Hattingen. Die Gaststätte Haus Benecken in Hattingen hat mehr als 110 Jahre Geschichte. Warum das Restaurant schließen muss und was aus Haus und Saal wird:
Seit langem gab es Gerüchte in Winz-Baak, dass Haus Benecken vor der Schließung stünde. Lange schoben die Inhaber dem einen Riegel vor und kämpften weiter. Nun steht fest: Zum 1. September schließt das Traditionsgasthaus mit der mehr als 110-jährigen Geschichte. Damit fällt auch ein wichtiger Treffpunkt im Stadtteil weg.
Nachfolger für Restaurant in Hattingen nicht gefunden
Inhaberin Doris Potts ist 82 Jahre alt, ihr Mann 83. Ein halbes Jahrhundert war Haus Benecken ihr Leben. Umso mehr schmerzt es nun, dass es für das Gasthaus an der Dahlhauser Straße 70 nicht weitergehen wird. „Das tut uns sehr weh. Damit haben wir auch nicht gerechnet“, gibt sich Doris Potts resigniert. Bis zuletzt hatte sie gehofft, doch noch einen Nachfolger zu finden, der das Restaurant weiter betreibt.
Beide würden es nicht mehr schaffen. „Und auch der Schwiegersohn ist zwar Koch, aber der ist ja auch in Rente“, sagt Potts über Ulf Arnscheidt und die Unterstützung, auf die sie lange zählen konnte. Zuletzt sei es aber auch zunehmend schwierig geworden, gutes Personal zu finden, räumt sie ein.
Wohnungen statt Veranstaltungssaal
Jetzt gebe es kein Zurück mehr. Die Verträge seien unterschrieben, das Haus bekommt der Enkel. „Der Saal wird abgerissen und unten kommen dann Wohnungen rein“, blickt Doris Potts mit Wehmut in die Zukunft. Sie stellt fest, was viele Anwohner in Winz-Baak besorgt: „Aber dann gibt es hier ja nichts mehr“ – und meint damit einen Treffpunkt, einen Raum für Feiern, Vereinssitzungen, zum Zusammenkommen.
Geschichte und prominente Gäste
Haus Benecken blickt auf eine mehr als 110-jährige Geschichte als Gastwirtschaft zurück. Dabei blieb das Haus mit der markanten grünen Fassade stets in Familienhand. Cornelius Benecken hatte 1848 seine Kontakte zu König Friedrich Wilhelm IV. genutzt, um die Konzession zur Eröffnung einer Schankwirtschaft zu bekommen. Fertiggestellt wurde das Haus 1906.
Doris Potts übernahm die Gaststätte 1973. Seitdem besuchten auch viele Berühmtheiten das Haus Benecken in Hattingen. Willy Brandt und Helmut Schmidt haben vorbeigeschaut. Schlagersänger Graham Bonney war ebenso dort wie Rudi Carrell. Die Thekenmannschaft des Hauses organisierte für Doris Potts 1989 sogar einen Auftritt in der Rudi-Carrell-Show – als beste Wirtin der Welt.
Die Anwohner diesseits der Bochumer Straße hatten sich davor längst gefürchtet. Nun steht der Entschluss unumstößlich fest. „Es ist schlimm und traurig zugleich“, resümiert Ortsbürgermeisterin Margot Dröge. Wie die Potts’ habe sie vergeblich gehofft, dass man die Gaststätte retten könnte. „Ich habe das Gefühl, uns wird die Luft weggenommen. Mir geht einfach nicht aus dem Kopf, was aus den Vereinen wird“, fasst sie ihre Gedanken in Worte.
Mehrzweckhalle dringend als Veranstaltungssaal benötigt
Das Verständnis für die Inhaber von Haus Benecken sei aber von allen da. „Keiner macht ihnen Vorwürfe“, betont Dröge. Doch sei es nun wichtig, Alternativen für Veranstaltungen zu finden. „Wir brauchen die Mehrzweckhalle der Schule“, betont sie.
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Weil die Grundschule Oberwinzerfeld immer mehr Platz braucht, hatte es schon um den dort beheimateten Bürgertreff lange Streit gegeben. Der muss nun mit weniger Platz auskommen. Tische und Stühle für die Mehrzweckhalle würden im Keller gelagert. „Es gibt einen Fahrstuhl, aber da wurde mir von der Stadt prophezeit, dass es schwierig wird, den auf Dauer funktionstüchtig zu halten“, sagt Dröge. Die „Schlepperei“ könnten aber viele gar nicht bewältigen. Sie fürchtet: Wenn sich Vereine nicht mehr treffen könnten, liefen noch mehr Mitglieder weg. Mit Haus Benecken verliert Winz-Baak im September also einen wichtigen sozialen Ankerpunkt.
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