Hattingen. Die Französin Mathilde ist einen Tag vor der Ausgangssperre wegen des Coronavirus nach Hattingen gereist. Dort wartet die auf ein Ende der Krise.

Mathilde Pages hatte die Wahl: Entweder Quarantäne in ihrer Heimatstadt Toulouse in Frankreich oder bei ihrem Freund in Hattingen. Entschieden hat sie sich für Deutschland. „Zu Hause hätte ich nicht mehr raus gedurft, da hab ich mir gedacht, was solls und bin schnell mit nach Deutschland“, sagt die 18-jährige Französin.

Kennenlernen über Sprachlern-App

Seit mehr als einem Monat wohnt sie jetzt mit Freund Jan (20) und seiner Familie in Hattingen. Mittlerweile haben sie schon Gewohnheiten entwickelt. „Es läuft besser, wenn ich morgens Frühstück mache“, erzählt Jan lachend.

Kennengelernt haben sich die beiden über eine App zum Sprachen lernen. Sie wollten ihr Englisch verbessern, haben sich dann in einander verliebt. Seit acht Monaten sind Jan und Mathilde jetzt ein Paar. Normalerweise sehen sie sich eher selten: Mathilde lebt im französischen Toulouse und studiert dort unter anderem Germanistik auf Lehramt, Jan wohnt in Hattingen und studiert Physiotherapie in Bochum.

Urlaub in Toulouse kurz vor der Ausgangssperre

In seinen Semesterferien im Februar besucht der 20-Jährige seine Freundin sechs Wochen in Toulouse. Die Rückfahrt hat er für Mitte März geplant. „Da gab es schon Gerüchte, dass es eine Ausgangssperre geben soll.“ Die kommt auch – Frankreichs Präsident Macron verkündet sie am Abend vor der geplanten Abreise. „Ich steck lieber mit Jan zusammen in Quarantäne fest, als in meiner Wohnung alleine“, entscheidet sich Mathilde und bucht ein Zugticket nach Deutschland.

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Die Grenze zwischen Frankreich und Deutschland im Elsass ist da schon gesperrt, deswegen entscheiden sie sich für den Zug über Brüssel. „Wir wussten nicht, wie das wird und ob Mathilde durchkommt“, sagt der Hattinger. Schlussendlich klappt aber alles ohne Probleme.

Kollegen besorgen Mehl

Jan ist froh, dass Mathilde bei ihm in Hattingen ist. „Ich will nicht, dass sie in Frankreich alleine versauert.“ Auch seine Familie geht mit der Situation sehr entspannt um. „Außerdem backen wir immer so lecker, wenn sie hier ist“, sagt der 20-Jährige lachend. Kekse und Schokokuchen stehen ganz oben auf der Liste. Im Moment haben sie noch genug Mehl zu Hause. Dafür sorgen sogar die Arbeitskollegen seiner Mutter. „Wenn die irgendwo Mehl sehen, kaufen sie das für uns ein.“ Sie nutzen die Zeit aber auch, um neue Rezepte auszuprobieren. „Letztens haben wir Pasta selber gemacht, das war gut“, sagt Mathilde.

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Auch ihre Familie ist glücklich, dass die 18-Jährige bei ihrem Freund in Hattingen ist. Sorgen machen sie sich keine, sagt sie. „Ich vermisse meine Familie natürlich trotzdem und würde sie gerne sehen.“ Ihre Sorge ist aber, dass sie nicht mehr nach Deutschland kommen kann, sobald sie wieder zurück in Frankreich ist. „Deswegen bleibe ich so lange ich kann, mir geht es ja gut hier.“

Unterschied Frankreich und Deutschland

Ihre Freunde in Frankreich sind sogar ein bisschen neidisch auf sie. „In Frankreich darf man nur eine Stunde am Tag raus, während ich hier so lange nach draußen gehen kann, wie ich will“, sagt sie lachend. Gegen die Langeweile machen Jan und Mathilde auch kleine Ausflüge in die Hattinger Umgebung. „Wir wollen uns zum Beispiel Haldenkunst angucken, wie den Tetraeder“, sagt der 20-Jährige. Meistens bleiben sie aber im Garten.

Die Ausgangssperre in Frankreich gilt im Moment bis zum 11. Mai. Dann will das Land die Beschränkungen langsam lockern. „Keiner hätte gedacht, dass die Franzosen die Quarantäne so respektieren würden“, sagt Mathilde. Normalerweise ließen sich ihre Landsleute ungern etwas vorschreiben. Jetzt gingen sie aber sehr verantwortungsbewusst mit der Situation um – das habe sie überrascht.

Rückkehr nach der Ausgangssperre

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Wenn Frankreich die Quarantäne wirklich beendet, überlegt Mathilde zurück nach Toulouse zu fahren. „Es wird nicht schön, wieder zu gehen, vor allem, weil wir uns daran gewöhnen, zusammen zu wohnen“, sagt die 18-Jährige. Sie hofft, dass die Länder die Grenzen ohnehin schnell wieder öffnen, damit Jan und sie sich weiter besuchen können. Beschweren wollen sich die beiden über Corona im Moment aber nicht: „Wenn wir ehrlich sind, hat Corona für uns persönlich etwas Gutes: Wir können viel länger zusammensein.“

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