Gladbeck/ Oberhausen. Sensorikhersteller Lenord+Bauer in Gladbeck macht trotz Lockdowns vergangenes Jahr gutes Umsatzplus. Für die Zukunft gibt es ehrgeizige Ziele.

Die Lenord, Bauer & Co GmbH, der Spezialist für Bewegungssensorik und integrierte Antriebstechnik, ist schneller als gedacht aus der wirtschaftlichen Bedrängnis infolge der Corona-Krise gekommen. Das Unternehmen mit Produktion in Gladbeck und Firmensitz in Oberhausen kehrte im vergangenen Jahr – trotz zunächst deutlich länger erwarteter Umsatz- und Auftragseinbußen – wieder auf den Wachstumsweg zurück und machte sogar ein deutliches Umsatzplus von 15 Prozent.

„Wir hatten nach der zweiten und dritten Coronawelle nur eine kurzzeitige Delle und konnten 2021 unseren Umsatz trotz der Corona-Krise und der aktuellen weltweiten Störungen der Lieferketten deutlich im Vergleich zum Vorjahr steigern“, sagt Dr. Rudo Grimm, Vorsitzender der Geschäftsführung, im Gespräch mit der WAZ, „erfreulicherweise konnten wir uns so aus der Krise heraus positiv weiterentwickeln.“ Dr. Matthias Lenord, geschäftsführender Gesellschafter, sieht das Unternehmen auch für das neue Jahr gut aufgestellt, „wir bleiben auf Kurs“.

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Das Unternehmen mit Produktion in Gladbeck profitiert von Erholung der asiatischen Märkte

Lenord+Bauer profitierte bei dieser schnellen Rückkehr auf den Wachstumspfad von seiner breiten Aufstellung und dem international ausgerichteten Geschäft – immerhin tragen die Auslandsaufträge zu mehr als 60 Prozent zum Umsatz bei. In die Karten spielte dem Unternehmen im vergangenen Jahr, dass sich die asiatischen Märkte, auf denen Lenord+Bauer seit langem unterwegs ist, schneller von den Corona-Lockdowns erholten als andernorts.

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Grimm: „Dort belebte sich auch schnell wieder die Investitionsbereitschaft, an der wir gut partizipieren.“ Hauptabsatzmarkt in Fernost mit besten Wachstumsimpulsen, so Lenord, sei bereits seit einigen Jahren China. „Dort tun sich immer neue Chancen auf, gerade im Werkzeugmaschinenmarkt, einem unserer Hauptabsatzmärkte.“ Bereits seit fünf Jahren betreibe das Unternehmen in China für den Vertrieb eine eigene Tochterfirma. Neben China sei man aber auch in Korea und Japan gut im Geschäft, schwieriger sei der indische Markt. Inzwischen hat sich Lenord+Bauer in Asien gut im Markt positioniert.

Produktionsmitarbeiterin Julia Bunge prüft im Rentforter Werk von Lenord+Bauer Sensoren in der Endprüfzelle.
Produktionsmitarbeiterin Julia Bunge prüft im Rentforter Werk von Lenord+Bauer Sensoren in der Endprüfzelle. © Lenord+ Bauer | Udo Dressler/Lenord

Lenord + Bauer setzt auch auf Standbeine im Ausland, wie etwa USA und Italien

Ausgebaut hat das Unternehmen seine Vertriebsaktivitäten aber auch in den USA und in Europa. Nachdem sich das Konzept einer eigenen Tochtergesellschaft mit lokalen Ansprechpartnern in China bewährt habe, so Grimm, habe man 2021 Tochterfirmen auch in den USA in Detroit und Italien, dem zweitgrößten Markt für Verpackungsmaschinen, gegründet. „Diese Standbeine im Ausland sind der Grundstein für eine weitere nachhaltige Geschäftsentwicklung in wachstumsstarken Zielmärkten. Insbesondere Amerika spielt eine große Rolle in unserer Internationalisierungsstrategie“, untermauert Lenord.

Minister Habeck kommt nach Gladbeck

Überraschend bekommt Lenord+Bauer prominenten Besuch: Der neue Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) macht am kommenden Dienstag, 22. Februar, bei seiner zweitägigen Tour durch NRW Station im Gladbecker Werk des Sensoren- und Antriebsherstellers. Wie es heißt, will der Minister neben Thyssen-Krupp, das er zuvor besucht, auch die Produktion eines innovativen, technologieorientierten Mittelständlers kennen lernen.

Lenord+Bauer ist Hersteller verschiedenster Hightech-Sensoren und Aktoren für die Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik sowie Produzent modernster Antriebstechnologien. Die Produkte finden Anwendung in der Elektromobilität, aber auch in der Bahntechnik, der Verpackungstechnik und im Werkzeugmaschinenbau.

Von all dem profitiert letztlich das Werk an der Heinrich-Hertz-Straße in Rentfort, wo sämtliche Produktionsaufträge aus aller Welt zusammen laufen – und das mittlerweile an seine Produktionsgrenzen stößt. Inzwischen trage man sich mittelfristig „sehr ernsthaft“ mit Erweiterungsgedanken, so Lenord. Daher ziehe man auch in Erwägung, ein an das Werk angrenzendes Grundstück zu kaufen.

Bereits in diesem Jahr, berichtet Produktionsleiter Lars Finke, sei die Investition in neue Fertigungstechnologien geplant, z.B. für die Bearbeitung von Elektronik-Platinen sowie im Bereich des 3D-Druckes für die Serienfertigung. Es zeige sich ein Trend zur zunehmenden Miniaturisierung der Produkte, insbesondere im Bereich Sensorik. Finke: „Wir arbeiten an mehreren Projekten, die sich mit dem Ziel befassen, Sensoren zu miniaturisieren, entweder, um neue Anwendungen zu erschließen oder um effizienter zu fertigen oder beides.“ Hierzu gehöre auch immer, die bisherigen Fertigungsverfahren weiterzuentwickeln – was große Investitionen ins Werk bedeutet.

Dr. Matthias Lenord (links) und Dr. Rudo Grimm, Geschäftsführer der Lenord + Bauer und Co GmbH, sehen das Unternehmen auch für das neue Jahr gut aufgestellt.
Dr. Matthias Lenord (links) und Dr. Rudo Grimm, Geschäftsführer der Lenord + Bauer und Co GmbH, sehen das Unternehmen auch für das neue Jahr gut aufgestellt. © WAZ / FotoPool

Zudem würden derzeit die Strukturen der Lagerräume neu durchdacht, um vorhandene Platzkapazitäten auch bei zunehmender Lagerhaltung optimal auszunutzen. Es bestehe die Tendenz, so Grimm, angesichts der internationalen Transport- und Lieferproblemen mehr als bisher von der Produktion auch auf Lager zu nehmen.

Finke erinnert daran, dass es inzwischen zehn Jahre her sei, dass Lenord+Bauer seine Produktion von Oberhausen nach Gladbeck verlagert habe. „Wir haben mit dem Aufbau des Produktionsstandortes in Gladbeck die richtige Wahl getroffen“, so Finke. „Wir fühlen uns hier wohl“, bekräftigt Unternehmenschef Lenord. Angefangen mit damals 110 Mitarbeitern zähle das Werk inzwischen 145 Beschäftigte (plus etwa 100 in der Oberhausener Zentrale), kontinuierlich solle das Team weiter aufgestockt werden, laufend halte man Ausschau nach ambitionierten neuen Mitarbeitern. „Außerdem suchen wir noch für das nächste Ausbildungsjahr an Hightech interessierte technische und kaufmännische Auszubildende“, so Geschäftsführer Grimm.