Hattingen. Nur wenige Politiker im Rat der Stadt Hattingen geben im Internet ihre Adresse und Telefonnummer an. Das sagen die fünf Fraktionschefs dazu.

Nur wenige der 48 Stadtverordneten im Rat der Stadt Hattingen sind für die Bürgerinnen und Bürger wirklich erreichbar. Das zeigt ein Blick in das Ratsinformations-System auf der Internetseite der Stadt Hattingen. Jeder Stadtverordnete hat dort die Möglichkeit, neben seinem Namen auch ein Foto, seine Anschrift, Telefonnummer und eine E-Mail-Adresse oder zumindest einen Mail-Kontakt über ein Stadt-Formular anzugeben.

Selbst dieses diskreteste Angebot der Kontaktaufnahme machen aber 18 der 48 Ratsmitglieder den Bürgerinnen und Bürgern nicht. Und bei ihren Anschriften und Telefonnummern sind die Volksvertreter noch zurückhaltender.

Nur zwei der 16 Sozialdemokraten stellen alle Informationen zur Verfügung

Sechs der 16 SPD-Stadtverordneten geben im Ratsinformationssystem nicht einmal ihre Partei an. Acht verzichten auf ein Foto. Zwölf nennen keine Anschrift, sieben keine Telefonnummer. Vier geben keinen Mail-Kontakt an. Nur zwei der 16 Sozialdemokraten stellen alle Informationen zur Verfügung.

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Ebenso verschlossen kommt die CDU-Fraktion daher. Auch bei den Christdemokraten liefern nur zwei der 15 Stadtverordneten das komplette Erreichbarkeitspaket ab. Sieben nennen ihre Partei nicht, sieben bieten kein Foto an. Acht Einträge verzichten auf die Anschrift, elf auf die Telefonnummer. Und der Mail-Kontakt fehlt hinter neun Namen.

Von den drei Ratsmitgliedern der FDP verzichten zwei aufs Foto

Bei den Grünen liefert nur einer der elf Parlamentarier alle Informationen. Drei verzichten auf die Partei, sechs aufs Foto, zehn auf die Adresse wie auch auf die Telefonnummer, drei auf den Mail-Kontakt.

Bei den beiden kleinen Fraktionen sucht man Politiker mit kompletten Angaben vergeblich. Immerhin nennen alle ihre Partei.

Zum Vergleich: Ein Blich nach Sprockhövel

Im Rat der Nachbarstadt Sprockhövel sitzen 38 Stadtverordnete aus fünf Fraktionen, einer ist fraktionslos. Auffällig: Kein einziger Politiker ist im städtischen Ratsinformations-System mit seinem Foto vertreten.

Zwölf der 38 Ratsmitglieder geben keinen E-Mail-Kontakt an, 17 keine Anschrift und 20 keine Telefonnummer.

Die mit Abstand größte Zurückhaltung lässt sich bei den Grünen feststellen. Kein einziger Stadtverordneter dieser Fraktion ist mit seiner Anschrift oder seiner Telefonnummer präsent.

In der Summe sind die Abgeordneten allerdings ansprechbarer als in Hattingen: 18 der 38 Parlamentarier geben Adresse, Telefonnummer und E-Mail-Anschrift an.

Von den drei Ratsmitgliedern der FDP verzichten zwei aufs Foto, alle drei auf die Anschrift, zwei auf die Telefonnummer, ein Ratsmitglied auf den Mail-Kontakt.

Von den drei Vertretern der Partei „Die Partei“ stellen sich zwei ohne Foto, alle drei ohne Anschrift, zwei ohne Telefonnummer und einer ohne Mail-Adresse vor.

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„Beschämend“ nennt FDP-Fraktionschef Gilbert Gratzel das Ergebnis des WAZ-Checks. „Telefonnummer und E-Mail-Adresse müssen dort stehen, um Bürgernähe zu erreichen.“ Dass die Adresse nicht genannt wird, kann Gratzel nachvollziehen – er selbst nennt sie auch nicht. Dahinter stecke die Furcht vor ungebetenen Gästen und Fassadenschmierereien.

Böse Anrufe nach 22 Uhr oder sonntags vor 8 Uhr

„Natürlich müssen wir für Bürger erreichbar sein“, sagt der CDU-Faktionsvorsitzende Gerhard Nörenberg. Dass bei ihm keine Angaben stehen, „muss wohl ein technisches Problem sein“. Die Stadt erbitte die Angaben ja nur einmal kurz nach Beginn der Legislaturperiode. Seine Anschrift angeben will aber auch Nörenberg nicht. Und: „Es gibt schon böse Anrufe nach 22 Uhr oder sonntags vor 8 Uhr.“

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Das sieht Melanie Witte-Lonsing ähnlich. Auch die SPD-Fraktionschefin gibt außer Partei und Foto nichts preis. „Es gibt immer öfter Belästigungen und Beleidigungen“, sagt die Sozialdemokratin. „Natürlich möchten wir erreichbar sein, aber wir müssen uns nicht beleidigen lassen.“ Das war für sie der Grund, ihre Handynummer wieder streichen zu lassen.

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Oliver Degner weist darauf hin, dass die meisten Hinweise und Anfragen über die Internetseite der Partei kämen. Über den Mail-Kontakt auf der Stadtseite, dem einzigen Angebot zur Erreichbarkeit, das der Fraktionschef der Grünen dort macht, laufe wenig.

Martin Wagner von der „Partei“ ist neben dem Liberalen Gilbert Gratzel der einzige Fraktionschef, der auch eine Telefonnummer hinterlegt hat. „Ratsmitglieder sollten erreichbar sein“, sagt er.