Hattingen/ Huelva. Colin Müller aus Hattingen macht ein Auslandssemester in Huelva in Spanien. Er hofft auf ein Ende der Ausgangssperre. So erlebt er die Coronazeit

Colin Müller durfte zuletzt nur noch zum Einkaufen raus. Die Straßen im spanischen Huelva waren leer und unbelebt, wenn der der 20-jährige Hattinger draußen unterwegs war. Vor den Supermärkten gab es lange Schlangen. Colin macht gerade sein Auslandssemester in Spanien - mitten in der Corona-Krise.

Ausgangssperre anfangs nur teilweise umgesetzt

Die meisten tragen außerhalb ihrer Wohnungen Handschuhe und Mundschutz. „Da habe ich mich aber schnell dran gewöhnt“, sagt der Hattinger.

Seit mehr als einem Monat gilt in Spanien eine Ausgangssperre wegen des Coronavirus. „Am Anfang haben die Leute die Ausgangssperre hier sehr unterschiedlich umgesetzt“, erzählt Colin. Während die einen zu Hause geblieben sind, machten die anderen einfach genauso weiter wie vorher. Mittlerweile halte sich der Großteil aber daran, sagt der Maschinenbau-Student.

Auslandssemester unterbrochen

Im Januar hätte er noch nicht gedacht, dass das Coronavirus solche Auswirkungen haben könnte. Erst Ende Februar war das für ihn abzusehen. „Ich hätte aber nie gedacht, dass die Quarantäne so eine große Sache wird.“ Zurück nach Deutschland fahren wollte er eigentlich nicht. Weil die Ausgangssperre nun aber noch einmal verlängert wurde, entschloss er sich am Wochenende doch spontan zum Rückflug. Für Ende Mai hat sich der Hattinger aber schon ein Ticket besorgt, um dann nach Spanien zurückzukehren. „Ich hoffe einfach, dass sich das in den nächsten Wochen ein bisschen lockert und ich dann wenigstens wieder zum Strand kann.“

Richtig genießen konnte er sein Studium in Spanien wegen der Ausgangssperre nämlich nicht. Schließlich wollte er eigentlich alles das machen, was zu Hause nicht geht und nicht nur drinnen bleiben. „Es wäre schade, deswegen mein Auslandssemester abbrechen zu müssen“, sagt der Student. Noch bis Mitte Juli dauert das Semester.

Reisen vor der Quarantäne

Der Monat in Spanien vor der Quarantäne war für Colin perfekt. „Ich war fast jedes Wochenende in einer anderen Stadt“, erzählt er. Sevilla, Cádiz, Málaga und Faro hat er vorher schon gesehen. Außerdem ging es so oft wie möglich an den Strand und zu Erasmus-Partys. Dann hieß es für Colin: Zu Hause bleiben.

Er wohnte zuletzt mit einigen spanischen Studenten in einer Wohngemeinschaft. Die Hälfte der WG ist schon vor der Krise zurück in die Heimatstädte gefahren. Der Rest ging verständnisvoll mit der Quarantäne um. „Die gehen auch davon aus, dass das noch länger dauern wird.“

Applaus und Musik auf dem Balkon

Um 8 Uhr abends stand Colin auf dem Balkon seiner spanischen Wohnung und klatschte für die Krankenpfleger, die in der Corona-Krise trotzdem arbeiten. Je nach Wetter und Stimmung dauerte das bis zu sieben Minuten. „Teilweise gab es auch Musik und die Leute pfeifen“, erzählt der 20-Jährige.

Zur Uni ging er wegen der Ausgangssperre nicht mehr. Seine Maschinenbau-Kurse in Spanien besuchte Colin deswegen nur noch online. Neben Grillen und in der Sonne liegen, vertrieb er sich damit die meiste Zeit. „Die Uni schüttet mich mit Hausaufgaben zu, aber das ist auf Dauer ja auch nicht Sinn des Auslandssemesters.“

E-Learning und Strandparty

Bei manchen Kursen bot sich das E-Learning aber sogar an. „In den Informatik-Kursen hätten wir sowieso im Klassenraum nur am Computer gesessen,“ erklärt der 20-Jährige. Bei Sprachkursen funktioniere das Lernen online aber nicht. „Da fehlt mir der persönliche Kontakt, um die Sprache richtig zu lernen.“

Colin hat sich Huelva nicht nur aufgrund der guten Uni, sondern auch wegen der Nähe zum Strand ausgesucht. Den vermisste er in der Quarantänezeit besonders. „Ich will unbedingt nochmal surfen, Jetski fahren, eine Strandparty feiern und einen Bootstrip entlang der Küste machen“, erzählt er. Wenn die Quarantäne vorbei ist, überlegt er, zieht er vielleicht mit ein paar anderen verbleibenden Erasmus-Studierenden in den Stadtteil am Strand.

Corona in Spanien

Seit dem 15. März gilt in Spanien eine Ausgangssperre wegen des Coronavirus. Das Haus dürfen die Bürger nur für die Arbeit, Arztbesuche und Einkäufe verlassen. Spaziergänge etc. sind verboten.

Die spanische Regierung hat den Alarmzustand gerade erst bis zum 9. Mai verlängert. Sie stellt aber mögliche Lockerungen in Aussicht. So könnten Ab Ende April Spaziergänge mit Kindern möglich werden. Für einige Regionen könne auch die Ausgangssperre möglicherweise früher zurückgefahren werden. Welche Regionen das sind, erklärte die Regierung noch nicht.

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