Heute gehen Hattinger in Getränkemärkte oder nach Ladenschluss an dieTankstelle. Früher wurden Getränke noch vor Ort abgefüllt.
1901 gründete Wilhelm Sickermann, Former auf der Henrichshütte, einen Getränkehandel, in dem zunächst hauptsächlich Bier abgefüllt wurde.
In den folgenden Jahren kamen Spirituosen, Wein und eine Limonade namens Raboll hinzu. Raboll wetteiferte nach 1945 mit Tropi, einer Limo aus dem Konkurrenzbetrieb Weygand, der hauptsächlich Schnaps produzierte.
Brauereien verkauften ihr Bier selbst
Anfang der 1960er Jahre schloss Sickermann den Abfüllbetrieb. Brauereien verkauften Bier nun selbst in Flaschen. Bis zur Geschäftsauflösung 1998 war Getränke Sickermann noch als eigenständiger Großhändler tätig, bis er mit zwei ähnlichen Betrieben aus Bochum fusionierte zu einer Logistik- und Einkaufsgesellschaft.
Prost! - Trinkkultur in Hattingen
Geschichten zu den Menschen in der Stadt und ihren Getränken.
- Prost Hattingen: Getrunken wird immer – Trinkkultur in Hattingen
- Schnäpse: Schwarzbrenner überfluteten Betrieb mit 22000 Liter Maische
- Getränkehandel: Raboll und Tropi waren die Limonaden für die Hattinger
- Kaffeeröster: Als echter Bohnenkaffee von Hildebrandt noch Luxus war
- Mineralwasser: „Mimi“ produzierte das Mineralwasser für die Henrichshütte
- Bier: Das Feierabend-Bier in der Kneipe gibt es kaum noch
- Wein: Der Weinanbau hat Tradition im Hattinger Hügelland
„Ein leichter Abschied war das nicht, aber das waren die Zeichen der Zeit“, berichtet Ulrich Borgböhmer, Sickermanns letzter Geschäftsführer und Urenkel Wilhelm Sickermanns, in der WAZ 2011.
Cola kam aus Abfüllanlage an der Blankensteiner Straße
Das neue Nachkriegsgetränk war Coca Cola. Der steigende Bedarf wurde bis in Bergische Land von der Hattinger Fritz Halfmann KG bedient, die dafür 1962 eine Abfüllanlage an der Blankensteiner Straße in Betrieb nahm. 1987 endete die Produktion vor Ort, sie wurde nach Herten verlegt. Ein Getränkehandel, später ein Geschäft für Lebensmittel und Gastronomiebedarf nutzen die Gebäude. Abriss war 2007.
Heute kaufen Kunden in Getränkemärkten. Das Auto erlaubt Getränke kistenweise zu transportieren, Alkohol wird meist in der eigenen Wohnung getrunken. „Die Nahversorgung durch Kneipe oder Büdchen an der Ecke bleibt bei diesem Trend wohl auf der Strecke“, heißt es bedauernd in der Broschüre.