Gladbeck. Im Innovationszentrum Wiesenbusch in Gladbeck wird in einem Pilotprojekt das Mini-Brennstoffzellen-Kraftwerk „Blue Gen“ erprobt. Das kleine Kraftpaket erreicht einen bisher noch nicht erzielten Wirkungsgrad von 60 Prozent und nutzt auch die Abwärme. Kooperationspartner ist das Energieinstitut der Westfälischen Hochschule.
Es ist etwa so groß wie ein Kühlschrank, läuft leise, vibrationsfrei und völlig schmutzfrei: Das Mini-Brennstoffzellen-Kraftwerk, das im Innovationszentrum Wiesenbusch (IWG) Strom und Wärme produziert und dort als vorzeigbare, beispielhafte Spitzentechnologie zur Anschauung steht. Ihre Power sieht man dieser Pilotanlage namens „Blue Gen“ allerdings auf den ersten Blick nicht an.
Das eigentliche Kraftpaket ist der Kern der Anlage: Die Brennstoffzelle des Herstellers „Ceramic Fuel Cells“ (CFCL) aus Heinsberg, die kaum größer ist als ein Schuhkarton. Sie wird erdgasbetrieben und läuft bereits seit einigen Wochen erfolgreich im IWG. In der Brennstoffzelle, die ähnlich einer Batterie aus 52 Schichten mit je vier Brennstoffeinheiten besteht, findet ein elektro-chemischer Prozess statt: Im sogenannten „Stack“ wird durch „kalte Verbrennung“ (ein Verbrennung ohne offene Flamme) aus Erdgas in erster Linie Strom gewonnen. Die Anlage ist dabei nicht nur effizient und umweltschonend, sondern erreicht vor allem einen bislang nicht erzielten Wirkungsgrad: 60 Prozent. Gleichzeitig wird die Abwärme genutzt und so ein Gesamtwirkungsgrad von 85 Prozent erreicht.
Prof. Dr. Michael Brodmann vom Energieinstitut des Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen-Buer, Kopperationspartner des Projekts im IWG, schwärmte bei Vorstellung der Anlage regelrecht: „Diese Brennstoffzelle ist eine einmalige technologische Entwicklung, das modernste und effizienteste Energiesystem, das es derzeit gibt.“ Die Anlage hat eine elektrische Leistung von 1500 Watt und produziert im Jahr bis zu 13.000 Kilowattstunden Strom, erläuterte Andreas Ballhausen, Mitglied der CFCL-Geschäftsführung. Die zusätzliche thermische Leistung liegt bei 600 Watt. „Blue Gen trägt bei dem enormen Wirkungsgrad zum Energiesparen und zur Schonung der Umwelt bei.“ Im IWG produzierte die Pilotanlage bereits 2000 Kilowattstunden Strom. Außerdem unterstützt sie die Wärmeversorgung des Hauses – die Heizung der Duschräume in den Werkhallen wird unterstützt.
Später einmal auch für Einfamilienhäuser denkbar
CFCL produziert den „Blue Gen“ bereits als eines der ersten Modelle dieser Art für den Markt. Etwa 30.000 € kostet eine solche Anlage inklusive Einbau, der auch in einem Einfamilienhaus vorstellbar ist, aber derzeit vor allem für Gewerbetreibende und Firmen interessant sein könnte, so der Hersteller. Privat eigne sich die Anlage, wenn man nicht gerade ein Energiesparhaus habe, als Beistelllösung in Kombination mit einem Gasbrennwertkessel, da der Focus auf der Stromerzeugung liegt. Im IWG wollen die Projektpartner, zu ihnen zählt auch der örtliche Energieanbieter ELE, Praxiserfahrungen sammeln und die Anlage auf ihre Alltagstauglichkeit, Belastbarkeit und den zuverlässigen Betrieb prüfen.
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Zusätzlich wird „Blue Gen“ wertvolle Daten zur energetischen Effizienz der Brennstoffzellen-Technologie liefern, und das auf zeitgemäße Weise: Die Anlage ist kontinuierlich online und stellt ihre Daten ins Internet, so dass sie zum Beispiel von den Studenten am Energieinstitut der Westfälischen Hochschule jederzeit ausgewertet werden können. Sie sollen in die Forschung und Weiterentwicklung von Anlagen und Systemen einfließen.
Prof. Michael Brodmann kündigte außerdem am, dass im Rahmen des Projektes Studierende und Mitarbeiter der Westfälischen Hochschule gemeinsam mit ELE und CFCL Untersuchungen an dem System durchführen wollen mit dem Ziel, neue Projektideen zu entwickeln.“
Wiesenbusch stolz auf der Pilotprojekt
Im Innovationszentrum man ganz stolz, dass das Brennstoffzellen-Projekt in den Räumen am Wiesenbusch läuft. Geschäftsführer Jürgen Buschmeier sagte, die Pilotanlage passe hervorragend in die Landschaft des IWG, das sich schon oft mit innovativen Energiesystemen beschäftigt habe. „Wir bieten für die Anlage die geeigneten Voraussetzungen.“
Bürgermeister Ulrich Roland sagte, für die Stadt Gladbeck als Mitbetreiber des IWG sei wichtig, „dass hier nicht nur Innovationszentrum draufsteht, sondern dass hier auch immer wieder innovative Projekte durchgeführt werden.“ Das Brennstoffzellen-Kraftwerk sei eine Option zur intelligenten und effizienten Energieversorgung der Zukunft, so Roland optimistisch.
Für die ELE ist das Projekt, so der technische Leiter Boris Pateisky, eine Möglichkeit, eine aktive Rolle bei der Realisierung der Energiewende vor Ort mit zu gestalten. Andreas Ballhausen , Geschäftsführer des Brennstoffzellen-Herstellers CFCL merkte an, mit „Blue Gen“ werde auf lange Sicht die Energiewende im Heizungskeller mit Bürgerbeteiligung stattfinden. Die Primär-Energieeinsparung liege bei 50 %. 200 Geräte seien bereits installiert.
Daten und Fakten zur Brennstoffzelle
Bei dem elektrochemischen Prozess im Innern der Brennstoffzelle namens SOFC liegt die Temperatur bei rund 800 Grad Celsius. Dennoch entweicht so gut wie keine Wärme mit der Abluft.
Dafür sorgt eine integrierte Kraft-Wärme-Kopplung, die die Abwärme nutz und umwandelt. Dennoch liegt der Hauptfocus bei der Stromerzeugung. Kauf und Inbetriebnahme des Brennstoffzellen-Minikraftwerkes werden staatlich gefördert.