Gladbeck. Gladbecker Eltern haben die Kitas der Stadt mit Schulnoten bewertet. Was sie bemängeln, was sie loben – und was die Stadt plant.

Im Rahmen des WAZ-Familienchecks konnten die Eltern in Gladbeck auch der Kita-Versorgung in der Stadt Noten geben – zuletzt war die Gladbecker Kindergarten-Landschaft vor allem mit Kindern aufgefallen, die mangels Plätzen ohne einen einzigen Tag in der Kita eingeschult wurden. Schlägt sich das in den Noten nieder, die die Eltern der Gladbecker Betreuungssituation gegeben haben? Ja, und Nein.

Zunächst mal zu den nackten Zahlen: 107 Menschen haben am Familiencheck zum Thema Betreuung teilgenommen, 24 Prozent davon lassen ihre Kinder in der Kita betreuen, drei Prozent von Tagesmüttern, sieben Prozent von anderen Betreuungseinrichtungen und 64 Prozent haben zur konkreten Betreuungssituation keine Angaben gemacht. Wichtig zu wissen: Beim Familiencheck handelt es sich nicht um eine repräsentative Umfrage, wohl aber um ein Mittel, um ein Stimmungsbild in der Stadt zu ermitteln.

Gladbecker Eltern wünschen sich flexiblere Kitazeiten

Die Gladbecker Kinderbetreuungen bewegen sich mit einer Durchschnittsnote von 2,3 mit Blick auf alle Städte der Region genau da – im Durchschnitt, der Mittelwert liegt bei 2,2. Exakt auf dem Regions-Durchschnitt landete die Note zu den Kosten der Betreuung (3,4), in Sachen „Verlässlichkeit der Betreuung“ schneidet Gladbeck besser ab als die meisten anderen Städte (2,1). Für die Kitaplatz-Vergabe setzt es eine erwartbar maue 3,6, allerdings sieht es in diesem Thema in der ganzen Region nicht sonderlich rosig aus: Bottrop und Velbert liegen mit 2,9 an der Spitze, die Durchschnittsnote liegt bei 3,5. Mit der Qualität der Betreuung sind die Gladbecker sichtlich zufrieden, hier haben sie eine 2,1 vergeben.

Viel interessanter als die reinen Zahlen sind aber die Kommentare, die Teilnehmer unter der Frage „Was wünschen Sie sich für die Kinderbetreuung?“ hinterlassen habe. Besonders oft äußern die Eltern den Wunsch, dass die Kitazeiten flexibler werden – vor allem mit Blick auf den früheren Morgen. „Eine Betreuung, die sich an die Arbeitszeiten anpasst und nicht umgekehrt“, schreibt ein Teilnehmer, „eine durchgehende Betreuung ohne zwischenzeitliche Schließungen“ ein anderer. Einige Eltern beziehen sich auch auf die Ferienzeiten, in denen die Kitas oft anders schließen als andere Betreuungseinrichtungen.

Gladbecker Eltern wünschen sich mehr Kita-Plätze: Das plant die Stadt

Ganz eindeutig die größte Forderung der Eltern ist aber der Wunsch nach mehr Kitaplätzen. Zigfach schreiben die Teilnehmer Kommentare wie „mehr Kita-Plätze“, „mehr Plätze, weniger Notbetreuung“ oder schlicht: „einen Kindergartenplatz.“ Ein Silberstreif sind da sicherlich die Konsequenzen, die die Stadt Gladbeck aus dem „Kita-Gipfel“ gezogen hat. An- und Umbauten, sogar Neubauten und „die Entwicklung weiterer konstruktiver und realistischer Wege zur Verbesserung von Bildung und Betreuung in Kitas“ (Bürgermeisterin Bettina Weist) sollen die Situation entschärfen. Ein wichtiger Punkt dabei: Die Stadt hofft, die Regeln, die das Land den Kitas macht, flexibler auslegen zu können – um zum Beispiel Räume zu nutzen, die jetzt zwar zur Verfügung stehen, aber eben nicht verwendet werden dürfen.

Konkret entsteht an der Breukerstraße eine ganz neue Kita, gebaut von der Stadttochter GWG. Schon im Januar soll das Gebäude an den Träger, die Falkennest GmbH, übergeben werden, insgesamt 75 Kinder kommen dann in den vier Gruppen unter. In ein wenig weiterer Zukunft sind schon die nächsten Neubauten zu erkennen, bis zum Kita-Jahr 27/28 noch fünf andere neben der Breukerstraße. Dazu kommen fünf Ersatzbauten und die Erweiterung einer Kita in Rentfort-Nord um zwei Gruppen.

Was soll das alles bringen? Ganze 830 zusätzliche Betreuungsplätze, für umgerechnet 33.000 pro Platz, insgesamt will die Stadt nämlich 27,5 Millionen Euro in die Hand nehmen. Den größten Teil davon allerdings nicht direkt, nur einige Kosten verteilen sich auf die Stadt, Investoren und Träger helfen auch mit. Wenn einmal alles steht, rechnet die Verwaltung mit jährlichen Betriebskosten von acht Millionen Euro. 40 Prozent davon kommen vom Land, etwas über zehn Prozent werden durch Elternbeiträge finanziert.

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Nun ist es aber nicht so, als ob die Gladbecker Eltern per se alles schlecht fänden an der Kitalandschaft. „Wir sind wunschlos glücklich“ schreibt einer, oder „es gibt absolut nichts auszusetzen.“ Es ist also sicher nicht alles Gold was glänzt in der Betreuung der Kleinsten in der Stadt – aber auch nicht alles Blei.