Hattingen. . Matthias und Anke Attelmann restaurieren das denkmalgeschützte Haus an der Bredenscheider Straße.Aus dem Brunnen im Keller soll künftig eigenes Mineralwasser gewonnen werden.
Das Gasthaus Wiedenkamp hat eine umfangreiche Schönheitskur hinter sich. Matthias und Anke Attelmann haben es mit viel Liebe zum Detail restauriert, damit künftig in Bredenscheids ehemaligem Treffpunkt für Vereine und Versorgungsstätte wieder Leben einziehen kann.
Um 1833 wurde das Haus an der Bredenscheider Straße 138 gebaut. Weil die Pläne einer alten Feuerschutzversicherung erhalten sind, können Denkmalpfleger nachvollziehen, wie die Räume früher genutzt wurden. Da gab es den Spezereienladen, eine Konditorei, das Wirtszimmer, das Backhaus und das Postzimmer. Denn in den 1870er Jahren wurde erstmals eine Posthilfsstelle in Bredenscheid eingerichtet – im Gasthaus Wiedenkamp, denn hier hielt die Postkutsche. Hin und wieder war das Gasthaus deshalb auch das Ziel von Räubern. So auch zwischen Weihnachten und Neujahr 1911, als die Diebe einen Geldschrank wegschleppten. Der wurde später unversehrt jenseits des Holthauser Bachs im Wald gefunden. Am 1. Oktober 1913 kündigte der Wirt Julius Neuhaus seine Postagentur. Schon um 1904 baute er Ferienzimmer an. Und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Flüchtlinge hier untergebracht.
Bauarbeiten über dreieinhalb Jahre
Seit dreieinhalb Jahren gehört das Haus den Attelmanns. Der Hausherr erklärt, wie die Balken schonend gesandstrahlt und geölt wurden. Die Schwelle an der Vorderseite des Hauses musste komplett erneuert werden. „Sie lag zum Teil unter dem Asphalt der Straße.“ Straßen NRW habe deshalb ein Stück vor dem Haus in Höhe der ursprünglichen Schwelle ausgeschachtet und mit einem Laufgitter versehen – damit das Fachwerk „atmen kann“. Die Wände wurden neu mit Lehm verputzt, gedämmt und noch einmal verputzt. „Insgesamt haben wir hier 45 Tonnen Lehm verarbeitet“, erzählt Attelmann. Die Fenster in der oberen Etage „sind die wahrscheinlich ältesten in Hattingen“. Zwei Winter brauchte der Hausbesitzer für die Restaurierung: „Die Sprossen wurden zum Teil nur durch Kitt und Farbe gehalten.“
Besonders aufwändig war auch die Restauration des Kellers. „Sieben Tonnen Strahlgut mussten wir nach dem Abstrahlen der Wände nach oben tragen.“ Übrigens verdeckte der Stein, der jetzt mit neuer Gravur vor dem Eingang zum Haus liegt, früher den Brunnen im Keller. Und aus dem will Attelmann künftig eigenes Mineralwasser gewinnen. Das wird durch eine Aufbereitungsanlage gefiltert und hat dann „bessere Qualität als das, was aus dem Hahn kommt.“ Voraussichtlich ab Anfang Dezember können sich erste Besucher ein Bild vom neuen Wiedenkamp machen – dann sollen erste geschlossene Veranstaltungen stattfinden können, bevor es später komplett eröffnet. Mit welchem Konzept? „Das ist noch geheim“, macht es Attelmann spannend.