Hattingen. Bluttat in Hattingen: Ein Fliesenlegermeister aus Niederwenigern ersticht seine Ehefrau, die Tochter und sich selbst. Das Dorf ist schockiert.
Seine Frau will ihn verlassen, da sieht er keinen anderen Ausweg mehr: Im Februar 2009 ersticht der Mann (51) seine Frau (39) und seine Tochter (10) und schließlich sich selbst – „weil er mit der von seiner Frau gewollten Trennung nicht klargekommen ist“, wie Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr erklärt.
Eine der besseren Wohngegenden Hattingens – und doch passiert Unfassbares
Niederwenigern. Jugendherbergstraße, Ecke Pastoratsweg – kein Zweifel, es ist eine der besseren Wohngegenden Hattingens. Einfamilienhäuser, ruhige Straßen, der Kindergarten ist gleich nebenan. Und doch passiert Unfassbares: Die 15 Jahre alte Tochter findet am 10. Februar 2009 nach der Schule ihre Familie – Mutter, Schwester und Stiefvater – tot nebeneinander liegend im Treppenhaus ihres Einfamilienhauses.
Das Mädchen stirbt durch acht Stichverletzungen in Brust und Rücken, die Frau weist acht Stiche im Rücken und einen in der Brust auf. Der Mann selbst erliegt „einem tödlichen Stich ins Herz“, so Gutjahr. „Die Gerichtsmediziner haben mitgeteilt, dass nichts gegen einen Selbstmord spricht.“
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Das Wennische Dorf ist entsetzt, die Nachricht verbreitet sich rasend schnell. Blumen werden vor dem Flatterband der Polizei abgelegt, an den folgenden Tagen auch vor der Haustür. Den Nachbarn stehen Tränen in den Augen, eine Mitarbeiterin des Kindergartens ist froh, dass die Kinder so laut spielten, „dass sie nichts mitbekommen haben“.
Der Fliesenlegermeister gilt als hilfsbereit und freundlich
Und eine Frage eint alle Wennischen: Wie konnte dazu kommen? Dies ist die Familiengeschichte:
Der Fliesenlegermeister ist hilfsbereit und freundlich. Er engagiert sich in der evangelischen Gemeinde, ist bei Festen stets der Erste, der mit anpackt. Der Familienvater sei ein zugänglicher Mensch gewesen, sagen die Wennischen, „einer, mit dem man sich unterhalten konnte – aber kein Kneipengänger“. Er hat einen Bruder und eine Schwester, der Vater lebt in Sprockhövel.
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1992 kauft der Handwerker mit seiner ersten Ehefrau das Haus an der Jugendherbergstraße, er verlagert auch seinen Geschäftssitz dorthin. Doch am Tag des Einzugs beendet sie die Beziehung.
Das Paar ist glücklich, sie bekommen ein Mädchen
Jahre später lernt er seine zweite Frau kennen, eine Bochumerin, die eine Tochter mit in die Partnerschaft bringt. Das Paar ist glücklich, sie bekommen ein zweites Mädchen, heiraten. Sie sind glücklich, laufen Händchen haltend durch die Wennischen Straßen. Alles eitel Sonnenschein, denken die meisten.
Doch in den ersten Wochen des Jahres 2009 bröckelt das Glück. Erst ist seine Firma in eine finanzielle Schieflage geraten (Ein Nachbar: „Ihm sind Aufträge ausgegangen. Nicht weil er schlecht war, es war ganz einfach nicht mehr zu tun“). Und dann trifft die inzwischen 39-jährige Ehefrau zufällig eine ihrer Jugendlieben wieder – und für diesen Mann will sie sich sofort von ihrem zweiten Ehepartner wieder trennen.
Am Tag der Tat hat er einen Termin beim Psychologen
Der Familienvater hält das nicht aus. „Er wollte, dass die gemeinsame Tochter nicht der Frau allein überlassen wird“, erklärt Staatsanwalt Hans-Christian Gutjahr damals gegenüber der WAZ. Zu Spekulationen, dass der Mann unter Depressionen gelitten haben soll, erklärt Gutjahr: „Wenn Depressionen suizidale Gedanken sind, ja, dann hat es diese gegeben.“
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Ein Arztbesuch belege, dass der 51-Jährige sich bereits seit längerer Zeit mit Selbstmordgedanken beschäftigt habe. Bei einem Psychologen hatte er einen ersten Sitzungstermin. „Am Tag der Tat“, berichtet der Staatsanwalt.
Das Leben geht weiter, die Erschütterung im Dorf bleibt
Die Tochter aus der ersten Ehe der Frau steht nach dem grausigen Fund unter Schock. Sie wird zunächst ins Krankenhaus gebracht und kommt dann bei Verwandten unter.
Das Leben geht weiter, doch die Erschütterung im Wennischen Dorf bleibt. Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall durch das Obduktions-Ergebnis beendet. „Es wird lediglich noch das Umfeld abgefragt“, erklärt Hans-Christian Gutjahr. Hierbei gibt es keine neuen Erkenntnisse.
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