Hattingen. Mega-Parkplatz in Hattingen: Sattelschlepper bringen Tausende Autos in die Stadt. Anwohner ärgern sich. Wer und was dahintersteckt.
Autos ohne Ende. Nahezu vollständig dient das ehemalige O&K-Gelände an der Nierenhofer Straße inzwischen als riesiger Parkplatz. 100.000 Quadratmeter umfasst die Fläche, auf der zuletzt immer mehr Sattelschlepper ihre vierrädrige Fracht abgeliefert haben. Sehr zum Ärger der Anwohner vor allem in der Südstadt.
Viele machen die Autohaus-Gruppe Tiemeyer für das Ärgernis verantwortlich. Doch das ist falsch. Zwar hatte der Auto-Riese mit Sitz in Bochum das Areal über Jahre hinweg als Abstellmöglichkeit für seine Fahrzeuge genutzt, die meiste Zeit aber nur auf 18.000 Quadratmetern zwischen Martin-Luther-Straße und Polizeiwache.
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Jetzt ist fast die gesamte Fläche zugeparkt – und Tiemeyer nicht mehr im Spiel. „Wir haben uns dort komplett zurückgezogen und alle unsere Fahrzeuge auf unser Gelände an der Eickener Straße gebracht“, sagt Dirk Reitzer, Geschäftsführer Vertrieb der Tiemeyer-Gruppe.
Für Kim Andersson ist die weitere Zwischennutzung ein Glücksfall
Aktueller Nutzer der Industriebrache ist Autokontor Bayern. Die Immowerk Invest Hattingen, die das Areal zu einem attraktiven Wohn- und Gewerbegebiet entwickeln will, hat Fläche neu an den Systemdienstleister für die Fahrzeugbranche verpachtet. Und dafür gesorgt, dass nun sehr viel mehr Fahrzeuge dort stehen – mit sehr viel mehr Lieferverkehr.
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Für Immowerk-Geschäftsführer Kim Andersson ist die weitere Zwischennutzung ein Glücksfall. „Wir freuen uns sehr über die Entscheidung der Autokontor Bayern GmbH, nach Hattingen zu kommen und gemeinsam mit uns das Areal in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Hattingen zu einem hochwertigen Stadtquartier zu entwickeln“, sagt Andersson. „Diese Zwischennutzungen auf unserem Areal stehen dem geplanten Stadtquartier Westliche Südstadt nicht entgegen. Im Gegenteil: Mit Autokontor schaffen wir erste Infrastrukturgrundlagen des Stadtquartiers, und zwar viel schneller als vorgesehen.“
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Mit Autokontor Bayern sollen schon Jahre vor Baubeginn des Stadtquartiers Investitionen in Infrastruktur wie Elektroladesäulen, PV-Modulen und Geothermie getätigt werden, die als Grundlage für das zukünftige Stadtquartier dienen. werden. „Es ist im Interesse der Stadt Hattingen, dass gute Rahmenbedingungen für Autokontor Bayern und künftige Unternehmen geschaffen werden. Bis Ende 2023 werden wir die Neuansiedlung weiterer Unternehmen ankündigen“, so Andersson.
Klar ist unterdessen, dass die Ansiedlung des Tiemeyer-Logistikzentrums an der Eickener Straße weiter in der Warteschleife hängt. Ende 2018 hatte das Unternehmen die Investition mit der Schaffung von 50 Arbeitsplätzen groß angekündigt. Geschafft hat man bis her lediglich den Umbau von drei der vier ehemaligen Rewe-Lagerhallen zu Parkhäusern für Fahrzeuge. 600 Autos finden an dem Standort nun Platz – genug, um die zuvor angemietete O&K-Fläche komplett freiziehen zu können.
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„Der Plan, in Hattingen ein Aufbereitungszentrum zu bauen, wird weiterverfolgt“, erklärt Dirk Reitzer. Das gehe aus brandschutztechnischen und energetischen Gründen allerdings nicht in der vierten Halle, die inzwischen abgerissen wurde. „Wir müssen daher mit einem Neubau planen, daran arbeiten wir gerade“, sagt Reitzer.
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Bei der Vorstellung der Pläne im Dezember 2018 hatte die Tiemeyer-Gruppe die strategische Bedeutung der Ansiedlung in Hattingen besonders herausgestellt. Man brauche dringend einen zentralen Umschlagplatz für den kompletten Fahrzeugpark, hieß es. Alle Neu- und Gebrauchtwagen sollen künftig vor dem Verkauf im Gewerbegebiet Beul aufbereitet und aufpoliert, überprüft und fotografiert werden.