Gladbeck. Beim Neujahrsempfang der Stadt Gladbeck gab Hans Hund, Präsident der Handwerkskammer Münster, einen Einblick in die Stimmungslage der Betriebe.
Das Handwerk stand in diesem Jahr beim Neujahrsempfang der Stadt im Vordergrund. Entsprechend dann auch das Motto des Abends: „Tradition und Innovation – das Handwerk schafft Zukunft.“ Rund 700 Handwerksbetriebe gebe es in der Stadt, erklärte Bürgermeisterin Bettina Weist in ihrer Rede. „Diese mittelständischen Betriebe sind ein wichtiger Motor für unsere wirtschaftliche Zukunft.“ Sie bieten Arbeitsplätze für die Menschen und schaffen Ausbildungsplätze.
Der Präsident der Handwerkskammer Münster, Hans Hund, schloss sich dieser Einschätzung an. Er hatte aktuelle Zahlen dabei, demnach gibt es in Gladbeck aktuell sogar 772 Handwerksbetriebe. Zum Vergleich: Vor zehn Jahren seien es noch etwas mehr als 500 gewesen. Das zeige die Bedeutung des Handwerks für die Stadt und die gesamte Region im Strukturwandel.
Ruhrgebiet sollte stärker auf kleine und mittelständische Betriebe setzen
Hunds Blick galt an dem Abend aber auch der gesamten Region. Das Ruhrgebiet stehe vor wichtigen wirtschaftlichen Weichenstellungen, so seine Einschätzung. Es sei für die Region künftig wichtig, auch auf kleinere und mittelständische Betriebe zu setzen, um so die Abhängigkeit von Großkonzernen zu vermeiden, so sein Rat. Zugleich betonte er die „soziale Bindungsfähigkeit des Handwerks“. Die Menschen, die dort arbeiteten, wanderten nicht so schnell ab.
Trotzdem: Auch im Handwerk gebe es Probleme. Mit Blick auf die Proteste der Bauern sagte der Münsterländer Hund: „Im Handwerk ist die Bereitschaft groß, sich dem anzuschließen.“ Gründe seien der immer weiter zunehmende Azubi-Mangel, die Probleme bei der Nachfolgesuche oder auch die überbordende Bürokratie. Diese sei allein im vergangenen Jahr um 54 Prozent gestiegen,
Handwerkskammerpräsident warnt vor „Bürokratiewahnsinn“
Hund hatte ein Beispiel aus dem eigenen Unternehmen parat. Er beschäftigt dort Mitarbeiter im Bereich Photovoltaik. Er sei verpflichtet, diese über die Gefahren durch die Sonne aufzuklären und müsse ihnen auch Sonnencreme stellen. „Das alles muss selbstverständlich dann auch dokumentiert werden.“
Das gelte auch für zahlreiche andere Daten, die abgefragt würden und dokumentiert werden müssten. „Wir fragen uns, wo die ganzen Daten, die erhoben werden, bleiben.“ Und weiter: „Wenn der Bürokratiewahnsinn nicht reduziert wird, bekommen wir große Probleme bei Neugründungen und Betriebsübergängen“, so seine Warnung.
Dabei biete das Handwerk immer noch große Chance. Es gebe allein 130 Ausbildungsberufe im Handwerk. Die gelte es viel stärker den jungen Menschen vor Augen zu führen. Auch in den Gymnasien müsste die berufliche Ausbildung viel stärker verankert werden, sagte Hund. Denn mit seinen Fähigkeiten sei das Handwerk unverzichtbar – aktuell etwa bei der Energiewende. Handwerk habe nicht nur goldenen Boden, „Handwerk hat auch eine goldene Zukunft“, so sein Fazit.
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Im Anschluss präsentierten sich auf der Bühne in einer kurzen Gesprächsrunde vier der mehr als 700 Gladbecker Betriebe. Fleischermeisterin Martina Engberding, Elektromeister Jörg Schwalvenberg, Tischlermeister Christian Vennemann und Friseurmeisterin Tanja Fontana schilderten ihre Sicht aufs Handwerk und den Standort Gladbeck. Ihnen allen gemeinsam war ein optimistischer Blick in die Zukunft. Man müsse sich als Betrieb immer wieder anpassen und weiter entwickeln, so bleibe man im Handwerk zukunftsfähig – so lässt sich ihre Botschaft zusammenfassen.