Hattingen. Die Suchthilfe in Hattingen hilft am häufigsten Alkoholikern. Mit ihrer Online-Hilfe erreicht sie jetzt auch mehr junge Gamer mit Internet-Sucht.

Der übermäßige Konsum von Alkohol ist mit Abstand der häufigste Grund, aus dem Menschen im vergangenen Jahr Kontakt mit dem Suchthilfezentrum Hattingen aufgenommen haben. Insgesamt 723 Personen suchten 2019 die Hilfe der Berater an der Heggerstraße, die zum Jahresende 4417 persönliche Kontakte zählten. Mit neuen Angeboten erreicht die Suchthilfe nun auch Jüngere besser.

Betroffene und Angehörige suchen Rat

Bei der Mehrzahl der Hilfesuchenden handelte es sich um die Betroffenen selbst. Jeweils gut 300 Menschen wandten sich aufgrund ihrer Drogenprobleme oder anderer Süchte an die Hilfseinrichtung der Caritas. Aber auch 108 Angehörige Betroffener suchten dort Rat und Hilfe.

Im Vergleich zu 2018 sind die Zahlen leicht gesunken. Damals hatten sich 780 Klienten gemeldet. „Das heißt aber nicht, dass es im vergangenen Jahr weniger Suchterkrankungen gab als im Vorjahr“, erklärt Tanja Große Munkenbeck, Leiterin des Hattinger Suchthilfezentrums. „Wir haben ziemlich stabile Betreuungszahlen, was bedeutet, dass es keine starken Schwankungen bei den Suchterkrankungen in unserem Einzugsgebiet gibt.“

Alkohol und Cannabis sind häufigste Probleme

Das häufigste Problem bleibt Alkohol. Betroffen sind hier Menschen ab 35 Jahren bis ins hohe Alter. Aber auch der Konsum von Cannabis führte viele Betroffene zu den Suchthelfern. Die Droge steht vor allem in der Altersgruppe der 15- bis 34-Jährigen im Vordergrund. Grundsätzlich suchen Betroffene in jedem Alter Hilfe an der Heggerstraße. Viele Beratungen fanden in der Altersgruppe von 46 bis 51 Jahren statt (85). Mit zuletzt 99 Klienten ist auch die Altersgruppe ab 61 Jahren stark vertreten.

Das Team um Tanja Große Munkenbeck bietet bei verschiedensten Problemen Hilfe - von der Drogen- oder Spielsucht bis zu Ess-Störungen. Ein neuere Zielgruppe ist die der Online-Gamer. Sie können sich inzwischen auch über das Internet an die Suchthilfe wenden. "Über das Online-Formular melden sich vor allem viele Jüngere", weiß Hans-Jürgen Meier von der Beratungsstelle in Hattingen. Damit ging der Plan auf, die Betroffenen dort abzuholen, wo sie sich oft aufhalten - im Netz.

Angebote für junge Gamer

Über ein Kontaktformular können sie ihr Anliegen schildern. Die Mitarbeiter der Suchthilfe melden sich dann umgehend zurück. "Die Leute melden sich darüber, wenn sie gerade Druck haben. Oft hören wir danach aber nicht mehr von ihnen", berichtet Meier.

Bei einem ersten Kontakt könnten vielfach auch schon einige Fragen geklärt werden. So würde jungen Gamern beantwortet, ob ihr Verhalten schon Zeichen einer Sucht ist. Außerdem vermittelt die Suchthilfe weitere Ansprechpartner und zum Beispiel auch Selbsthilfegruppen.

Prävention in der Suchthilfe

46 Mal konnte das Zentrum in Hattingen 2019 eine Entgiftung vermitteln. In 43 Fällen verhalfen die Mitarbeiter zu einer stationären Therapie, ein Mal auch zu einer ambulanten Therapie.

Besonders die Prävention beschäftigt die Mitarbeiter des Suchthilfezentrums. „Wir möchten früh aktiv werden, bevor sich eine Sucht überhaupt entwickeln kann“, betont Tanja Große Munkenbeck. Dazu gehören Informationsveranstaltungen und Beratung an Schulen für Lehrer, Sozialarbeiter und weitere Multiplikatoren ebenso wie Angebote für die Jugend - mit dem Märchenmobil an Grundschulen und in Kitas oder dem so genannten GigA-Liner, der mit alkoholfreien Cocktails bei verschiedenen Veranstaltungen Station macht.

Beratung am Telefon und Online

Aktuell steht das Caritas Suchthilfezentrum aufgrund der Corona-Krise vor neuen Herausforderungen. Um die Gesundheit von Klienten und Mitarbeitern zu schützen, sind alle Gruppenangebote vorerst eingestellt worden.

Die Beratung wurde auf telefonische beziehungsweise Online-Beratung umgestellt. Für Menschen, die Nachrichten lieber über Messenger-Dienste schreiben, nutzen die Caritas-Mitarbeiter den sicheren Dienst Wire. „Wer also in eine Notlage gerät, sollte auf keinen Fall zögern, uns zu kontaktieren", betont Tanja Große Munkenbeck.

Erreichbar sind die Mitarbeiter des Caritas Suchthilfezentrums unter 02324 92560 und auf www.caritas-en.de/sucht/sucht

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