Hattingen/ Sprockhövel. Bennet Stau, Abiturient aus Hattingen, hatte auf seiner Weltreise viele Probleme: Buschfeuer in Australien, Proteste in Chile und dann Corona.

Die Nummer seines Reisepasses kann Bennet (19) jetzt auswendig. Eigentlich wollte der ehemalige Schüler des Gymnasiums Holthausen noch auf Weltreise sein. Doch die stand unter keinem guten Stern: Ständig muss er Flüge umbuchen, weil eine Naturkatastrophe, eine kleine Revolution und die Corona-Pandemie seinen Plan torpedieren. Am Ende muss er seine Reise sogar früher beenden als geplant.

Proteste in Chile und Feuer in Australien

Bennet startet seinen Trip Ende Oktober 2019 in der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires. Von da aus geht es für den damals noch 18-Jährigen alleine in den Süden des Landes, nach Patagonien. „Das war eins der absoluten Highlights“, erzählt er am Telefon. Die Natur sei nochmal etwas ganz anderes, als das, was er bisher kannte. Dann aber fängt das Umplanen an.

Der nächste Punkt auf der Reiseroute ist eigentlich Chile – dort protestieren die Menschen aber gerade gegen die soziale Ungerechtigkeit im Land. Für Bennet bedeutet das: eine Nacht am Flughafen und weiter nach Neuseeland, auf die Fiji Inseln und nach Australien. In Melbourne trifft er Freunde aus der Schule. Zusammen wollen sie zwei Monate entlang der Ostküste Australiens reisen. Aber auch daraus wird nichts. Denn zu der Zeit werden die Buschbrände dort immer heftiger.

„Da kam ich mir dann langsam irgendwie veralbert vor“, erzählt Bennet. „In jedem Land wo ich bin, passiert gerade was.“

Corona in Thailand

Von Corona hört der 18-Jährige das erste Mal Ende Januar in Thailand. Das Virus breitet sich gerade südlich von China aus. „Im Norden von Thailand war es aber noch nicht so schlimm, deswegen bin ich trotzdem hingeflogen“, erinnert er sich. Corona, sagt er, haben viele zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich ernst genommen: „Ich hab oft gehört: 'Scheiß auf Corona, man lebt nur ein Mal. Party!'“

Erst in Bangkok bemerkt er Maßnahmen: „In den Einkaufszentren stand Desinfektionsmittel und man hat das quasi in die Hand gedrückt bekommen.“ Auch eine Dach-Bar kann er nicht mehr einfach so besuchen. „Bevor man hoch durfte, wurde Fieber gemessen.“

Als letzte Station in Asien besucht der Abiturient das Himalaya-Gebirge in Nepal. Für ihn als Berg-Fan ein absolutes Muss - danach reicht es ihm aber auch mit Asien. „Ich hab in den zwei Monaten so viel Reis gegessen wie in meinem ganzen Leben davor noch nicht“, erzählt er lachend.

Unsicherheit in Italien

Bennet sehnt sich nach europäischer Umgebung, Essen und Kultur. Deswegen fliegt er Ende Februar nach Italien, genauer gesagt nach Neapel. Zu diesem Zeitpunkt ist dort noch alles normal, die Cafés und Märkte haben geöffnet. In Norditalien hingegen beginnt gerade die Corona-Krise. „Ich habe dann über Nachrichten mitbekommen, dass da Leute sterben wegen Corona.“

Er telefoniert oft mit seinen Eltern, holt sich eine zweite Meinung – denn eigentlich ist Norditalien der nächste Stopp auf der Route. Am Ende muss er die Entscheidung aber selbst treffen: Der geplante Trip mit dem Zug nach Bologna ist das Risiko nicht wert. Stattdessen geht es für Bennet nach Österreich. „Als ich am Flughafen angekommen bin, gab es schon eine extra Sicherheitskontrolle für Corona - auch mit Fieber messen“, sagt er.

Abbruch der Reise in Österreich

Anfang März bricht Bennet den letzten Teil seiner Reise in Wien endgültig ab, eineinhalb Monate früher als geplant. „Zu dem Zeitpunkt war mein Plan einfach nur noch, so schnell wie möglich nach Hause zu kommen, solange ich noch kann.“ Als er am Köln/Bonner Flughafen landet ist der fast komplett leer. „Die haben aus Versehen sogar das Licht am Gepäckband ausgemacht.“

Jetzt ist er froh, wieder zu Hause in Sprockhövel zu sein – auch wenn die Leute erst einmal einen Schritt zurückmachen, wenn er erzählt, dass er in Italien war. „Ich bin während einer Situation wie mit Corona einfach lieber zu Hause in Deutschland als am anderen Ende der Welt."

Hattingen, Corona und die Welt

Bennet Stau macht mit seiner Weltreise den Anfang einer Reihe, in der wir in den kommenden Woche in loser Folge über Hattinger berichten, die die Corona-Krise in anderen Ländern erlebt haben und erleben.

Bennet hat in den vergangenen sechs Monaten insgesamt zwölf Länder bereist. Eigentlich stand noch Prag seinem Reiseplan.