert sich an den Weg dorthin und berichtet, was danach kam.

Für Bernd Wolf war 2023 ein Jahr, in dem er Musik und Geschichte wie nie zuvor verbinden konnte. Die Premiere seiner Hattinger Oper wurde ein Erfolg - und preisgekrönt. Er blickt zurück auf die Vorbereitungen und berichtet, was danach geschah.

Man muss schon ein echter Musikliebhaber sein, um eine Kammeroper in vollen Zügen genießen zu können. Aber diese Genießer gibt es in Hattingen und Umgebung offenbar in ausreichendem Maße. Denn der ehemalige Musiklehrer des Gymnasiums Waldstraße, Bernd-Johannes Wolf (66), hat für seine selbstgeschriebene Kammeroper jetzt sogar den Heimatpreis zusammen mit dem Verein Arte Medis aus Blankenstein.

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In die Wiege gelegt wurden Bernd Wolf weder Noten noch Musik. „Aber ich bin immer von den Eltern unterstützt worden“, sagt er respektvoll und dankbar. Ganz klassisch fing es an mit dem kleinen Musikus. Der Knirps – musikalisch vorbelastet von den Eltern war er nie – lernte in der Grundschule Blockflöte. Schnell erkannte die Lehrerin, dass sich in dem kleinen Bernd ein echtes Talent verbarg. Zusammen mit einem Schulkameraden bekam er Einzelunterricht. Mit zehn Jahren lernte er Gitarrenspielen, später Kontrabass.

Selbst Musik zu spielen, und zu komponieren – das ist ein himmelweiter Unterschied, weiß er. Aber gewagt hat er den Schritt dennoch. Auf die Idee, sich an ein schwieriges Stück heranzutrauen, kam er, als zum 80sten Jahrestag der Reichspogromnacht vor fünf Jahren sein Kollege Johannes Schalück mit dem Geschichtskurs Texte aus Hattinger Originalquellen gelesen hat, begleitet von Klezmermusik.

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Sein jetzt so erfolgreiches Musikstück „Des Bösen gelbe Schwefellichter“ hat den Ansatz, das Gedenken einmal mit den Mitteln des Musiktheaters zu gestalten. Er habe den Untertitel, „eine Kammeroper als musikalischer Stolperstein gewählt“, erzählt der Hattinger. Ein direkter Verweis auf die Aktion der Verlegung von Gedenksteinen vor den früheren Wohnungen von NS-Opfern. Wolf zitiert Udo Zimmermann, Komponist der Kammeroper „Weiße Rose“: „Erst durch die Erinnerung an persönliche Schicksale wird die Vergangenheit zur Parabel der Gegenwart.“

Dem 66-Jährigen kam bei der hochkarätigen Besetzung seines Stücks zugute, dass er sein Musik-Gen weitervererbt hat. Denn sein Sohn und seine Schwiegertochter – beide ausgebildete und ausgezeichnete Musiker -, der zweite Sohn und weitere Mitstreiter erwecken das Stück durch ihre Interpretation zum ergreifenden Leben.

Als die Kammeroper in der Kirche von Winz-Baak aufgeführt wurde, spürte der Komponist den Druck doch schon deutlich. „Glücklich und angespannt war meine Seelenlage“, räumt Bernd-Johannes Wolf ein. „Man will ja etwas ausdrücken, aber da ist dann die Frage, wie kommt es an? Verstehen die Besucher die Klangsprache?“

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Aber er hat von Anfang an so viel Rückendeckung für das Stück und Motivation für eine Aufführung bekommen, dass er zwischen November 2022 und Februar 2023 intensiv daran gearbeitet hat. „Und die Akustik in der evangelischen Kirche in Winz-Baak ist hervorragend“, freut sich Wolf.

Dass 300 Besucher zu der Veranstaltung kamen und die Kammeroper so gut ankam, findet er immer noch umwerfend. „Das Stück hat den Nerv der Besucher getroffen“, sagt der 66-Jährige und ist glücklich. Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass auch über Hattingens Stadtgrenzen hinaus Interesse an dem Stück besteht. Man sei in Gesprächen, mehr kann und will er noch nicht sagen. Auch einen Mitschnitt von der Aufführung hat es gegeben, den Interessenten kaufen können.

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Seine große Musikerfamilie habe sich sofort mit dem Projekt identifiziert, sagt er. Viermal wurde geprobt, und zwar jeweils einen ganzen Tag, schildert er die Vorbereitungen. Während die Musikerinnen und Musiker arbeiteten, versorgte seine Frau die Gäste, brachte Kuchen und betreute sie liebevoll. Ein großes Dankeschön hat er an den Hattinger Stadtarchivar Thomas Weiß. „Er hat mir die Originaltexte zur Verfügung gestellt“, sagt er. Die Grundlage für seine Arbeit.