Sprockhövel. Ein Mann zückt 1996 in Herzkamp ein Messer. Die Polizei geht von einem versuchten Sexualdelikt aus. Jetzt sucht sie Hinweise mit Fotos vom Täter.
Ziemlich genau 27 Jahre liegt der Fall in Sprockhövel zurück, den die Kriminalpolizei Bochum immer noch bearbeitet und für dessen Aufklärung sie nun an die Öffentlichkeit tritt. Am 10. November 1996, es war ein Sonntagabend gegen 20.15 Uhr, war ein Geschwisterpaar in Herzkamp unterwegs. Ein unbekannter Mann hielt die 18-Jährige und ihren elfjährigen Bruder auf ihrem Heimweg nahe der Bushaltestelle Elberfelder Straße/Am Brink an. Er fragte nach dem Weg. Laut Polizeibericht zog er dann ein Messer und sagte zu der jungen Frau: „Und jetzt wollen wir mal ganz ruhig sein.“
Bruder des Sprockhöveler Mädchens schlug reflexartig zu
Daraufhin schrie das Mädchen in Panik auf, der jüngere Bruder schlug reflexartig auf den Unbekannten ein, sodass dieser zu Boden ging. Diesen Augenblick nutzte das Geschwisterpaar, um zu fliehen. Beide versteckten sich in einem Haus am Egen. Die Polizei geht heute davon, aus, dass es sich um ein versuchtes Sexualdelikt handelt. Jedoch führten die polizeilichen Ermittlungen nicht zur Ergreifung des Täters.
Zeugen fanden Farbfotos im Sprockhöveler Waldstück
Kurze Zeit später fanden Zeugen in einem nahegelegenen Waldstück diverse Farbfotos. Das Aussehen des dort abgebildeten Mannes entspricht den damaligen Zeugenaussagen der Geschwister. Nun versuchen Polizei und Staatsanwaltschaft die abgebildete Person durch eine Veröffentlichung in den Medien zu identifizieren.
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Fahndung wegen sexueller Nötigung
Die Kriminalpolizei Bochum ermittelt wegen sexueller Nötigung / Vergewaltigung (Versuch) und bittet um Zeugenhinweise unter der Telefonnummer 0234 909-2020 oder -4441 (Kriminalwache). Die Polizei fragt nun: Wer kann Hinweise zu dem Foto der abgebildeten Person geben? Wer kann Hinweise zur Tat oder dem Tatverdächtigen geben?
Warum die Polizei im Sprockhöveler Fall jetzt wieder ermittelt
Warum aber diese Öffentlichkeitsfahndung nach so vielen Jahren? In der Polizeisprache werden sie als „Cold Cases“ bezeichnet; Kriminalfälle, die sich in der Regel vor vielen Jahren ereignet haben und die nie aufgeklärt werden konnten. Meist bieten bessere technische Möglichkeiten heutzutage größere Chancen, solche Fälle aufzuklären. Doch der Sprockhöveler Fall liegt anders: „Offenbar haben die Kolleginnen und Kollegen der Polizei diesen Fall damals anders gewertet“, sagt der Bochumer Kripo-Sprecher Marco Bischoff. Man sei damals von einem Überfall ausgegangen, „erst heute ist uns klar, dass es sich um den Versuch einer sexuellen Nötigung gehandelt hat“, so Bischoff.
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Kapitaldelikt aus Sprockhövel verjährt nicht
Sexuelle Nötigung, und sei es auch nur der Versuch gewesen, ist ein Kapitaldelikt und es verjährt nicht. „Sollte also am Ende unserer Ermittlungen die Staatsanwaltschaft zur Ansicht kommen, dass ein Verfahren eröffnet wird, ist auch mit einer hohen Bestrafung zu rechnen“, sagt der Kripo-Sprecher. Im erneuten Versuch, den Täter von Herzkamp zu fassen, spielen natürlich die damals gefundenen Fotos eine zentrale Rolle. „Bei der Einordnung als Überfall hat sich die Justiz damals nicht dazu entschließen können, die Fotos zu veröffentlichen. Doch jetzt haben wir einen Beschluss, mit Bildmaterial fahnden zu dürfen“, so Bischoff. Im Übrigen vermutet die Polizei auch einen Bezug nach Bochum.
Chancen auf Ermittlungserfolg in Sprockhövel stehen gut
Nach seiner Meinung stehen die Chancen gut, den Mann nach 27 Jahren doch noch zu fassen. Sicherlich werde er sich äußerlich stark verändert haben. „Aber sein soziales Umfeld wird ihn auch heute noch erkennen“, ist Marco Bischoff sicher.