Hattingen/ Sprockhövel. Lena Zaubzer verbringt mit dem Erasmus-Programm ein Semester in Aarhus als sie vom Coronavirus überrascht wird. An eine Rückkehr denkt sie nicht.

Von meinem Fenster aus kann ich den Hafen von Aarhus sehen, das Meer und etwas von der Innenstadt. Am Anfang meines Auslandssemester war ich fast jeden Tag in den kleinen Straßen unterwegs und habe mich mit Freunden getroffen. Seit Corona auch in Dänemark ist, schaue ich mir die Stadt nur noch von meiner Küche aus an.

Treffen mit Leuten aus der ganzen Welt

In Deutschland studiere ich Journalistik an der TU in Dortmund. Für mein Erasmus-Auslandssemester habe ich mich für die Partner-Uni in Aarhus, der zweitgrößten Stadt Dänemarks, entschieden.

Anderthalb Monate konnte Lena (hinten links) mit Freunden in Dänemark genießen. Dann kam das Coronavirus und viele Freundinnen reisten zurück in ihre Heimat.
Anderthalb Monate konnte Lena (hinten links) mit Freunden in Dänemark genießen. Dann kam das Coronavirus und viele Freundinnen reisten zurück in ihre Heimat. © Zaubzer

Ende Januar bin ich – damals unglaublich aufgeregt – in Aarhus angekommen und habe meine finnische Mitbewohnerin Angela kennengelernt. Ich habe mich gefreut auf spannende vier Monate mit Leuten aus der ganzen Welt. Die Abende im Sherlock Holmes Pub, der Karaoke-Abend mit internationalen Studenten und der Wochenendtrip mit Freundinnen nach Aalborg waren vielversprechend.

Schnelle Abreisen nach dem Corona-Ausbruch

Mitte März ist das Coronavirus aber dann richtig in Aarhus angekommen. Vanessa, eine Freundin aus Kanada, hatte abends schon gesagt, dass sie in den nächsten Tagen zurück nach Hause fahren würde.

Ein paar Stunden später – zwei Uhr nachts – kam die Nachricht: Vanessas Flieger würde in vier Stunden gehen. Mitten in der Nacht bin ich ins Auto gestiegen und zum Wohnheim in der Nähe der Schule gefahren – um Tschüss zu sagen. Einen Tag später ist meine Mitbewohnerin zurück nach Finnland geflogen. In den Tagen darauf sind meine australischen und amerikanischen Freunde und Kommilitonen nach Hause geflogen.

Keine Engpässe im Supermarkt

Ich kann das verstehen. Trotzdem vermisse ich das zufällige Treffen im Supermarkt und die anschließende halbstündige Diskussion über amerikanische und deutsche Politik zwischen den Tiefkühltruhen. Oder die Witze über den deutschen Akzent in meinem Englisch. Es ist vor allem dann komisch, wenn ich merke, dass ich die meisten wahrscheinlich nicht mehr wiedersehen werde – abgesehen vom Webcam-Bild unserer Onlinevorlesung. Ich bin froh, dass Anemone, meine Nachbarin aus den Niederlanden, auch in Aarhus geblieben ist.

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In Dänemark wirkt alles so normal: Ich bekomme im Supermarkt immer alles. Das Klopapier steht sogar gestapelt als Angebot vor dem Eingang. Kürzlich bin ich nach langer Zeit endlich wieder draußen gewesen und habe meine verbliebenen Freunde aus dem Kursus am Strand getroffen. Der ist in Dänemark nicht gesperrt und das Kontaktlimit liegt bei zehn Personen.

Hoffen auf eine Ende der Krise

Es tut richtig gut, wieder etwas vor zu haben. Zurück nach Hause zu fahren, ist mir nie in den Sinn gekommen. Die Uni überlässt mir die Entscheidung. „Eigentlich wäre es schöner, wenn du hier wärst“, haben meine Eltern mir letztens beim Telefonieren gesagt. Sie stehen aber trotzdem hinter meiner Entscheidung, bis zum Kursende Anfang Juni in Dänemark zu bleiben.

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Ich hoffe, dass sich die Situation in den nächsten Wochen wieder entspannt. Ich möchte noch einmal mit meinen Freunden in die Bar der Uni gehen. Und vielleicht klappt ein Trip durch Skandinavien nach Semesterende ja noch. Für mich steht aber fest: Trotz Corona hat sich mein Semester im Ausland gelohnt.

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