Gladbeck. Im Gladbecker Problem-Hochhaus herrscht eine große Fluktuation unter den Bewohnern. Der Faktor schlägt sich im aktuellen Bericht nieder.

Es ist Ruhe eingekehrt am und im Problem-Hochhaus Steinstraße in Gladbeck. Diesen Eindruck erweckt wenigstens der Blick auf den aktuellen Sachstandsbericht der Stadtverwaltung. Die Anwohnerschaft sieht manches kritischer. Und es gibt einige Faktoren, die Unruhe ins Gebäude samt Umfeld bringen. Im Haus geht‘s zu wie im sprichwörtlichen Taubenschlag.

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Naja, etwas ruhiger sei es schon geworden, meinen Tobias Stolze und Uwe Bergmann. Aber, so räumen die beiden Anwohner an, das sei schlichtweg jahreszeitlich bedingt. Wenn es draußen kalt ist, bleiben die Menschen, die in dem schlagzeilenträchtigen Hochhaus wohnen, lieber drinnen. Doch sobald die Außentemperaturen klettern, steige die Lust der Bewohner, sich um das Gebäude zu versammeln, zu feiern – gerne bis mitten in die Nacht.

Anwohner Uwe Bergmann erwartet mit den wärmeren Monaten wieder größere Probleme

Bergmann schwant darums schon Böses: „Lasst es mal wärmer werden!“ Dann, so prophezeit der Anwohner, gehe es wieder los mit Geschrei, wilden Müllhalden rund ums Gebäude und „Beschleunigungsorgien“ rasanter Autofahrer. Bereits jetzt habe es, wenn es nicht allzu kalt war, Abende mit viel Radau gegeben.

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Das städtische Ordnungsamt hat laut Verwaltung im Dezember drei Maßnahmen durchgeführt. Es musste einmal ein Laubengang geräumt werden. Abgemeldete Fahrzeuge hatten von der Bildfläche zu verschwinden, „Möbel wurden durch den KOD zur städtischen Wohneinheit transportiert“. Der Verwaltungsbericht führt ferner vier Ordnungswidrigkeitsverfahren zwischen November 2023 und Januar 2024 an.

Was, neben vielleicht kulturell verwurzelt in Verhaltensweisen und Benehmen, obendrein viel Unruhe in die Steinstraße 72, bringt, ist wohl die enorme Fluktuation. Menschen aus Deutschland und zehn Nationen wohnen dort unter einem Dach; das Gros stammt, mit Abstand, aus Bulgarien und Rumänen. Ebenfalls vertreten als Bewohner sind: Iran, Irak, Serbien, Polen, Spanien, Syrien, Türkei und Ukraine.

Die direkten Nachbarn des Problem-Hochhauses Steinstraße 72, Tobias Stolze (links) und Uwe Bergmann, beobachten die Zustände an der Gladbecker Immobilie schon seit Jahren.
Die direkten Nachbarn des Problem-Hochhauses Steinstraße 72, Tobias Stolze (links) und Uwe Bergmann, beobachten die Zustände an der Gladbecker Immobilie schon seit Jahren. © FUNKE Foto Services | Oliver Mengedoht

„Aktuell sind 263 Personen melderechtlich erfasst“, teilt David Hennig auf WAZ-Anfrage fest. Registriert seien 139 bulgarische Staatsangehörige, 89 rumänische und 25 deutsche Staatsangehörige. Die Stadtverwaltung erläutert: „Das Bundesmeldegesetz (BMG) ermächtigt die Meldebehörde, bei konkreten Anhaltspunkten auf die Unrichtigkeit oder Unvollständigkeit des Melderegisters den Sacherhalt von Amts wegen zu ermitteln. Auf dieser Grundlage finden regelmäßige Überprüfungen statt, die die Vollständigkeit des Melderegisters sicherstellen.“

Immer wieder zieht es Bewohner zurück in die Heimat

Nur: Vielleicht haben die Betreffenden die Steinstraße schon längst wieder verlassen, bevor überhaupt melderechtliche Auskünfte vorliegen. Offensichtlich hält es etliche Bewohner nicht an dieser Adresse in Gladbeck, denn es herrscht hier ein Kommen und Gehen.

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Das Zahlenwerk der Stadtverwaltung berücksichtigt unter anderem die Umzüge von der Steinstraße 72 innerhalb Deutschlands in den vergangenen beiden Jahren. Wurden 2022 noch vier bulgarische Staatsangehörige statistisch festgehalten, die es nach Wuppertal und München zog, waren es 2023 sechs. Ihre Ziele waren Bottrop, Gelsenkirchen und Göppingen. Neun rumänische Staatsangehörige zogen 2022 um nach Duisburg, acht weitere im darauf folgenden Jahr.

Aktuell sind 263 Personen melderechtlich erfasst
David Hennig über die Bewohnerschaft Steinstraße 72

Wenn Bewohner der Steinstraße 72 ins Ausland verzogen, handelte es bei dem neuen Wohnhaus fast ausschließlich um das Heimatland. Bei bulgarischen Staatsangehörigen traf das 2022 auf neun Menschen. Anno 2023: sechs.

Ähnlich sieht es für die andere große Gruppe aus, die zahlenmäßig sehr stark im Hochhaus vertreten ist. Zwei rumänische Staatsangehörige kehrten 2022 in ihre Heimat zurück, sieben im vergangenen Jahr. Ein achter zog fort nach Belgien.

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Von Amts wegen abgemeldet wurden vor zwei Jahren 23 bulgarische Staatsangehörige, 15 weist die Statistik für 2023 aus. Ein Blick auf die rumänische Gruppe: 30 (2022) und 34 (2023).

Nach Erkenntnissen der Stadtverwaltung waren die Monate April bis November diejenigen mit den meisten Zuzügen ins Hochhaus Steinstraße. „Fortzüge gab es ganzjährig.“

Geburten-Bilanz fällt für rumänische Bewohnergruppe stark aus

Zuwachs bekam die Bewohnerschaft Problem-Immobilie Steinstraße, indem Kinder hier in Gladbeck das Licht der Welt erblickten. Vor zwei Jahren gab‘s zweimal Nachwuchs für die bulgarische Gruppe, 2023 wurde ein Kind geboren. Stärker fällt die Geburten-Bilanz für die rumänische Bewohnergruppe aus: drei Babys im Jahr 2022, ein Jahr später sogar fünf Neugeborene.