Hattingen. Der Pegelstand der Ruhr in Hattingen ist derzeit stabil, soll aber wieder steigen. Kurioser Einsatz für die Feuerwehr in den Wassermassen.
Der Pegelstand der Ruhr in Hattingen steigt durch den Dauerregen weiter an. Am Samstagabend erreichte der Pegel bereits die Marke von 5,93 Metern (20 Uhr). Seit Donnerstag war der Wasserstand schnell um gut zwei Meter gestiegen. Zwar flacht die Kurve am Samstag (23.12.) ab, dennoch steigt die Ruhr weiter - am Samstagabend ein Zentimeter in einer Stunde.
Aktuell sind bereits einige Straßen entlang der Ruhr überschwemmt und abgesperrt. Die Pontonbrücke ist gesperrt. Betroffen ist zum Beispiel auch die Straße an Haus Kemnade. Während das Restaurant in Haus Kemnade am Samstagnachmittag noch mitteilt, der Betrieb sei „in keinster Weise beeinträchtigt“, bereitet man sich an der Birschel Mühle in Hattingen auf den Ernstfall vor.
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Beim Jahrhunderthochwasser 2021 war das Restaurant zerstört worden. Die Immobilie musste kernsaniert werden. Nachdem zwischenzeitlich mit eingeschränkten Öffnungszeiten teilweise geöffnet werden konnte, schloss die Gastronomie am 1. Februar in diesem Jahr komplett. Erst im November hatte ein neues Restaurant an der Ruhr eröffnet.
Einen Tag vor Heiligabend teilt die Gastronomie mit, man habe von der Feuerwehr die Warnung erhalten, dass der Ruhrpegel am Abend eine kritische Grenze erreichen könnte. Möbel und Technik werde deshalb aus dem Gefahrenbereich getragen. „Wer an Sand kommt, nehmen wir jedes Korn“, heißt es auf Social Media zu den Vorbereitungen.
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Auch andere Anwohner der Ruhr räumen bereits ihre Keller leer, denn die Erinnerungen an das Jahrhunderthochwasser sind noch sehr präsent. Evakuierungen gibt es am Samstagabend (23.12.) noch nicht.
Stadtverwaltung und Feuerwehr sind in engem Austausch mit dem Ruhrverband und anderen Behörden, um gegebenenfalls Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung ergreifen zu können. Der Krisenstab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) der Stadt ist nach Auskunft von Stadtsprecherin Susanne Wegemann aber noch nicht zusammengekommen.
Ob Bürgerinnen und Bürger von der Gefahr einer Überschwemmung betroffen sind, erfahren diese auf der offiziellen Hochwassergefahrenkarte www.uesg.nrw.de.
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Wer in dem betroffenen Bereich wohnt, wird gebeten, sich nicht dauerhaft in Kellern aufzuhalten, Fahrzeuge aus der Tiefgarage herauszufahren, wertvolle Gegenstände aus Kellern in höhere Geschosse zu bringen und die eigene Selbsthilfefähigkeit zu stärken.
Über die Warn-App NINA wird derzeit noch bis Montagabend (25.12.) vor ergiebigem Dauerregen gewarnt.
+++ Update 24.12., 7.30 Uhr +++
Am Sonntagmorgen (24.12.) gibt es zunächst eine geringfügige Entspannung am Pegel Hattingen. Nach der Marke von 6 Metern in der Nacht, ging der Wasserstand am frühen Morgen (6 Uhr) minimal zurück auf 5,99 Meter. Experten erwarten für den Pegel Hattingen aber noch einen Stand von 6,50 Metern.
Erwartet wird außerdem, dass das Wasser langsamer zurückgehen wird als beim Jahrhunderthochwasser im Sommer 2021. Damals hatte der Pegel einen Höchststand von 6,99 Metern erreicht.
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+++ Update 24.12., 12.20 Uhr +++
Nachdem die Feuerwehr in Hattingen am Sonntag (24.12.) zunächst eine unveränderte Situation ohne weitere Hochwassereinsätze gemeldet hatte, laufen seit dem späten Vormittag doch die Pumpen. Die Feuerwehr ist im Einsatz im Bereich des Kanu-Clubs an der Straße An der Kost, wo Keller vollgelaufen sind. In Niederwenigern ist ein Baum umgestürzt, meldet Feuerwehrsprecher Jens Herkströter.
Auch an die schon 2021 stark betroffene Schleusenstraße wurde die Feuerwehr gerufen. Von dort hatten sich Anwohner gemeldet, die nicht mehr aus ihren Wohnungen herauskamen. Sie konnten sich dann aber doch über einen Behelfssteg selbst retten. Bilder zeigen, dass das Wasser an einigen Stellen nahe der Ruhr bereits bis an die Häuser heran steht.
+++ Update 24.12., 15 Uhr +++
Die Isenbergstraße ist derzeit gesperrt. Mehrere Bäume sind auf die Fahrbahn gestürzt oder hängen noch im Hang. Die Stadt ist im Einsatz, um die Straße wieder freizubekommen. Aktuell wird vermutet, dass die Straße erst am frühen Abend wieder befahrbar ist.
Die Feuerwehr rückte unterdessen zu mehreren Einsätzen aus. Besonders kurios verlief ein Einsatz für den Rettungsdienst. Der rückte zur Straße Auf dem Stade aus und kam durch die Wassermassen nicht weiter. Auch das zu Hilfe gerufene Löschfahrzeug der Feuerwehr kam nicht durch. Um nicht steckenzubleiben, mussten sie auf der Anfahrt stoppen. Den Rettern zu Hilfe kam ein Landwirt, der mit seinem Trecker unterwegs war.
Auf dem Frontlader wurde der Rettungsdienst mit einer Schwimmweste und gut gesichert zum Patienten gebracht. Auf gleichem Wege wurde auch der Patient dann gut gesichert zum Rettungswagen gebracht, um ins Krankenhaus gefahren zu werden, berichtet Feuerwehrsprecher Jens Herkströter.
An der Straße An der Kost versuchte die Feuerwehr über drei Stunden, Keller leerzupumpen. Das nachdrückende Wasser machte es aber unmöglich, den Keller trocken zu bekommen. Der Einsatz musste deshalb nach mehreren Stunden abgebrochen werden. Gefahr für Leib und Leben besteht nicht, sagt Herkströter. Aus den Kellern hatte die Feuerwehr einige Farbeimer geborgen um zu verhindern, dass Schadstoffe ins Wasser gelangen.
Derzeit schätzt der Einsatzleiter der Feuerwehr die Lage als statisch ein. Der Pegelstand laut Ruhrverband ist weiter leicht gesunken auf 5,97 Meter um 13 Uhr. Die Internetseite bricht allerdings immer wieder zusammen, Werte werden deshalb teilweise nicht aktualisiert. Die Retter in Hattingen halten sich bereit und beobachten die Situation weiter, um notfalls schnell Maßnahmen ergreifen zu können.
+++ Update, 24.12. 17 Uhr +++
Der Pegel des Ruhrverbands an der Messstelle in Hattingen zeigt weiter einen sinkenden Wasserstand an. Bis 16 Uhr am Nachmittag war das Wasser nach offiziellen Angaben um fünf Zentimeter auf dann 5,95 Meter zurückgegangen.
+++ Update, 25.12., 13 Uhr +++
Der Pegelstand der Ruhr ist stabil. In den vergangenen Stunden ging er sogar minimal zurück. Der derzeit letzte Messwert des Ruhrverbandes liegt bei 5,94 Metern um 11 Uhr am ersten Weihnachtstag.
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+++ Update, 25.12., 22 Uhr +++
Trotz Dauerregens fällt der Wasserstand der Ruhr in Hattingen weiter. Etwa einen Zentimeter in zwei Stunden sinkt der Pegelwert derzeit. Der aktuellste Messwert des Ruhrverbands liegt bei 5,92 Metern um 20 Uhr.
Unterdessen zog Hattingen am ersten Weihnachtstag augenscheinlich viele Hochwasser-Touristen an. An den Zufahrtsstraßen in Ruhrnähe waren Autos mit Kennzeichen aus Recklinghausen, Herne, Essen, Wattenscheid und mehr zu sehen. Während man an der Birschel-Mühle auf weiter steigendes Wasser vorbereitet ist, kämpfen etwa 60 Einsatzkräfte im Freizeitdomizil Ruhrtal um die Häuser der Bewohner.
+++ Update, 26.12., 10.30 Uhr +++
Bei weiter sinkenden Pegelständen entspannt sich die Lage weiter. Am Morgen des zweiten Weihnachtstages hat der Ruhrverband am Pegel Hattingen einen Wasserstand von 5,90 Meter gemessen (Stand 9 Uhr). Damit geht die Ruhr langsam, aber kontinuierlich zurück.
+++ Update, 26.12., 18 Uhr +++
Die Helfer der Feuerwehr haben auch am zweiten Weihnachtstag keine Ruhe. Erneut sind sie an der Kost im Einsatz. Dort ist der Keller eines Mehrfamilienhauses voll Wasser gelaufen. Drei Pumpen laufen. Ob der Einsatz dieses Mal von Erfolg gekrönt sein wird, muss sich noch zeigen. Allerdings: „Derzeit holen wir mehr Wasser raus als nachläuft“, sagt Sprecher Jens Herkströter.
Der Wasserstand der Ruhr an der Messstelle Hattingen bleibt konstant bei 5,90 Metern.