Gladbeck. Die Frage nach der richtigen Berufswahl belastet viele junge Leute auch in Gladbeck. Diese Ausbildungs-Aktion der Agentur für Arbeit soll helfen.
Was will ich später mal werden? Welcher Beruf oder welche Ausbildung passt zu mir? Antworten auf Fragen wie diese sollen Schülerinnen und Schüler bei der bundesweiten „Woche der Ausbildung“ erhalten, die jährlich von der Agentur für Arbeit iniziiert wird. In Gladbeck hatten junge Leute am Freitagvormittag die Möglichkeit, in das Ausbildungsangebot der „Lenord, Bauer & Co. GmbH“ reinzuschnuppern.
14 Schülerinnen und Schüler aus dem Kreis Recklinghausen kamen im Produktions- und Logistik-Center in Gladbeck zusammen und durften sowohl die technischen als auch die kaufmännischen Berufe in der Praxis kennenlernen. Stephan Jansen von der Agentur für Arbeit im Kreis Recklinghausen begleitete sie dabei. Der Teamleiter der Berufsberatung sagt, dass die „Woche der Ausbildung“ für junge Menschen in der Orientierungsphase wichtig sei, da sie Schülerinnen und Schülern Berufseinblicke ermögliche, „die noch wenig Ideen haben, was sie später einmal werden möchten“.
Gladbeck: Ausbildungen haben an Attraktivität verloren
Die „Lenord, Bauer & Co. GmbH“ ist international im Bereich der Bewegungssensorik und der integrierten Antriebstechnik tätig und bietet jährlich sechs verschiedene Ausbildungsberufe an – sowohl kaufmännische als auch technische. „Es wird jedoch immer schwieriger, die Azubi-Stellen zu besetzen“, erklärt Pressesprecherin Kerstin Frohn. Die Anzahl und Qualität der Bewerbungen würde Jahr für Jahr abnehmen. „Viele studieren nach der Schule lieber, als eine Ausbildung zu machen“, so Frohn.
Lesen Sie auch:
- Lebensmittel. Mehl und Speiseöl sind knapp: Gladbecks Gastronomie leidet
- Auslandsjahr. Schülerin aus Gladbeck erhält USA-Stipendium vom Bundestag
- Ukraine-Krieg. Flüchtlinge: Bildungsinstitut bietet in Gladbeck Hilfen an
- Ukraine-Hilfe: Facebook-Post löst große Hilfswelle in Gladbeck aus
Auf der anderen Seite gebe es viele Schülerinnen und Schüler, die mit Blick auf ihre Zukunft vor einem großen Fragezeichen stehen würden, sagt Stephan Jansen. „Jungen Leuten fällt heut zu Tage viel schwerer, sich für einen Beruf zu entscheiden, weil es so viel Auswahl gibt“. Die „Woche der Ausbildung“ ermögliche es, genau diese jungen Menschen und Arbeitgeber wie „Lenord+Bauer“ zu vereinen. „Oft wissen die Jugendlichen gar nicht, was für tolle Unternehmen und Ausbildungen es in ihrer Stadt gibt“, so Jansen.
Schülerinnen und Schüler arbeiten praktisch mit
Dabei sind die Fertigung, die Logistik und die fertigungsnahen Abteilungen von „Lenord+Bauer“ bereits seit Anfang 2012 in Gladbeck an der Heinrich-Hertz-Straße angesiedelt. Beim Tag der Ausbildung ging es aber nicht nur um Theorie, sondern auch um das praktische Kennenlernen von Ausbildungsberufen. Marcel Kreis, Ausbilder in der Fachrichtung Betriebstechnik, zeigte den Schülerinnen und Schülern am Freitag beispielsweise in der Azubi-Werkstatt, wie man ein Verlängerungskabel herstellt und lies sie diese Tätigkeit anschließend selbst umsetzten.
Der 18-jährige Emanuel Lichterfeld vom Berufskollegium Bottrop werkelte konzentriert mit. „Ich bin im Sommer mit der Schule fertig und suche noch nach einer Ausbildung“, erklärt er. Da er in der Schule bereits Elektrotechnik als Fach hat und sein Bruder ebenfalls Elektriker ist, interessiert er sich für eine Ausbildung zum Industrieelektriker. Das Technik-Unternehmen in Gladbeck hatte er bislang noch nicht auf dem Schirm. „Mir gefällt es hier ziemlich gut. Es sieht vielversprechend aus“, sagt er nach seinem Schnupperkurs in der Betriebstechnik. Eine andere Ausbildungsmöglichkeit besteht bei Lenord+Bauer im Bereich Lagerlogistik. Hier ermöglichte Ausbilder Markus Zischkau beim Rundgang Einblicke in den Beruf.
+++ Folgen Sie der WAZ Gladbeck auch auf Facebook+++
Agentur für Arbeit gibt Tipps für die Berufsorientierung
„Gerade dann, wenn man noch nicht weiß, was man mal werden möchte, ist es sehr wichtig, verschiedene Berufe einfach mal auszuprobieren“, betont Stephan Jansen. Das sei durch längere Praktika möglich, die ohnehin im Laufe der Schulzeit vorgesehen sind, aber auch durch Tagespraktika, Ferienjobs oder Berufsorientierungstage wie Heute. „Selbst wenn man danach bemerkt, dass es nichts ist, hat man trotzdem etwas gelernt“, erklärt er.
Ausbildung bei „Lenord+Bauer“:
„Lenord+Bauer“ sucht für das kommende Ausbildungsjahr wieder kaufmännische und technische Azubis für folgende Ausbildungsberufe: Industriekaufmann, Fachkraft für Lagerlogistik, Industrieelektriker (Fachrichtung Betriebstechnik), Elektroniker für Betriebstechnik, Fachkraft für Metalltechnik (Fachrichtung Zerspanungstechnik), Zerspanungsmechaniker (Fachrichtung Drehmaschinensysteme) (alle m/w/d)
Die Ausbildungsvergütung beträgt 1018 Euro im ersten und 1082 im zweiten Jahr. Die Azubis erhalten 30 Tage Urlaub.
Darüber hinaus bietet das Unternehmen auch Orientierungspraktika an, damit Schüler einen Einblick in den Beruf gewinnen können.
Um Inspiration für eine Berufsrichtung zu bekommen, bietet die Agentur für Arbeit auch im Kreis Recklinghausen Berufsberatungsgespräche an. Stephan Jansen hat aber noch einen weiteren Tipp in petto: „Wir bieten einen kostenlosen Online-Test namens „Check-U“ zur Berufsorientierung“, sagt er. Dieser ist auf der Website der Agentur für Arbeit zu finden. Wer ihn durchführen will, sollte gut drei Stunden Zeitaufwand einplanen. „Dafür ist das Ergebnis aber auch differenziert“, betont Jansen. „Der Test basiert auf einer Wissenschaftsformel, aber auch auf Erfahrungswerten von vorherigen Teilnehmern. Da kann man eine ganze Menge über seine eigenen Fähigkeiten lernen.“