Gladbeck. Ein neues Einkaufsangebot soll den Alltag der Menschen in dem Seniorenzentrum in Gladbeck aufwerten. Und ein Stück Selbstständigkeit schaffen.

Ein Glöckchen klingelt und langsam setzt sich der Wagen in Gang. Die rot-weiße Markise erinnert an einen Stand auf dem Wochenmarkt. Die Waren liegen fein säuberlich in den kleinen Regalen nebeneinander. Gummibärchen, Minzschokolade und Karamellbonbons sind zu sehen, aber auch eine kleine Auswahl an Getränken und Drogerieprodukten. Was hier durch die Gänge des Gladbecker Vinzenzheims fährt, ist der neue Kioskwagen „Emma“, der am Mittwoch erstmals zum Einsatz kam.

Ab dem 19. April geht der Wagen in den Dauerbetrieb. Einmal pro Woche wird das Personal des Seniorenzentrums mit dem mobilen Kiosk durch die Flure des Heims fahren und den Bewohnerinnen und Bewohnern des Heims die Waren anbieten. „Die Menschen sollen sich hier kaufen, was ihrer Seele guttut“, sagt Marcel Ortega, Regionalleiter des Diakonischen Werks Gladbeck-Dorsten-Bottrop, der zusammen mit einigen Mitgliedern des Fördervereins bei der Übergabe dabei ist. Der mobile Kiosk sei gedacht als Möglichkeit, eigenständig einzukaufen und ein wenig „Marktgefühl“ zu spüren. Denn viele der hier lebenden Menschen, so Ortega, seien nicht mehr in der Lage, selbstständig ihre Einkäufe zu erledigen.

Kioskwagen schafft neue Möglichkeiten im Vinzenzheim

Das gilt auch für Ingrid Ptok. Die Rentnerin präsentiert glücklich die Packung Karamellbonbons, die sie sich gerade gekauft hat. Für Ptok ist der Kioskwagen ein tolles Angebot, denn sie selbst ist auf einen Rollstuhl angewiesen und kann nicht mehr einkaufen. „Bisher musste immer meine Familie die Einkäufe für mich erledigen“, sagt sie. Jetzt könne sie sich wieder selbst darum kümmern, wenn sie mal einen Wunsch auf dem Herzen habe. Und auch für andere Bewohner, vor allem die Bettlägrigen, sei der Wagen ideal.

Wie Ptok sind auch Willi Schwers und Mike Kohlmeyer bei der Einweihung des Wagens dabei. Kohlmeyer fährt mit seinem elektrischen Rollstuhl selbst noch einkaufen. Der neue Kiosk sei aber auf jeden Fall eine sinnvolle Ergänzung, falls er mal etwas vergesse. Schwers sieht das ähnlich. „Wir werden hier ja voll verpflegt, deshalb fehlt mir eigentlich nichts. Aber für einen Snack zwischendurch ist es super“, sagt der Rentner – und fügt mit Blick auf seine Tüte Gummibärchen hinzu: „Außerdem erinnert es an die alten Zeiten.“

Bewohner können Produkte vorbestellen und liefern lassen

Auf die Ansprüche im Seniorenzentrum ist der Kiosk voll angepasst. Der Wagen ist schmal und wendig genug, um in die einzelnen Zimmer rollen zu können. Auch Seniorinnen und Senioren, die bettlägerig sind, können so den Kiosk nutzen. Gezahlt wird bargeldlos, die Kosten werden direkt von den Taschengeldkonten abgebucht. „Auf dem Tablet kann das Pflegepersonal neben den Preisen auch sehen, ob Bewohner ein Zahlungslimit haben“, sagt Ortega. Dadurch wird vermieden, dass etwa Demenzkranke unwissentlich zu viel Geld auf einmal ausgeben.

Bürgermeisterin Bettina Weist (r.) und Vinzenzheim-Bewohnerin Ingrid Ptok neben dem neuen Kiosk-Wagen.
Bürgermeisterin Bettina Weist (r.) und Vinzenzheim-Bewohnerin Ingrid Ptok neben dem neuen Kiosk-Wagen. © FUNKE Foto Services | Ingo Otto

Da der Platz auf dem Wagen begrenzt ist, gibt es nur eine kleine Auswahl an Snacks, Getränken und Pflegeprodukten, die spontan gekauft werden können. Dank eines Produktkatalogs und Bestellscheinen können die Bewohner aber Dinge vorbestellen, die dann zum nächsten Termin mitgebracht werden. Auch die Preise können im Katalog eingesehen werden.

Spendengelder ermöglichen Anschaffung

Die Idee für den Kioskwagen hat sich der Gladbecker Förderverein aus Dorsten abgeschaut. Dort nutzt seit einiger Zeit das Altenzentrum Maria Lindenhof der Diakonie einen Kioskwagen der Firma ‚Emma‘. Die Erfahrungen, die dort gemacht wurden, seien rundum positiv gewesen, erzählt Ortega. Deshalb habe man sich entschieden, auch für Gladbeck einen solchen Wagen anzuschaffen. Bürgermeisterin Bettina Weist übergab als Vorsitzende des Fördervereins der Seniorenzentren Martha- und Vinzenzheim den mobilen Kiosk am Mittwoch offiziell dem Vinzenzheim.

Fast wäre die Anschaffung des mobilen Marktstandes an den Kosten von rund 3500 Euro gescheitert, berichtet Ortega. „Die finanziellen Mittel des Fördervereins reichten für den Kauf nicht aus. Nur dank großzügiger Spenden von Jürgen Puschadel sowie der Familie Mengede konnten wir uns den Kiosk leisten.“ Dank dieser Spenden bringt der Kioskwagen ab Ende April den Bewohnern des Vinzenzheims neue Lebensqualität, Spontanität und Eigenständigkeit.

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