Hattingen. Hattingen hat eine große Gastrogeschichte: Wir machen uns auf den Weg und blicken bei einer Rundfahrt auf Gaststätten, die (fast) vergessen sind.

Benecken, Kupferkanne, Zur Nieden – ja doch, Namen wie diese stehen in Hattingens Geschichte für gemüt­liches Beisammensein, für Thekengespräche und Kneipenkultur, für Pils und Frikadellen – kurzum: Sie sind Quelle für Klatsch und Tratsch, Treffpunkte für die Menschen im Ortsteil, Infobörsen, wer gerade wo Unterstützung braucht. Leider sind sie über die Jahre verschwunden – deshalb starten wir eine (eher unvollständige) Rundfahrt durch die Gastrogeschichte.

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Blankenstein

„Komm, wir gehen zu Mauro“, haben sich die Blankensteiner gesagt – und sind dann im Restaurante Romantica eingekehrt. Nach 24 Jahren Betrieb ist hier 2004 Schluss (Mauro gibt es aber noch, und damit auch das beliebte Filippin-Eis). Zum Ruhrblick ist indes eine beliebte wie belebte Gartenwirtschaft an der Freiheit – doch als die Anziehungskraft des Gethmannschen Gartens immer mehr nachlässt, hat auch diese keine Zukunft im Ort.

Erinnerungen an die „Copacabana“

Berühmt-berüchtigt, ja, weit über die Stadtgrenzen hinaus, ist das Tanzlokal „Copacabana“ an der Bahnhofstraße gewesen.

Die „Copa“: 25 Jahre lang wird hier getanzt, gestrippt und gefeiert, alles Weitere bleibt unausgesprochen. Sie ist Tanzlokal, sie ist Nachtbar, sie ist auch Filmkulisse. Hier wird 1980 die Krimikomödie „Stromberg – die letzte Nacht“ gedreht.

Helmuth Kirchmeier eröffnet im Jahr 1964 das „Tanzcabaret Copacabana“. Schon kurze Zeit später wird es als Sündenpfuhl bezeichnet, weil offen ist, was in den Separées der zweiten Etage passiert. Im Jahr 1989 ist nach einem Vierteljahrhundert Schluss – die Idee funktioniert nicht mehr, es kommen zu we­nige Gäste. Versuche mit Jazz und Piano, auch Tagesgeschäft, alles scheitert.

Bredenscheid

In wohl keinem anderen Stadtteil ist das Verschwinden der Kneipen spürbarer als hier – denn inzwischen ist tatsächlich keine einzige mehr übrig geblieben. Am Bahnhof, Zum Taubenschlag, Wiedenkamp und Zur Nieden: Das Angebot ist breit aufgestellt – hier kehren die Fußballer ein, da die Reiter, und da drüben kommen sie alle zusammen. Doch erst verschwinden die Züge aus Bredenscheid und damit der Bahnhof, dann gibt es den TuS Bredenscheid nicht mehr und auch der Reitverein ist nicht mehr so aktiv.

Blick auf den Wiedenkamp in Bredenscheid im März 2009.
Blick auf den Wiedenkamp in Bredenscheid im März 2009. © WAZ | Walter Fischer

Elfringhausen

Ja, die Elfringhauser Schweiz ist schon seit Jahrzehnten ein Quell der Freude für Ausflügler jeder Art: Motorradfahrer, Radler oder Wanderer – und so leben auch die Gastronomen gut von ihrer ländlichen Idylle. Bis es irgendwann nicht mehr so funktioniert – bekannteste Abschiede der vergangenen Jahre sind zweifellos Haus Bärwinkel und der Landgasthof Huxel.

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Niederwenigern

Geldmann gibt auf!? Das ist die Nachricht., die im vergangenen Jahr durchs Dorf geht. Am 1. Mai 1890 wird die Gaststätte eröffnet, sie ist damit zweifellos eine der ältesten Hattingens – jetzt gibt es ganz frisch endlich einen neuen Betreiber: Dimitrios Kushgjini und sein Akropolis-Grill!

Die Kupferkanne ist dagegen in Wennigen Geschichte, auch der Blaue Ochse und die Waldklause sind längst weg.

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Stüter

Gut-bürgerlich sind die Besucher in der Gaststätte „Zum Scharfen Eck“ (später: Gasthof Brokemper) aufgehoben. An der Paasstraße wird in den 1980er-Jahren so mancher Kindergeburtstag auf der Kegelbahn gefeiert – weil es günstig ist und auch vor der Tür mal Krach gemacht werden darf. Wer das nicht möchte, fährt zum Haus Hügelland, das dann auch gleich mit einer der wenigen Tennishallen in der Vor-Boris-Becker-Zeit lockt.

Blick aufs Haus Hügelland in Oberstüter. .
Blick aufs Haus Hügelland in Oberstüter. . © WAZ | Arne Poll

Welper

Namen? Okay, nur zwei: Friedens­eiche und Gasthaus Hüttenau! Fußballer und Handballer, Hüttenarbeiter und Gartenstadt-Beschäftigte, ja, hier treffen sie sich, launig und bierselig. Welper steht stets für gute Gemeinschaft – die auf der Straße gelebt und in den Kneipen zelebriert wird.

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Winz-Baak

Haus Benecken steht über Jahre für Gemeinschaft – sei es auf Parteiveranstaltungen und Karnevalsabenden, auf der Kegelbahn oder beim Kaffeekränzchen. Doch im September 2020 entschließt sich die Inhaberin Doris Potts schweren Herzens, den Laden dichtzumachen. Da ist der für den Kittelball der Turnerinnen und bei Fußballern beliebte „Alte Jäger“ schon lange schlossen. Beide Gaststätten machen sich an der Dahlhauser Straße nie wirklich Konkurrenz, sondern ergänzen sich ganz wunderbar.

Tradition in Winz Baak: Blick auf das alte Haus Benecken im Jahr 2006.
Tradition in Winz Baak: Blick auf das alte Haus Benecken im Jahr 2006. © WAZ | Udo Kreikenbohm

Hattingen-Mitte

Die Altstadt soll mal außen vor bleiben, auch wenn viele jetzt gleich in Erinnerungen ans Haus Bodde (Vereinslokal der Fußballer des TuS Hattingen) oder berauschende Billard-Abende in Ferdis Turmklause schwelgen. Nein, der Blick soll sich hier eher auf die engere und weitere Umgebung richten. Zum Beispiel auf die Gaststätte Kirchmeier, die an der Ecke Bredenscheider/Nordstraße zur Institution wird, auf das Haus Lembeck in der Südstadt oder das Ost-Eck an der Oststraße. Jüngere zieht es bis zum Jahr 1999 eher ins „Simpel“ an der Friedrichstraße, etwas Ältere trifft man im „Grünen Weg“. Was viele nicht wissen: Auch das Multi-Kulti-Zentrum Haus Burgeck (das im Jahr 2003 abgerissen wird) ist einst eine Gaststätte gewesen – zunächst unter dem Namen Krampen, später auch als Burgeck.

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