Hattingen. In Hattingen gibt es zahlreiche Projekte, in denen Kinder und Jugendliche Hilfe bekommen – von der Bewerbung bis zur Verhinderung von Straftaten.

Eltern und Kinder bekommen in Hattingen Hilfe. Wo sie nicht weiterkommen, greift eine Vielzahl von Programmen, die dabei helfen, die Kinder und Jugendlichen auf einen guten Lebensweg zu führen. Einige dieser Modelle wurden im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Zum Teil springen sie schon bei ganz grundsätzlichen Fragen ein.

Jugend stärken mit Gestaltungsprojekten

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Da ist das Programm „Jugend stärken im Quartier“ mit seinem neuen Projekt „Jugend produziert für das Quartier“. Es setzt auf zwei Ebenen an, um Jugendliche zu erreichen: Zum einen geht es um Projekte, bei denen Hattinger zwischen 12 und 26 Jahren helfen können, ihre Umgebung zu verschönern.

Hervorgegangen ist das Projekt, das in Welper und der Innenstadt angeboten wird, aus dem Programm: „Grünes Quartier Welper“. Daniel Osterwind ist dabei Ansprechpartner. Er sammelt Ideen zur Gestaltung des Stadtraums und gibt selbst Anregungen. So wurden ein Sitzpodest am Haus der Jugend gebaut und Mülleimer verschönert.

Hilfe bei Bewerbungen

Daniel Osterwind unterstützt Kinder und Jugendliche in Welper und der Innenstadt.
Daniel Osterwind unterstützt Kinder und Jugendliche in Welper und der Innenstadt. © FUNKE Foto Services | Fischer

Aber dann ist da die zweite Ebene des Projekts: Dort geht es nicht nur um Engagement und Freizeitvergnügen, sondern um praktische Lebenshilfe. Die Ausschussmitglieder erfahren, dass immer mehr Schüler Probleme bei der Praktikumssuche haben. Osterwind hilft ihnen – zum Beispiel dabei, eine Bewerbung zu schreiben. „Oft reicht es schon, wenn man danebensitzt und die Jugendlichen bestärkt“, sagt er. Zum Beispiel auch bei Telefonaten mit möglichen Praktikums- oder Ausbildungsbetrieben. „Eben das, was normalerweise die Eltern machen würden.“ Wo die nicht helfen können oder wollen, ist er da.

Die zwei Ebenen von „Jugend stärken im Quartier“ können sich überschneiden, müssen es aber nicht. „Es gibt Jugendliche, die kommen nur zu einzelnen Aktionen, andere bauen Kontakt auf und suchen dann auch Hilfe.“ Aktuell sind etwa 20 Jugendliche dabei. Im Vorgängerprojekt waren es 60. Dabei sind die Angebote immer freiwillig.

Programm „Kurve kriegen“ der Polizei

Ein ganz anderer Bereich, aber auch einer, in dem Jugendliche auf ihrem Lebensweg geführt werden sollen, ist das Projekt „Kurve kriegen“ der Polizei. Das Klientel hier: junge Menschen, die Straftaten begangen haben und drohen, zu Intensivtätern zu werden. 19 Teilnehmer im EN-Kreis sind derzeit dabei, davon einer aus Hattingen. Drei Viertel der Teilnehmer sind Jungs. Das Durchschnittsalter liegt aktuell bei 14,3 Jahren, erklärt Polizeihauptkommissar Ulrich Beckmann.

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Das Programm ist freiwillig. Angesprochen werden Jugendliche und ihre Eltern, wenn die Kinder bei der Kreispolizei aufgefallen sind – durch eine schwere Straftat oder durch drei geringfügigere Delikte. Begleitet werden die jungen Menschen bis zu ihrem 18. Lebensjahr – wenn sie es möchten. Dabei werden auch die Eltern mitgenommen, erhalten Tipps und Unterstützung, sagt Beckmann. Die Kosten trägt das Land.

Elternbegleiter unterstützen Eltern in der Kita

Schon viel früher – und bei den Eltern – setzen die Elternbegleiter an. 25 sind derzeit in den Hattinger Kitas tätig. Sie geben früh Hilfestellungen um Kindern die bestmögliche Bildung zu ermöglichen und Eltern bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Dabei zeigen sie im Projekt „Kita-Einstieg“ die positiven Effekte des Lernens unter Kindern und Anleitung professioneller Betreuer auf.

+++ Kommentar: Bildung beginnt zu Hause +++

Kommentar von Sabine Weidemann WAZ Hattingen
Kommentar von Sabine Weidemann WAZ Hattingen © WAZ | Speckenwirth

Es ist gut und richtig, dass es viele Angebote für Kinder und Jugendliche gibt. Ebenso richtig ist, dass Eltern dabei unterstützt werden, ihrem Kind eine umfassende Bildung zu ermöglichen und es auf das Leben vorzubereiten. Dennoch erschreckt es, wenn man hört, dass Eltern zum Teil nicht mehr in der Lage sind, ihrem Kind auf einfachsten Lebenswegen zur Seite zu stehen. Wenn Jugendliche nicht wissen, wie man die Suche nach einem Praktikumsplatz angeht und Eltern dabei nicht helfen können oder wollen, dann läuft etwas schief.

Leider hat es den Anschein, dass allzu oft auch Erwachsene der Welt zunehmend hilflos begegnen – wenn einfachste Fragen in sozialen Netzwerken diskutiert werden, statt sich an die Stelle zu wenden, die originär zuständig ist. Wie sollen sie dann ihren Kindern beibringen, Lösungen zu finden? Kinder zur Selbstständigkeit erziehen, ohne sie alleinzulassen – das ist die Herausforderung. Und dabei hilft es nicht, dem Kind noch den Rucksack bis zum Klassenraum nachzutragen und erst recht nicht, den Nachwuchs auf sich allein gestellt zu lassen, weil das Handy irgendwie immer wichtiger ist.

Wir alle sollten uns zum Vorsatz machen: Raus aus der Komfortzone: Erst selbst überlegen, dann fragen; und die Welt mit offenen Augen wahrnehmen. Nur dann können wir das auch unseren Kindern weitergeben. Denn Bildung beginnt immer noch zu Hause.