Louisa aus Hattingen macht ein Auslandsjahr in Japan. Kurz vor der Corona-Krise besuchte sie China, genauer Wuhan. So erlebt sie die Corona-Zeit.

Luisa Selent erlebt die Corona-Zeit in Kobe in Japan. Die Hattingerin absolviert dort ein Auslandsjahr. Kurz vor dem Corona-Ausbruch war sie noch zu Besuch in Wuhan.

Kurze Knappheit beim Toilettenpapier

Das Toilettenpapier war bis jetzt nur ein Mal ausverkauft im japanischen Kobe, erinnert sich Luisa. Und das auch nur, weil das Gerücht umging, dass das Klopapier in China produziert wird und die Versorgung problematisch werden könnte. Mittlerweile sind die Japaner aber entspannt, erzählt die Hattingerin: „Die Leute denken, sie haben Corona schon in den Griff bekommen und das Virus überwunden.“

Mit ihrem Freund Mischa besuchte Luisa kurz vor dem Corona-Ausbruch auch China. Sie machten nicht nur an der Chinesischen Mauer Station, sondern auch in Wuhan.
Mit ihrem Freund Mischa besuchte Luisa kurz vor dem Corona-Ausbruch auch China. Sie machten nicht nur an der Chinesischen Mauer Station, sondern auch in Wuhan. © Selent

Die 22-Jährige macht gerade ein Auslandsjahr in Kobe. Zu Hause in Deutschland studiert sie Moderne Ostasienstudien an der Uni in Duisburg. Dort lernt sie Japanisch. Im September 2019 hat sie ihr Auslandsjahr in Japan gestartet.

Besuch in Wuhan

Ihre Wohnung im Studierenden-Wohnheim liegt etwas außerhalb von Kobe. Seit ein paar Monaten wohnt ihr Freund Mischa bei ihr. Eigentlich macht er sein Auslandsjahr an der Universität im chinesischen Wuhan – dem ersten Corona-Epizentrum. „Kurz bevor es mit Corona losging hab ich ihn da auch besucht“, erzählt Luisa. Im Januar besucht Mischa dann Luisa in Japan. Währenddessen wird Wuhan komplett abgeriegelt. „Er hat Glück gehabt, dass er noch rechtzeitig aus Wuhan rausgekommen ist.“ Jetzt ist er bei ihr vorerst gestrandet. Zwar sind die Einschränkung in Wuhan mittlerweile wieder gelockert – Ausländer dürfen aber noch nicht wieder in die Stadt. Außerdem sind alle Flüge nach China gestrichen.

Einreiseverbot in Japan

Nach Angaben des Auswärtigen Amtes steigt die Anzahl der Covid-19-Erkrankungen in Japan weiter an. Die japanische Regierung hat am 17. April die zunächst für Tokyo und die umliegenden Präfekturen, außerdem für die Region Osaka-Kobe und für Fukuoka verkündete Notlage auf ganz Japan ausgeweitet.

In Japan gilt seit 26. März ein Einreiseverbot für nicht-japanische Staatsangehörige aus Deutschland und zahlreichen weiteren Staaten und Regionen. Deutsche Staatsangehörige, die eine langfristige Aufenthaltserlaubnis für Japan haben, können sich weiterhin legal im Land aufhalten.

Corona hat Louisa von Anfang an ernstgenommen, selbst als in Deutschland noch keiner von dem Virus gehört hatte. „Mit dem Wuhan-Stempel im Reisepass wird man auch bei jeder Kontrolle gefragt, ob das denn auch schon zwei Wochen her ist“, erzählt sie.

Notstand in Japan

In Japan merkt Luisa aber lange nichts von der Krise. Mittlerweile hat das Land zwar den Notstand ausgerufen und rät, nicht mehr nach draußen zu gehen. Verboten ist das aber nicht. Die Läden haben weiter geöffnet und ihre Öffnungszeiten nur verkürzt. „Die Frage ist, wie lange noch“, sagt die 22-Jährige.

Neben der Uni arbeitet sie in einem internationalen Kindergarten. Auch der ist trotz Corona und Ausnahmezustand immer noch geöffnet. Die Situation ist für sie surreal. „Es ist auch irgendwie unüberschaubar und nicht klar, ob die Zahlen stimmen.“

Unsicherheit bezüglich der Infektionszahlen

Mit ihrer Mutter Regina besuchte Luisa Selent Kamakura.
Mit ihrer Mutter Regina besuchte Luisa Selent Kamakura. © Selent

Viele Japaner glauben, dass bei den Zahlen gerade am Anfang gepfuscht wurde, um die Olympischen Spiele in Tokio womöglich doch stattfinden zu lassen. Das IOC hatte bis Ende März noch an den Olympischen Spielen festgehalten. Seitdem sie abgesagt sind, sollen die Corona Fallzahlen stärker gestiegen sein, erzählt Luisa. Auf der anderen Seite werde generell nur wenig getestet. Das suggeriere natürlich auch, man habe alles unter Kontrolle. „Es nervt, nichts richtig zu wissen.“

Luisas Uni in Japan hat den Start des Sommersemesters auf den 20. April verschoben. Vorerst finden ihre Kurse online statt. Wie die meisten internationalen Studierenden an ihrer Uni, will sie ihr Auslandsjahr komplett bis zum geplanten Ende im August durchziehen. „Es ist trotzdem belastend, nicht zu Hause bei der Familie zu sein“, sagt die 22-Jährige.

Rückflug nach Deutschland sehr teuer

Sie und Mischa haben überlegt, zurück nach Deutschland zu fliegen. Das ist im Moment aber ohnehin schwierig. „Ich dachte immer, wenn es mir nicht gut geht oder irgendetwas passiert, kann ich immer wieder zurückfliegen“, sagt sie. Nun aber ist der Flugbetrieb eingeschränkt. Die Rückflüge sind sehr teuer: „Das Gefühl, in nächster Zeit vielleicht nicht mehr nach Hause zu können, ist schon nicht gut.“

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