Unna. .

Bei VDM an der Formerstraße wird jetzt für die Energiequelle der Zukunft produziert. Im Schmelzwerk entsteht der neue Hochleistungswerkstoff „Crofer 22 H“, der speziell für Festoxid-Brennstoffzellen entwickelt wurde. Kleine, leichte und enorm energieeffiziente Kraftwerke, die als An-Bord-Stromversorgung in Autos, Lkw, Flugzeugen, Schiffen bis hin zur stationären Gebäudeenergieversorgung in kleinen und großen Blockheizkraftwerken zum Einsatz kommen können.

Die Festoxid-Brennstoffzelle liefere saubere Energie in Form von Wärme und Strom bei hohen Wirkungsgraden und sei daher die Energiequelle der Zukunft, sagt Dr. Heike Hattendorf, Projektleiterin bei Thyssenkrupp VDM. „Denn im Unterschied zu den bekannten Polymer-Brennstoffzellen, die mit reinem Wasserstoff und Luftsauerstoff betrieben werden, ermöglicht die neue Hochtemperatur-Brennstoffzelle einen Betrieb mit Wasserstoff in Kombination mit Diesel, Benzin oder Methanol.“ Aus denen bei hohen Temperaturen das benötigte wasserstoffreiche Gas gewonnen werden kann. Der Vorteil läge auf der Hand , so Heike Hattendorf: „Eine flächendeckende Infrastruktur für Wasserstoff gibt es bislang nicht, der kostengünstige Kraftstoff ist dagegen überall verfügbar.“

Problem für die Serienreife: Bei der Polymer-Brennstofftechnologie liegt die Betriebstemperatur bei maximal 100 Grad, bei der Hochtemperatur-Brennstoffzelle klettert sie jedoch bis auf 900 Grad.

Hochleistungswerkstoff

Was bislang fehlte, war ein relativ kostengünstiger Hochleistungswerkstoff für die Industrieproduktion, der nicht nur temperaturbeständig sein musste, sondern zudem gute elektrische Leitfähigkeit und Korrosions-Beständigkeit aufweist. Seit Ende der 90er Jahre tüftelte ein Wissenschaftler-Team des Forschungszentrums Jülich an dem Problem, wie Chrom-Edelstahl verändert werden kann, um die Anforderungen zu erfüllen. Das Hinzufügen von Legierungsmitteln wie Wolfram, Niob, Titan und Lanthan brachte schließlich den Durchbruch zur Entwicklung von Crofer 22 H. Dessen Eigenschaften wurden mit den VDM-Experten dann weiter für die Großproduktion in Unna optimiert.

Mit Hilfe des neuen, gut zu verarbeitenden Werkstoffes ist es möglich, Stahl-Zwischenplatten anzufertigen, die die einzelnen Brennstoffzellen zu einem leistungsfähigen Leichtbaustapel verbinden. „Durch die Herstellung im industriellen Maßstab können die Fertigungskosten der Brennstoffzellen deutlich reduziert werden“, sagt Dr. Robert Steinberger-Wilckens vom Forschungszentrum Jülich. Gewiss auch ein wichtiges Argument für die Serienproduktion in der Automobilindustrie. „Für VDM Unna bedeutet die Produktion der Speziallegierung natürlich auch ein Stück Standortsicherung“, so Dr. Heike Hattendorf.