Gladbeck. Der Handelt mit kranken, ungeimpften Hunde aus Osteuropa blüht. Fehlt der Tollwut-Schutz, droht Quarantäne. Das wird teuer für die Tierbesitzer.
Hunde sind beliebte Haustiere. Der Vierbeiner gilt ja auch nicht zu Unrecht als bester Freund des Menschen. In der Corona-Pandemie war der Wunsch nach so einem treuen Begleiter auf vier Pfoten besonders groß. Klar, es war ja auch die Zeit, in der die meisten sozialen Kontakte auf null heruntergefahren werden mussten. Corona ist überstanden. Der Wunsch vieler Zweibeiner nach einem Hund, der bleibt aber unverändert. Und es gibt auch immer wieder Menschen, die Welpen von zwielichtigen, illegalen Händlern kaufen. Ein Trend, der zunimmt – und vor dem auch das für Gladbeck zuständige Veterinäramt des Kreises Recklinghausen eindringlich warnt.
Die Welpen haben oft eine lange Leidensgeschichte hinter sich, wenn sie bei ihrer neuen Familie einziehen
Wer mit dem Gedanken spielt, einen jungen Hund auf diese Weise zu kaufen, der muss sich darüber im Klaren sein, dass die Tiere oft schon eine lange Leidensgeschichte hinter sich haben, bevor sie von den neuen Besitzern in Empfang genommen werden. Ebenso wie die Muttertiere, die als reine Gebärmaschinen oft ein Leben lang in dunklen Verschlägen gehalten werden. Können sie keine Jungen mehr bekommen, werden sie „entsorgt“. Genauso verfahren die Händler auch mit den Welpen, die zu krank für den Verkauf sind. Die Veterinäre des Kreises finden deutliche Worte, was das Vorgehen solcher Hundehändler angeht.
Oft stammen die Tiere von großen Welpenfarmen in Osteuropa, gehandelt werden sie im Internet. „Das macht es auch so schwer, an die Anbieter heranzukommen“, erklärt Svenja Küchmeister, Pressesprecherin beim Kreis Recklinghausen. Die Zeiten, in denen Tiere am Straßenrand aus dem Kofferraum eines Autos heraus verkauft wurden, seien lange vorbei. Für die Veterinäre bedeutet das: Genaue Zahlen über den illegalen Handel gibt es gar nicht. „Es fällt immer nur auf, wenn tatsächlich mal ein Lkw mit Hunden gestoppt wird, oder Tierärzte uns kranke und ungeimpfte Tiere melden“, so Küchmeister.
Kranke Welpen – hohe Tierarztkosten
Denn auch das ist Fakt: die meisten der Welpen kommen krank bei ihren Familien an, manchmal sogar schwer krank. Die Folge sind oft horrend hohe Tierarztkosten. Schlimmstenfalls müssen Welpen eingeschläfert werden, um sie von ihren Leiden zu erlösen. Zum Schnäppchenpreis gibt es die jungen Hunde bei diesen Händlern übrigens auch schon lange nicht mehr. Seit Corona, so die Information aus dem Kreisveterinäramt, haben die Preise deutlich angezogen. Um die 2500 Euro für einen angeblich reinrassigen Hund seien da keine Seltenheit.
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Dafür seien die Tiere dann aber auch immer sofort verfügbar. Das wiederum kommt den Käufern entgegen, die immer ungeduldiger werden. Bei einem richtigen Züchter muss man in der Regel lange auf einen Welpen warten. Die jungen Hunde bleiben mindestens acht Wochen bei ihrer Hundemutter, oft sogar noch länger.
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Natürlich werden die Tiere auch nur nach ärztlicher Untersuchung und geimpft abgegeben. Die Tiere werden artgerecht gehalten, haben bei den Züchtern schon die ersten wichtigen sozialen Kontakte, was sehr wichtig ist für ihre Prägung. Zudem schauen seriöse Züchter auch ganz genau, wem sie einen ihrer Welpen überlassen. Da kann es durchaus auch schon einmal passieren, dass ein Kauf überhaupt nicht zustande kommt. Auch züchten seriöse Anbieter nur mit Hunden, die gesund sind und auch frei von rasse-bekannten, vererbbaren Erkrankungen. Dafür lassen sie Gentests anfertigen. So erklären sich auch die Preise im vierstelligen Bereich, die seriöse Züchter verlangen
Diese Summe müssen die Tierbesitzer zahlen, wenn der Hund in Quarantäne muss
All das sind Faktoren, erklärt Svenja Küchmeister, die beim illegalen Welpenhandel keine Rolle spielen. Eingekauft für ein paar Euro, verkaufen die Händler die Tiere dann für viel Geld in Deutschland – ohne den Käufern zuvor etliche Fragen zu stellen. Im Kaufpreis für die Welpen sind Impfungen, Herkunftsnachweis und Papiere in der Regel nicht enthalten. Küchmeister: „Wird dann beim ersten Tierarztbesuch festgestellt, dass die Tollwutimpfung fehlt, muss der Hund sofort in Quarantäne.“ Und das kann für den Tierbesitzer richtig teuer werden. Da die Händler meistens nicht zu fassen sind, bleiben die Käufer nämlich auf den Kosten sitzen.
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Svenja Küchmeister rechnet vor: „Ein dreimonatiger Aufenthalt in Quarantäne schlägt mit 2000 Euro zu Buche. Und da sind die Tierarztkosten noch nicht mit drin.“