Gladbeck. Das Team des Gladbecker St. Barbara-Hospitals lernt, im Falle von Herzproblemen besser zu reagieren, mit neuesten Erkenntnissen aus den USA.
Sabrina hat den Halbmarathon mit Herzproblemen nach der Hälfte der Strecke abbrechen müssen. Der 28-Jährigen steht der Schweiß auf der Stirn, und sie fühlt sich gar nicht gut. Was ist los mit der durchtrainierten Sportlerin? Das Team im Gladbecker St. Barbara-Hospital ergreift schnell die richtigen Maßnahmen, Sabrinas Herzschlag stabilisiert sich, alles wird gut.
Sabrina ist allerdings nur eine Puppe, eine ziemlich teure, und die Ärzte und Pflegekräfte des Gladbecker Krankenhauses üben nur – das indes sehr intensiv und nach einem neuen Ansatz. „Erweiterte Maßnahmen der kardiovaskulären Reanimation“, ist der Fortbildungskursus überschrieben, zu dem Klaus Limberg, ärztlicher und wissenschaftlicher Leiter des Herz-Trainingszentrums im Gladbecker Krankenhaus, fürs Wochenende eingeladen hatte.
Gladbecker Krankenhaus arbeitet jetzt nach amerikanischen Standards
Natürlich: Die Mediziner und Pflegekräfte wissen, was zu tun ist, wenn das Herz plötzlich nicht mehr regelmäßig schlägt oder gar aussetzt. „Die Patienten“, sagt Klaus Limberg, „erhalten bei uns die bestmögliche Versorgung.“ Was aber nicht heißt, dass es nicht noch besser werden kann, deswegen fließen neue wissenschaftliche Erkenntnisse aus der Kardiologie in die Arbeit ein. Der 54-Jährige ist vom Knappschaftskrankenhaus in Bottrop an die Kern GmbH – Kern steht für „Katholische Einrichtungen im Ruhrgebiet Nord“ – gewechselt und baut am Barbara-Hospital das neue Trainingszentrum für Notfälle rund ums Herz nach den Standards der amerikanischen Herz-Vereinigung (ACA) auf.
In dem kleinen Schulungsraum haben sich fünf Teilnehmerinnen und Teilnehmer um die menschengroße Puppe versammelt, und Klaus Limberg gibt das Szenario vor: Sabrinas dramatischen Zusammenbruch beim Halbmarathon. Schnell wird die Puppe ans EKG (Elektrokardiogramm) angeschlossen, es werden ihr Zugänge gelegt und Spritzen gegeben. Klaus Limberg achtet nicht nur darauf, dass all das korrekt ausgeführt wird, er hört auch ganz genau auf die Kommunikation innerhalb des Teams. 70 Prozent der vermeidbaren Fehler, so berichtet er von Untersuchungen, seien auf schlechte Kommunikation zurückzuführen.
Neue Trainingspuppen für das Gladbecker St. Barbara-Hospital – für 19.000 Euro das Stück
Für das neue Trainingszentrum hat das St. Barbara-Hospital tief in die Tasche gegriffen und unter anderem zwei der 19.000 Euro-Puppen angeschafft. Sie können den Puls anzeigen, man kann ihnen Infusionen geben, man kann den Druck messen, der bei der Reanimation auf den Körper ausgeübt wird, man kann sie beatmen. Teilnehmer und Puppen kommen kaum zur Ruhe. Immer neue Szenarien gibt Trainer Klaus Limberg vor: Mal ist’s eine 26-Jährige mit Vorerkrankungen, deren Herz schwächelt, dann eine Schwangere. Am Ende der zweitägigen Schulung, weiß Limberg aus Erfahrung zu berichten, seien die Teilnehmer, die zur Vorbereitung zudem noch ein 200 Seiten dickes Fachbuch durchackern mussten, wirklich geschafft.
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Die Schulung endet mit einer praktischen und einer theoretischen Prüfung. Fürs kommende Jahr plant Limberg sechs Fortbildungen für rund 70 Beschäftigte aus dem Krankenhaus. Auch der Feuerwehr will er einen Kursus anbieten – Dauerbeschäftigung für die Puppen. Für Ärzte und Pflegekräfte ist die Teilnahme freiwillig, fürs Krankenhaus die Ausrichtung allerdings Pflicht, wenn es als Zentrum für reanimierte Patienten anerkannt werden will. Und das strebt das Barbara-Hospital fürs kommende Jahr an. „Wir wollen unseren Patienten die bestmögliche Performance bieten“, formuliert es Klaus Limberg. Na, dann wird Sabrina ja wohl den nächsten Halbmarathon erfolgreich bewältigen können…