Gladbeck. Ob Anfertigung von Holzmöbeln oder Montage von Fenstern – als Tischler gibt es diverse Arbeitsbereiche. So läuft die Arbeit bei Gladbecker Firma.
Der Ausstellungsraum der Firma Vennemann in Gladbeck wirkt zunächst etwas kurios: An jeder Wand sind Fenster angebracht, durch die die Kunden allerdings nicht nach draußen schauen, sondern in den nächsten Raum. Mitten im Zimmer stehen graue Rahmen mit Haustüren, die ins Nichts führen. Hier können Kunden Beispiele für die fertige Arbeit von Inhaber Christian Vennemann und seinem Team sehen. Dazu gehört auch Oliver Meise, der im vergangenen Jahr seine Ausbildung zum Tischler abgeschlossen hat. Besonders begeistert ist dieser von der Vielfältigkeit des Berufs.
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Während seiner Ausbildung fertigte Oliver Meise Holzmöbel an, heute verbaut er Fenster und Türen und hat damit einen kleinen Branchenwechsel innerhalb des Tischlereihandwerks hinter sich. Doch genau das ist es, was den 24-Jährigen an seinem Beruf reizt: „Man hat unglaublich viele Möglichkeiten als Tischler, je nach dem, wo man arbeitet.“
Bei Ausbildung in Möbelbauunternehmen wird Inneneinrichtung angefertigt
Seine Ausbildung begann Meise 2019 in einem Möbelbauunternehmen, bei dem er Inneneinrichtung anfertigte. „Ein Kunde ist zum Beispiel zu uns gekommen, um einen Einbauschrank unter seiner Dachschräge anfertigen zu lassen. Wir haben dann vor Ort alles ausgemessen, eine Materialliste erstellt und eine Zeichnung des Schrankes angefertigt“, erzählt der Tischler. Dabei sei eine enge Abstimmung mit dem Kunden sehr wichtig gewesen. Anschließend erfolgte der Zuschnitt der einzelnen Holzteile, bei Bedarf wurde lackiert. „Und schließlich haben wir alles zu einem ganzen Möbelstück zusammengesetzt.“
Neben der handwerklichen Arbeit besuchte Meise eine Berufsschule, auf der er beispielsweise lernte, wie bestimmte Produkte behandelt werden müssen – „es ist schließlich ein Unterschied, ob ich gerade mit Holz oder mit Stahl arbeite.“ Zudem lernte er im Fach „Technisches Zeichnen“, wie er eine Kundenidee am besten grafisch bzw. bildlich darstellen kann, um die später nachbauen zu können.
Als Tischler erhalten Gesellen in Gladbecker Betrieb 3015 Euro Einstiegsgehalt
Für die Ausbildung entschied sich Meise, weil es ihm großen Spaß bereite, selbst anzupacken und während der Arbeit körperlich aktiv zu sein. „Ich wollte etwas leisten, was mich beruflich direkt weiterbringt, ohne erstmal lange studieren zu müssen. Also habe ich mehrere Praktika in unterschiedlichen Ausbildungsbereichen gemacht und gemerkt, dass mich die Arbeit in einer Tischlerei am meisten überzeugt hat“, erinnert sich der 24-Jährige.
Nicht ganz unwichtig gewesen sei auch der finanzielle Aspekt. Derzeit verdienen Tischler-Azubis zwischen 700 und 910 Euro je nach Lehrjahr, ausgelernt liegt das Einstiegsgehalt für Gesellen derzeit bei 3015 Euro. „Und es gibt wahnsinnig tolle Aufstiegsmöglichkeiten, beispielsweise durch die Weiterbildung zum Meister“, erklärt Christian Vennemann.
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Da Meise von seinem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen wurde, sah er sich nach Abschluss der Ausbildung nach anderen Betrieben in Gladbeck um und bekam einen Job bei der Firma Vennemann an der Voßstraße 222 angeboten – in einem ganz anderen Tischlereibereich, der Bautischlerei. Hier verbaut er Türen und Fenster und stimmt mit den Kunden vom Material über die gewünschte Farbe bis hin zu passgenauen Fliegengittern alles eng ab. „Genau diese Vielfältigkeit im Beruf ist doch toll“, meint der Inhaber.
Bei Türen- und Fenstermontage müssen viele Normen beachtet werden
Dass der Job als Tischler keineswegs primitiv und simpel ist, weiß auch sein Sohn Alexander Vennemann, der ebenfalls im Unternehmen arbeitet. Besonders viel Spaß machen ihm die Verkaufsgespräche mit den Kunden und die anschließende Angebotserstellung. „Man muss genau herausfinden, was der Kunde möchte und das zu seiner Zufriedenheit umsetzen. Es fühlt sich toll an, wenn der Kunde am Ende vom Ergebnis begeistert ist“, schwärmt der 24-Jährige.
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Neben der Kundenberatung und Montage der Fenster muss sich Vennemann und sein Team auch mit vielen Normen beschäftigen. „Das kann schon damit anfangen, welche Schraube zulässig ist und welche nicht, so der Inhaber. Auch die Energiegesetze müssen beachtet werden – ordnungswidrig montierte Fenster muss der Kunde nicht bezahlen. Besonders stolz sind Vennemann und sein Team auf ihre Arbeit am Hausarztzentrum Butendorf an der Horster Straße 137. Hier setzen sie gemeinsam mit einer anderer Gladbecker Firma die Fenster sein, mussten zusätzlich auf Abstandssicherungen und Fluchtwege achten.
Wie lange ein Projekt von der ersten Idee des Kunden bis zum fertig eingebauten Produkt dauert, hängt von den individuellen Kundenwünschen und der Lieferzeit der Materialien ab. Große Projekte wie das Hausarztzentrum dauerten auch mal Monate. Besonders toll sei das Gefühl, nach getaner Arbeit das fertige Ergebnis zu sehen. Meise sagt stolz: „Manchmal denke ich nach einem anstrengenden Arbeitstag: Das ist mein Werk, das ich heute geschaffen habe. Und das spornt unglaublich an.“