Recklinghausen / Gladbeck. Der Mord an Claudia Ruf (11) aus dem Jahr 1996 gilt als Cold Case. Doch die Ermittler geben nicht auf, hoffen nach wie vor, den Mörder zu finden.
Der Massengentest im „Mordfall Claudia Ruf“ hat keine heiße Spur hervorgebracht. Gut 200 Fahrzeughalter aus dem Vest Recklinghausen waren im April von der Polizei gebeten worden, eine Speichelprobe abzugeben. Zu einem Tatverdächtigen habe diese DNA-Reihenuntersuchung allerdings nicht geführt, sagt der Sprecher der Bonner Polizei, Robert Scholten, auf Nachfrage dieser Redaktion. Vielmehr würden alle Teilnehmer als Tatverdächtige ausscheiden – auch die Person, die ihre Speichelprobe erst aufgrund eines richterlichen Beschlusses zur Verfügung stellte.
Aus diesem Grund will die Kripo die Spur des Fahrzeugs aus dem Kreis Recklinghausen noch nicht aufgeben
„Entweder wir machen den Täter ausfindig, oder wir können das Paket mit der Recklinghäuser Fahrzeugspur zuschnüren“: Das, so der Erste Polizeihauptkommissar, seien die beiden Möglichkeiten im Vorfeld der DNA-Reihenuntersuchung gewesen. Und jetzt laufe es wohl darauf hinaus, „dass wir die Fahrzeugspur für uns abschließen können“. Wobei: Die Ermittlungen dauerten an, weil man noch den einen oder anderen Fahrzeughalter aus dem Kreis Recklinghausen suche, der ins Ausland verzogen und bislang nicht greifbar gewesen sei. Scholten spricht hier von einem kleinen „Überhang“, der noch abgearbeitet werden müsse.
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Beim Mordfall Claudia Ruf handelt es sich um einen „Cold Case“, der 2019 von der Bonner Polizei und der Mönchengladbacher Staatsanwaltschaft wieder aufgerollt wurde. Tatsächlich liegt das grausame Verbrechen 27 Jahre zurück. Die damals elf Jahre alte Claudia Ruf ging am frühen Abend des 11. Mai 1996 mit dem Nachbarshund in ihrem Wohnort Grevenbroich Hemmerden (Rhein-Kreis Neuss) spazieren – und verschwand. Zwei Tage später wurde sie an einem Feld im 70 Kilometer entfernten Euskirchen Oberwichterich aufgefunden. Das Mädchen war sexuell missbraucht und ermordet, ihr Leichnam mit Benzin übergossen und anschließend angezündet worden.
Über die aktuellen Berichte zum Mordfall hat die Polizei viele neue Hinweise bekommen
Zeugen war damals ein Auto mit Recklinghäuser Nummernschild aufgefallen. Und deshalb sollten jetzt die Halter der infrage kommenden Fahrzeuge an dem Massengentest teilnehmen. „Natürlich hätten wir uns sehr gefreut, wenn es uns gelungen wäre, die Tat über diesen DNA-Abgleich aufzuklären“, so Scholten. Das habe nicht funktioniert.
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Trotzdem möchte er das Positive betonen. Beispielsweise dies: „Wir haben über die aktuelle Medienberichterstattung viele neue Hinweise bekommen, die zu den alten passen. Die damaligen Zeugen lagen also mit ihrer Wahrnehmung richtig.“ Das sei eine wertvolle Erkenntnis. Und so könnte es eben auch sein, dass das Recklinghäuser Auto tatsächlich am Tattag am Tatort war – aber eben nichts mit dem Verbrechen zu tun hatte.
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Die DNA-Reihenuntersuchung in Recklinghausen war bereits die zweite. Bei einer ersten in Grevenbroich waren auch schon mehr als 2000 Proben genommen und analysiert worden – ohne Erfolg. Die Akten zu dem Fall füllen inzwischen 160.000 Seiten. „Wir bleiben dran“, betont Scholten und wirkt dabei mit Blick etwa auf den wissenschaftlichen Fortschritt in der Polizeiarbeit durchaus optimistisch. Ansonsten könnten die Ermittler darauf hoffen, dass doch noch mal jemand über die Tat spricht – oder der Mörder vielleicht in einem anderen Zusammenhang auffällt.
Die Angehörigen des Mordopfers leiden immer noch
Die Motivation, den Täter zu finden, sei jedenfalls sehr groß, betont Scholten. Weil ein Kind Opfer eines grausamen Verbrechens wurde. Weil die Angehörigen bis heute darunter leiden. Und weil sich die Menschen in Hemmerden ein Ende der quälenden Ungewissheit wünschen. Denn die Ermittler gehen immer noch von einer „Nahraumtat“ aus – also davon, dass der Täter einen sehr starken Bezug zu dem Ort hatte.