Gladbeck. Verkehrsfragen und die Sicherheit in Mitte brannten den Besuchern der Bürgersprechstunde unter den Nägeln. So äußerte sich die Verwaltung dazu.

„Triff die Bürgermeisterin“ hieß es am Montagabend zum zweiten Mal. Bettina Weist fehlte allerdings wegen einer Corona-Erkrankung bei dieser öffentlichen Bürgersprechstunde in der Christuskirche. Und im Gegensatz zur Premiere der Reihe in Ellinghorst, hielt sich auch das Interesse von Bewohnern und Gewerbetreibenden aus dem Stadtteil in Grenzen. Den knapp 30 Teilnehmern ging es in erster Linie um Verkehrsfragen und Sicherheitsprobleme in der Innenstadt.

Klaus-Wilhelm Rottmann, Kreisvorsitzender der Siedlergemeinschaften, ärgert sich über Raser auf der Friedrich-Ebert-Straße.
Klaus-Wilhelm Rottmann, Kreisvorsitzender der Siedlergemeinschaften, ärgert sich über Raser auf der Friedrich-Ebert-Straße. © Funke Foto Services | Michael Dahlke

Stadtbaurat Volker Kreuzer richtete den Blick zunächst auf abgeschlossene, laufende und geplante Projekte: Die Umgestaltung des Nordparks samt Beleuchtung sei – mit Ausnahme der kostspieligen Sanierung des maroden Rondells auf der Ostseite – weit fortgeschritten. Für die Innenstadtentwicklung habe man nach der Schließung von Karstadt/Hertie, P & C und Niessing relativ gute Lösungen gefunden. Die Neugestaltung der Fußgängerzone habe die Einkaufsmeile deutlich aufgewertet. Die neue City-Managerin Katja Krischel habe bereits mit gelungenen Aktionen für Belebung rund um den samstäglichen Wochenmarkt gesorgt.

Schrottimmobilie Erlenkrug in Gladbeck ist ein Fall fürs Verwaltungsgericht

Die Innenstadt bleibe allerdings ein Dauerthema, räumte der Stadtbaurat ein: Die Schrottimmobilie Erlenkrug beschäftige mittlerweile das Verwaltungsgericht, weil der Eigentümer gegen die Abrissverfügung der Stadt geklagt habe. Die aufwändige Umgestaltung des Oberhofs samt Verlegung des Bahnhofs Ost zur Grabenstraße könne, auch wegen des schwierigen Gesprächspartners Deutsche Bahn, wohl erst „in den nächsten Jahren“ realisiert werden. Aus finanziellen Gründen sei auch der notwendige Umbau der Buerschen Straße, auf der sich aktuell Auto- und Radverkehr im Rahmen eines Verkehrsversuchs die Fahrbahnen teilen, kurzfristig nicht möglich.

Anders sieht es bei der lange diskutieren Umgestaltung des Goetheplatzes samt Unterführung aus. Für das „ungeliebte Kind aus den 70er Jahren“ (Zitat Kreuzer) mit dem holprigen Kopfsteinpflaster und dem Angstraum Tunnel gebe es Ideen, kündigte der Stadtbaurat an. Anfang nächsten Jahres werde die Verwaltung sie in den politischen Gremien vorstellen.

Beschwerden über Raser, Lärm und Müll an der Humboldtstraße

Ein Dauerbrenner ist die Humboldtstraße. Anwohner beschweren sich über Raser, über Ansammlungen junger Männer, über Lärm und zurückgelassenen Müll, und sie vermuten auch Drogenhandel. Gregor Wirgs, Leiter des Amtes für öffentliche Ordnung, kennt die Problematik und das dadurch ausgelöste Unsicherheitsgefühl von Passanten. In Kooperation von Kommunalem Ordnungsdienst, Polizei und Streetworkern arbeite man an einer Lösung, sei mit den Jugendlichen, die sich dort versammeln, und mit Anwohnern im Gespräch. Wirgs: „Das funktioniert sehr gut, auch wenn nicht alle Probleme gelöst sind.“ Besserung verspricht er sich auch vom Umzug der KOD-Mitarbeiter in das Haus der evangelischen Kirche: „Dann können wir dort noch mehr Präsenz zeigen.“

Das funktioniert sehr gut, auch wenn nicht alle Probleme gelöst sind.
Gregor Wirgs,

Die wünscht sich Elke Schmidt, Inhaberin eines Modegeschäfts an der Goethestraße, von Polizei und Ordnungsdienst in der gesamten Innenstadt. Derzeit treibe eine Diebesbande dort ihr Unwesen, stehle Bekleidung von den Außenständern und verkaufe sie in einem nahegelegenen Kiosk. Auch jugendliche Böllerwerfer wirkten sich negativ auf die Kundenfrequenz aus. Sie denke schon darüber nach, ihr Geschäft bei Einbruch der Dunkelheit zu schließen.

Unterschiedliche Auffassungen zu den fehlenden Parkplätzen an der Buerschen Straße

Die Geschäftsfrau ärgert sich auch immer noch über die weggefallenen Parkplätze auf der Buerschen Straße, für die es keinen ausreichenden Ersatz gebe. Das sieht Georg Hahne, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes, anders. Die kostenfreien Parkplätze seien überwiegend von Beschäftigten in der Innenstadt, nicht von Besuchern, genutzt worden. Er hält allerdings die jetzige Verkehrsführung dort für suboptimal: „Die Markierungen und manche Beschilderungen kennt kein normaler Auto- und Radfahrer. Das ist für Radler gefährlicher als vorher.“

Weitere Themen waren u. a. Falschparker in Höhe der Restaurants am Willy-Brandt-Platz und vor der Sparkasse. Man verteile dort häufig Knöllchen, sagte Gregor Wirgs. Die Menschen, die ihre Autos in zweiter und dritter Reihe abstellten, um „mal eben Geld zu ziehen“, zahlten aber offenbar lieber 25 Euro als ein Stück zu laufen, und um das verbotene Parken am Rathausvorplatz zu unterbinden, schließe man auch den Einsatz eines Abschleppdienstes nicht mehr aus.

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Fazit der öffentlichen Bürgersprechstunde: Auch wenn manches geschafft oder in Arbeit ist, bleibt noch einiges zu tun in Gladbeck-Mitte. Weitere Anregungen will die Stadtverwaltung bei einem Wiederholungstermin im kommenden Jahr bekommen – und dann sollen die Besucher, wie es das Motto der Veranstaltungsreihe verspricht, auch die Bürgermeisterin treffen.