Flurnamen wie Oberwinzerfeld oder Winz-Baak weisen darauf hin. Das Getränk als Symbolträger. Reben in der Altstadt.

Flurnamen wie Oberwinzerfeld oder Winz-Baak erinnern an die Hattinger Weinbau-Tradition. Die „mittelalterliche Warmzeit“ von etwa 900 bis 1400 ermöglichte den Weinanbau bis nach Nordeuropa. Nördlich des Kirchplatzes von Sankt Georg zwischen heutiger Johannis-, Hegger-, Augusta- und Emschestraße legte die Benediktinerabtei um 1200 einen Weingarten mit Südhanglage an.

Wein war beliebt, nicht zuletzt aus Furcht vor unreinem Trinkwasser. Zudem war er Symbolträger und wurde auch im Gottesdienst oder bei Geschäfts- und Ehe-Vertragsabschlüssen gebraucht. Ort dieser Geschäfte war seit 1406 das Stadtweinhaus. In jenem Jahr erhielt Hattingen das Privileg, Wein zu zapfen.

Stadtweinhaus wurde zur Johanniskirche

1580 wurde der Weinbau aufgegeben, das Stadtweinhaus wurde 1728 zur Johanniskirche, von der heute durch Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur noch der Glockenturm steht.

Prost! - Trinkkultur in Hattingen

Mit Parzellierung und Bebauung des Weingartens Ende des 15. Jahrhunderts setzte eine Bautätigkeit ein, die im 16. und 17. Jahrhundert ein Wohnviertel entstehen ließ.

Bierkonsum der Hattinger sinkt

Auch wenn die Bebauungsstruktur der Johannisstraße weitgehend erhalten blieb, veränderte sich doch der Abschnitt Heggerstraße/Horst spätestens durch die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Neubebauung in den 1970er Jahren.

In jüngster Zeit wird wieder Wein in Hattingens Altstadt und auch in Winz-Baak an der Grenze zu Bochum-Linden geerntet und gekeltert – nicht kommerziell, sondern als Liebhaberei. Die Hobbywinzer Udo Berger und Helmut Brose lassen einen Teil der fast 400 Jahre alten Weinbautradition in ihren Flaschen wieder aufleben.

Was trinken Hattinger statt eines Feierabend-Bierchens? fragt die Broschüre. Vielleicht Wein. Beim Bier jedenfalls liegt der Konsum pro Kopf bei unter 70 Prozent des Verbrauchs von vor 40 Jahren, der Fassbier-Anteil bei nur noch 17 Prozent.