Gladbeck. Die Stadt hat das Rathaus-Café gekauft. Das Gerücht gab es schon länger, eine offizielle Bestätigung nicht. Trotzdem kursieren erste Infos dazu.

Die Fassade des traditionsreichen Cafés Schwarte kann man mit Fug und Recht als prägend für den Willy-Brandt-Platz bezeichnen. Direkt gegenüber des Rathauses erinnert es mit seinen Arkaden fast ein wenig an das bekannte Dallmayr-Haus in München. Und nun gehört dieses von außen so gut aussehende Haus der Stadt. Denn die hat die Immobilie von den bisherigen Eigentümern übernommen.

Ein Archivfoto aus dem Jahr 2017 zeigt die Pralinenauswahl bei Schwarte. Da läuft manch einem sicher das Wasser im Munde zusammen.
Ein Archivfoto aus dem Jahr 2017 zeigt die Pralinenauswahl bei Schwarte. Da läuft manch einem sicher das Wasser im Munde zusammen. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Allerdings: Weder die Stadt noch Familie Schwarte bestätigten das am Freitag auf Nachfrage offiziell. Aus Kreisen der Lokalpolitik, die dem Kauf zustimmen musste, gibt es dagegen von unterschiedlichsten Seiten Informationen, die den Vorgang bestätigen. Weil der gesamte Vorgang nicht-öffentlich beraten wurde, lässt sich jedoch niemand namentlich zitieren. Auch Details zum Kaufpreis waren nicht zu erfahren.

Kaufbeschluss wurde in nicht-öffentlicher Sitzung getroffen

Demnach sei der Kauf im vergangenen Jahr unter Dach und Fach gebracht worden. Hintergrund: Die bisherigen Eigentümer haben sich schon länger damit befasst, den Betrieb aufzugeben. Das Haus sei, so erfuhr die Lokalredaktion, mittels Makler schon längere Zeit angeboten worden. Es hätten sich wohl auch Interessenten gemeldet, doch deren Vorstellungen passten der Stadt an dieser exponierten Stelle nicht. Dabei sei es wohl auch um den anstehenden Umbau des Platzes gegangen. Das sei dann auch in Teilen der Politik das Argument gewesen, diesem ungewöhnlichen Vorgang zuzustimmen. Zumal es sich um „ein stadtbildprägendes Gebäude“ handele.

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Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, dass eine Stadt mit einem Haushaltsdefizit von rund 17 Millionen Euro eine solche Immobilie erwirbt. Was aber will die Stadt mit dem Café machen? Auch dazu gibt es aus dem Rathaus konsequenterweise keine Informationen. Doch dem Vernehmen nach werden die jetzigen Betreiber den Betrieb innerhalb eines halben Jahres sukzessive abbauen und ausziehen.

Übergangslösung oder längerfristig im Besitz der Stadt halten?

Was dann passieren soll, dazu gibt es wohl unterschiedliche Auffassungen. Ein Teil der Politik sieht in dem Kauf der Stadt lediglich eine „Übergangslösung“. Die Verwaltung solle einen Pächter finden, oder aber das Haus am besten gleich wieder verkaufen – allerdings ohne Druck und mit Blick auf eine passende Nutzung an dieser zentralen Stelle gegenüber dem historischen Rathaus. Das habe die Verwaltung auch gegenüber dem verantwortlichen Ausschuss deutlich gemacht, so war zu hören.

Andererseits gibt es auch andere Stimmen, die es vielleicht für gar nicht so verkehrt halten, eine Immobilie in so zentraler Innenstadtlage in den Händen der Stadt zu halten. Aus stadtplanerischer Sicht könnten sich Teile der Politik wohl auch das vorstellen. Die Zeiten, dass die Stadt Tafelsilber verkaufe, seien vorbei. Man sei grundsätzlich der Auffassung, dass an so zentralen Orten der Stadt diese auch die Hebel in der Hand halten sollte. Und hier habe sich eben eine solche Gelegenheit geboten.

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Doch bleibt der Zustand des Gebäudes. Alle Gesprächspartner haben gegenüber der Lokalredaktion von einem renovierungs-, wenn nicht gar sanierungsbedürftigem Haus gesprochen. So liegen beispielsweise die Gäste-WCs im Keller, sind also nicht barrierefrei. All das habe wohl auch dazu beigetragen, warum die Politik einem Kauf letztlich zugestimmt hat. Demnach spielte im Hintergrund die Angst vor einem „zweiten Erlenkrug“ eine Rolle. Die Sorge: Ein Käufer übernimmt sich bei der Instandsetzung, es geht nicht weiter und an zentraler Stelle in der Innenstadt entwickelt sich eine neuerliche Investitionsruine. Ein Beteiligter spricht von einer Entscheidung, die schwergefallen sei. Man habe dem nicht leichtfertig zugestimmt.

Grundsätzlich setze man bei der Stadt wohl auf eine weitere gastronomische Lösung an dieser Stelle. So könnte der Bestandsschutz gelten und ein allzu aufwendiger Umbau vermieden wären, heißt es von einer Seite. Auch die Wohnnutzung darüber soll nach Informationen der Lokalredaktion erhalten bleiben. Es sei nicht geplant, dort Büros für Rathausbedienstete zu schaffen, so war zu hören. Es wird interessant, ob die Stadt ihre Pläne für das Gebäude am Willy-Brandt-Platz irgendwann in öffentlicher Sitzung der Politik vorstellt und darüber beraten wird.