Gladbeck. Den Traum von den eigenen vier Wänden konnten sich im vergangenen Jahr in Gladbeck immer weniger Menschen erfüllen. Ein Blick auf den Markt.

Der Wunsch nach den eigenen vier Wänden, der Traum vom eigenen Haus – er hat im vergangenen Jahr auch in Gladbeck stark nachgelassen. „Der stetige Aufwärtstrend für Wohnimmobilien wurde 2023 erstmals über ein ganzes Kalenderjahr gebrochen“, erklärt Dörthe Schmidt in ihrer Funktion als Vorsitzende des Gutachterausschusses für Grundstückswerte in den Städten Gladbeck, Dorsten und Marl. Der Blick in die Statistik habe im Jahresvergleich „die erwartete rückläufige Entwicklung“ gezeigt. Doch wie sieht die Situation konkret in Gladbeck aus?

Preise für Häuser und Eigentumswohnungen sind in Gladbeck gesunken

In allen drei Städten, auf die der Gutsachterschuss schaut, sind die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um neun Prozent gesunken. Die Preise für Eigentumswohnungen gingen um vier Prozent zurück. Und es gibt noch weitere Daten, auf die der Gutachterausschuss zurückgreift: Neben dem Preisrückgang im Sektor der Wohnimmobilien war auch die Anzahl der Kauffälle aller Grundstücksteilmärkte weiter rückläufig, so Schmidt. Für Gladbeck bedeutet das: Hier wurden 2023 um 14 Prozent weniger Immobilien gehandelt als noch im Jahr davor.

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Die Stadt Dorsten steht mit einem Rückgang um zehn Prozent etwas besser da, wohingegen in Marl sogar ein Minus von 21 Prozent zu verzeichnen war. Festgemacht hat der Gutachterausschuss das an den getätigten Vertragsabschlüssen. So habe auch der örtliche Immobilienmarkt auf Eckdaten wie gestiegene Finanzierungszinssätze sowie weiter anhaltende Unsicherheiten bei Energie- und Heizungs-Fragen reagiert. Schmidt: So wenig Käufe wurden zuletzt im Jahr 2009 registriert.

Für Transparenz auf dem Immobilienmarkt

Der Gutachterausschuss für Grundstückwerte in den Städten Gladbeck, Dorsten und Marl besteht aus ehrenamtlichen Sachverständigen, die von der Bezirksregierung bestellt werden. Das zentrale Anliegen des Gremiums ist es, Transparenz auf dem Immobilienmarkt zu sorgen.

Zu den wesentlichen Aufgaben gehören die Führung und Auswertung der Kaufpreissammlung, die Ermittlung von Bodenrichtwerten und sonstigen für die Wertermittlung erforderlichen Daten sowie die Erstellung von Verkehrswertgutachten für gerichtliche und private Zwecke.

Amtliche Richtwerte und ein Grundstücksmarktbericht werden jährlich auf www.boris.nrw.de veröffentlicht. Weitere Informationen auf www.dorsten.de/gutachterausschuss.

Anders sieht die Preisentwicklung beim Bauland aus

„Diese Entwicklung ist nicht auf die Preisentwicklung für Bauland übertragbar“, sagt die Expertin weiter. Dieser Teilmarkt sei geprägt durch ein extrem geringes Angebot. In 2023 seien deshalb sehr wenige Baulandverkäufe auf teilweise immer noch sehr hohem Preisniveau getätigt worden. Explizit weist Schmidt da auf gewerbliche Flächen hin. Die sind allerdings im flächenmäßig kleinen Gladbeck besonders rar. Auf der Homepage der Verwaltung heißt es, dass die Stadt aktuell keine städtischen Grundstücke zum Verkauf anbietet. Und auch unter den Wohnbauprojekten seien derzeit keine Vorhaben, bei denen lediglich das Grundstück angeboten wird.

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Doch welche Wohnbauvorhaben gibt es aktuell überhaupt in Gladbeck? Einen Überblick bietet auch in diesem Punkt die Homepage der Stadt (www.gladbeck.de.). Neue Projekte sucht man dort allerdings vergebens, vielmehr trifft, wer sich für den Markt interessiert, auf viel bereits seit längerem Bekanntes. Hier einige Vorhaben:

  • Aufgegebene Hermannschule an der Schulstraße in Zweckel: Hier plant die Mülheimer Wohnungsbau eG für den Gladbecker Verein „Allerlei Leben“ ein Mehrgenerationen-Wohnprojekt. Vorgesehen sind 24 Wohneinheiten für Alleinstehende und Paare mit sozialverträglichen Mieten. Sechs Wohnungen werden sich im alten Schulgebäude befinden, 18 in zwei Neubauten. Ergänzend dazu sind auf dem Areal noch zwei Doppelhäuser geplant. Das Projekt, heißt es auf der Stadtseite, befindet sich bereits in der Vermarktung.
  • Neues Wohnquartier in Zweckel: Auf der Fläche zwischen der ehemaligen Schlägel & Eisen-Siedlung und der Schulstraße plant die IB Bau Ochtrup ein neues Wohngebiet nach ökologischen Standards. Circa 40 Wohneinheiten sollen entstehen – in einem Mix aus Doppel-, Reihen- und frei stehenden Einfamilienhäusern. Im Südosten des Areals soll auch eine Kindertagesstätte gebaut werden. Bis zum Baustart wird allerdings noch Zeit verstreichen. Ein entsprechender Bauantrag muss nämlich noch aufgestellt werden.
  • Neun Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 168 Wohnungen entstehen derzeit auf dem Areal der alten Bergarbeitersiedlung Schlägel & Eisen an der Bohnekampstraße in Zweckel. Zum Quartier gehört auch eine Pflegeeinrichtung. Drei Gebäude stehen bereits, das komplette Baugebiet soll Ende des Jahres fertig sein, so die Planung.
  • An der Ecke Feldhauser Straße/Brunnenstraße (ehemaliges Gelände der Willy-Brandt-Schule) sollen neben dem neuen Rewe-Supermarkt zwei dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit ca. 24 öffentlich geförderten Wohnungen entstehen. Der Bauantrag liegt vor, als nächstes stehen Bau und Vermarktung an.
  • In Alt-Rentfort entsteht an der Johowstraße direkt gegenüber vom Stadtgarten ein neues Wohnquartier. Seit Bekanntwerden der Pläne ist das Interesse an diesem Neubaugebiet groß. Gebaut werden sollen 41 Einfamilienhäuser (Doppelhaushälften und frei stehende Einfamilienhäuser). Auch vier Mehrfamilienhäuser mit barrierefreien Eigentumswohnungen und/oder Mietwohnungen sind hier vorgesehen. Die Bautätigkeiten haben bereits begonnen.
  • Und auch im Stadtteil Butendorf soll sich etwas tun: Am Bramsfeld auf dem Gelände des abgerissenen alten Möbelhauses Tacke soll ein größeres Wohnquartier entstehen. Gedacht ist an einen Mix aus Mehr- und Einfamilienhäusern. Allerdings befindet sich die Planung hierfür auch noch ganz am Anfang.