Hattingen. 4,5 Millionen Euro haben Spieler 2018 in Hattingen in Spielhallen und an Automaten verloren. Die Stadt profitiert – über die Vergnügungssteuer.
Glücksspiel ist in Hattingen ein großes Thema. Spielhallen sind für die einen ein Ärgernis, spülen aber Geld in die Stadtkasse und werden für viele Spieler schnell zu einem echten Problem. Das auch der enorme Anstieg der der Spielverluste – die haben sind in zehn Jahren verdreifacht.
Verluste steigen von 1,5 auf 4,5 Millionen Euro
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2018 wurden in Hattingen 4,5 Millionen Euro verspielt, teilt die Caritas, die das Suchthilfezentrum in Hattingen betreibt, mit. Zehn Jahre zuvor waren es 1,5 Millionen Euro. Im gleichen Zeitraum hat die Anzahl der Geldspielgeräte pro Einwohner zugenommen.
Dabei wirkte sich zuletzt eine Gesetzesänderung auf die Zahl der Spielhallen aus. Seit Dezember 2017 dürfen Betreiber keine Mehrfachkonzessionen unter einem Dach mehr haben. Der Gesetzgeber erlaubte allerdings Härtefall-Anträge, was Hattinger Betreiber nutzten.
Gesetzesänderung verringert Zahl der Spielhallen
Dennoch: Vor der Gesetzesänderung waren an sieben Standorten 13 Spielhallen mit insgesamt 137 Geldspielgeräten genehmigt. „Derzeit sind noch an sechs Standorten neun Spielhallen mit 93 Geldspielgeräten legalisiert“, erklärt Stadtsprecher Thomas Griesohn-Pflieger. Ein Betreiber hatte seine Konzessionen nicht verlängert. „Für die drei Standorte mit Mehrfachkonzessionen wurden mit den Betreibern aufgrund der Härtefallanträge Abschmelzungskonzepte vereinbart.“ Eine Entscheidung befindet sich derzeit noch im Klageverfahren.
„Leider haben viele Kommunen nur ein geringes Problembewusstsein, weil die Gemeinden über die Vergnügungssteuer an den Umsätzen partizipieren“ erklärt Soziologe Arne Rüger für die Caritas.
Einnahmen der Stadt aus der Vergnügungssteuer
Auch für die Stadt sind die Glückspiel-Automaten eine Einnahmequelle. Im Jahr 2018 belief sich der Ertrag bei der Vergnügungssteuer auf rund 850.000 Euro – nur ein Bruchteil davon, 2000 Euro, stammt dagegen aus Tanzveranstaltungen. Im Jahr 2019 beträgt der Planansatz 620.000 Euro und für 2020 laut Entwurf des Haushaltsplans 610.000 Euro. „Die Auswirkungen des Glücksspielstaatsvertrages mit der Reduzierung der Anzahl der Spielgeräte machen sich bei der Vergnügungssteuer deutlich bemerkbar“, sagt Griesohn-Pflieger.
Kontakt zum Suchthilfezentrum
Etwa eine halbe Million Bürger haben laut Caritas in Deutschland ein Problem mit übermäßigem Glücksspiel, in NRW sind etwa 40.000 Menschen von der Sucht betroffen. Hinzu kommen Angehörige und Personen aus dem sozialen Umfeld, die mitbetroffen sind und eigene schwerwiegende psychische Störungen entwickeln können.
Informationen zum Thema Glücksspielsucht erteilt das Suchthilfezentrum an der Heggerstraße 11, per E-Mail an shz-hattingen@caritas-en.de oder telefonisch unter 02324 92560.
Laut Suchthilfe bleibt die Zahl der Glücksspielsüchtigen relativ stabil, die Verluste steigen aber massiv. „Glücksspielsucht ist die Sucht mit der höchsten Verschuldungsrate und der höchsten Suizidalität. Knapp 80 Prozent der Hilfesuchenden in den Beratungsstellen haben ein Problem mit Geldspielgeräten“, erklärt Arne Rüger. Diese Entwicklung bestätigt auch Tanja Große Munkenbeck, Leiterin des Suchthilfezentrums an der Heggerstraße: „Obwohl nur 2,6 Prozent der Bevölkerung überhaupt an Geldspielgeräten spielt, kommen die meisten Klienten aus diesem Bereich.“
Online-Casinos als Gefahr
Kritisch betrachtet Arne Rüger den neuen Glücksspielstaatsvertrag im kommenden Jahr. Er könne die Beschränkungen für Glücksspiele weiter aufweichen, wenn neben Schleswig-Holstein auch andere Bundesländer anstreben, Lizenzen für Online-Casinos zu vergeben.
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Nach Einschätzung der Experten haben Online-Glücksspiele ein besonders hohes Suchtpotenzial. Sie sind ständig verfügbar, anonym und bieten hohe Einsatzmöglichkeiten ohne Kontrolle.
Rubbellose oft Einstieg in die Sucht
Die Suchtberater erklären, dass zum Beispiel Rubbellose oft der Einstieg ins Glücksspiel sind. „Je früher, desto höher ist das Suchtpotential“, warnt die Caritas. Am gefährdetsten sind nach Erfahrung der Experten Männer mit eher geringem Bildungsniveau und Migrationshintergrund.