Hattingen. Vom Tanzcabaret zum Sündenpfuhl zur Filmkulisse: Die Geschichte der legendären „Copacabana“ in Hattingen – einiges bleibt dabei unausgesprochen.
Die „Copa“ – sie ist eine Legende in Hattingen. 25 Jahre lang wird hier getanzt, gestrippt und gefeiert, alles Weitere bleibt unausgesprochen. „Jaja, die Copa“, mögen jetzt viele denken, sie ist Tanzlokal, sie ist Nachtbar, sie ist auch Filmkulisse. Die „Copacabana“ an der Bahnhofstraße – der Versuch einer Annäherung.
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Viele sind hier zu Gast. Nein, nicht nur Fritz Kasuppke vonne Ecke, sondern auch die Haute-Volée der Stadt. Und prominente Gäste, die sich in der Abgeschiedenheit des liebenswerten Hattingen vergnügen wollen. Komiker Tom Gerhardt hat beispielsweise mal in einer Geheimnis-Show im Fernsehen verraten, dass er in der Copacabana mal eine Nacht durchgefeiert und auf den Tischen getanzt hat.
Im Jahr 1964 eröffnet das „Tanzcabaret Copacabana“
Helmuth Kirchmeier eröffnet im Jahr 1964 das „Tanzcabaret Copacabana“. Schon kurze Zeit später wird es als Sündenpfuhl bezeichnet, weil offen ist, was in den Separées der zweiten Etage passiert. Ein WAZ-Mitarbeiter hat dies einmal mit einem schönen Satz erklärt: „Nicht wenige erzählen, dass die Tänzerinnen die Gäste noch auf ganz andere Art und Weise unterhalten haben sollen.“
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„Eine Nachtbar wie die Copa war für die gängige Moralvorstellung das höchste Maß an Verruchtheit überhaupt“, schreiben Werner Schmitz und Leo P. Ard in ihrem Reportagebuch „Stückwerk“ im Januar 1988. Sie berichten von den Animierdamen, von der „Kundschaft“. Sie beschreiben detailliert „das endlos lange Thekenoval“, die kleine Bühne und auch die Separées mit den zurückgezogenen Vorhängen. „Der Gast hat die freie Auswahl.“
Auch Ulli Seidler wird beschrieben, der letzte Betreiber der „Copacabana“, saloppe Hose, weißes, offenes Hemd. Und sein Vater Willi taucht auf, der den Laden mehr als 20 Jahre geführt hat – er hat einer Stripperin einen lebenden Löwen auf die Bühne gelegt, um den sie herumtanzt. Einen alten, lebensschwachen, sagen sie, der sich kaum noch regt. Und doch wird ihm der Zauber zu bunt und er schnappt zu.
Die „Copa“ wird ruhrgebietsweit zu einer Legende
Das Lachen, die Freude verstummt – aber nur kurz. Schnell werden wieder Filmchen gezeigt, Sekt geschlürft, noch lieber Schampus. Und so wird die „Copa“ ruhrgebietsweit zur Legende.
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„Über die Copacabana und meinen Vater wird viel zusammengebraut, was nicht stimmt“, hat Ulli Seidler in einem WAZ-Gespräch über das Etablissement mal gesagt. „Über dem Lokal hatten unsere Tänzerinnen und Varieté-Künstler, die immer für einen Monat lang blieben, ihre Zimmer, in denen sie dann wohnten.“
Filmdreh der Krimikomödie „Stromberg – die letzte Nacht“
Im Jahr 1980 bucht Filmregisseur Werner Possardt die „Copa“ für zwei Tage und zwei Nächte. Hier dreht er seine Krimikomödie „Stromberg – die letzte Nacht“. In den Hauptrollen sind Klaus Wennemann und Claude-Oliver Rudolph zu sehen, letzterer noch unter seinem Pseudonym Shark Vegas. Und auch Ulli Seidler darf vor die Kamera, er mimt den Türsteher dieser verruchten Lasterhöhle. Manche sagen, eine bessere Location hätte es nicht geben können.
Was nach der Copa kam
Im Jahr 1989 schlossen sich die Pforten der legendären „Copacabana“. In der Folgezeit gab es ein kurzes Gastspiel der Diskothek „Casablanca“ und des Clubs „Area 51“.
Im Jahr 2011 folgte ein Bistro an der Bahnhofstraße 73. Heute ist hier das Ruhrcafé des selbst ernannten „Freiheits-Bäcker“ Richard Sodtke, der mit seiner Corona-Kritik polarisiert.
Doch 1989 ist Schluss, nach einem Vierteljahrhundert wird die „Copa“ geschlossen. Die Idee funktioniert nicht mehr, es kommen zu wenige Gäste. Versuche, das Geschäft zu retten, Jazz und Piano, auch Tagesgeschäft, alles scheitert.
Was bleibt, sind die Legenden, die sich um diese Legende ranken. Denn was genau in den Séparées der oberen Etage passiert ist, sei der Fantasie des Lesenden überlassen – und dem Wissen derer, die während der 25-jährigen Geschichte dabei gewesen sind.
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