Hattingen. Das Werk von Bernd Johannes Wolf erinnert an die Opfer der Pogromnacht in Hattingen. Entsprechend ist auch das Datum der Uraufführung gewählt.
„La Traviata“, „Die Entführung aus dem Serail“ und „Des Bösen gelbe Schwefellichter“. Selbst wer kein Liebhaber von Opern ist, dürfte die ersten beiden Titel kennen. Doch der dritte Titel ist ein Hattinger Original - ja, Hattingen hat eine Oper.
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Komponiert wurde sie von Bernd Johannes Wolf. Der pensionierte Lehrer hat die Kammeroper als musikalischen Stolperstein zum Gedenken an die Pogromnacht (9. November 1938) geschrieben. „Musik hat nicht nur die Aufgabe der Unterhaltung“, erklärt er „sondern sie hat auch eine gesellschaftspolitische Verantwortung.“
Hattinger Oper erinnert an die Opfer der Pogromnacht
Die Texte für seine Hattinger Oper hat der ehemalige Musiklehrer aus dem Stadtarchiv. Vor fünf Jahren hatte er bereits gemeinsam mit Lehrer Johannes Schallück und seinen Schülern viele Dokumente sichten können. Berichte von Zeitzeugen wurden zu einer szenischen Lesung, untermalt mit Klezmer-Musik, dargeboten. Schnell hatte der Musiklehrer den Gedanken, diese Berichte noch anders aufzuarbeiten und war sich mit Otto Prignitz vom Kunstverein Arte Medis und der Stadt Hattingen im vergangenen Jahr dann schnell einig:
Zum 85. Gedenktag der Pogromnacht wird es nun seine Oper sein, die die Gäste an die Schreckens-Taten erinnern soll, die auch in Hattingen stattgefunden haben. Das alles an ganz konkreten Geschichten, mit Zeitzeugenberichten von Hattingern. Denn „erst durch die Erinnerung an persönliche Schicksale wird die Vergangenheit zur Parabel für die Gegenwart“, zitiert der Hattinger den Komponisten Udo Zimmermann, der die Kammeroper „Die weiße Rose“ schrieb.
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Persönliche Schicksale kommen auf die Bühne in Hattingen
„Es waren Menschen, die hier in der Stadt gelebt haben und integriert waren“, so Bernd Johannes Wolf. „Beispielsweise ein anerkannter Zahnarzt, der nach Sachsenhausen deportiert wurde“. In seiner Oper kommt in Zeitzeugenberichten seine Tochter zu Wort. Ebenso wie Elfriede Nöllmann, die „als einzige Überlebende nach Hattingen zurück gekehrt ist.“
Aufführung und Beteiligte
„Des Bösen gelbe Schwefellichter, eine Kammeroper als musikalischer Stolperstein“ wird am Sonntag, 12. November ab 19 Uhr in der evangelischen Kirche Winz-Baak, Schützstraße 2, uraufgeführt.
Der Eintritt ist frei, Plätze können im Vorfeld nicht reserviert werden. Gesangssolisten an diesem Abend haben sind Inga Balzer-Wolf, Charlotte Stoppelenburg und Martin Wistinghausen, die allesamt unterschiedliche Charaktere interpretieren werden. Begleitet werden sie von Flöte, Englischhorn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello, Klavier und Schlagzeug.
Alle Infos zur Kammeroper gibt es auf der Homepage von Artemedis: www.artemedis.ruhr
Die Zeitzeugenberichte, die kontrastierenden Berichte von Tätern und auch die Gleichgültigkeit der Bevölkerung macht er zum Thema seiner Kammeroper. Bernd Johannes Wolf bringt sie in Einklang oder aber in bewussten Widerspruch zur Musik. „Kunst muss nicht immer schön sein, sondern eine Aussage haben“, fasst er zusammen, was die Besucher am 12. November erwarten wird.
Viele Berichte für die Oper aus dem Stadtarchiv Hattingen
Viele bewegende Berichte und Schriftstücke konnte der Komponist im Stadtarchiv sichten und damit all den Hattinger Juden, die dem Naziregime zum Opfer fielen, einen musikalischen Stolperstein schaffen. „Natürlich dürfen sich die Besucher auch unterhalten fühlen“, findet der Komponist. „Aber ich wünsche mir, dass sie auch verstehen, was wir rüberbringen möchten und das mit nach Hause nehmen.“
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Die Kammeroper wird zum Ende der Aktionswoche „Hattingen hat Haltung“ statt und wird an dem Sonntag (12.11.) uraufgeführt. Im Kontakt ist Bernd Johannes Wolf bereits mit dem jüdischen Museum in Dorsten. Das Interesse an einer zweiten Aufführung dort ist groß. Zudem wird es auch Mitschnitte der Kammeroper geben, um auch sie unvergessen zu machen.
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