Gladbeck. Der Schuldneratlas ist da. Nur ein Gladbecker Bezirk hat weniger Schuldner als der NRW-Schnitt – und das vermutlich nur dank Bottroper Hilfe.

Bekanntlich genießt der Ruhrpott deutschlandweit nicht den besten Ruf. Ja, die Leute sind super, kernige Menschen, aber dann beginnen meist die „Abers“. Dreckig, soziale Probleme, mitunter sogar „No-Go-Areas“. Die meisten dieser Vorurteile sind genau das – Vorurteile. Das Bild des Ruhrgebiets als Ort wirtschaftlicher Schwäche, nachdem der Strukturwandel seine Spuren hinterlassen hat, muss sich der Pott allerdings gefallen lassen, das belegt jetzt der Schuldneratlas 2023 des Unternehmens „Creditreform“. Immerhin: Gladbeck bewegt sich im Mittelfeld der Schuldnerquoten – und hat im Vergleich zum Vorjahr sogar weniger Schuldner.

Aber erstmal der Blick aufs große Ganze: In Deutschland sind im Jahr 2023 5,65 Millionen Menschen überschuldet. Überschuldet, das bedeutet, dass weder Vermögen noch kommende Einnahmen die Schulden eines Menschen decken können. 2022 waren es in der gesamten Republik noch 230.000 mehr, die Quote ist von 8,48 Prozent (2022) auf 8,15 Prozent (2023) gefallen.

Gladbecker Überschuldung: Nicht besonders gut, nicht besonder schlecht

Das ist ja erstmal erfreulich, aber der Blick auf NRW und das Ruhrgebiet verpassen der finanziellen Euphorie einen ordentlichen Dämpfer. Zwar ist die Zahl der Schuldner auch im Bundesland und der Metropole Ruhr zurückgegangen, wie in jedem Jahr liegt sie prozentual aber noch immer deutlich über dem Bundesschnitt von 8,15 Prozent. In NRW sind 2023 9,72 Prozent aller Bürger überschuldet, im Ruhrgebiet sogar 12,52 Prozent.

Absolut betrachtet leben die meisten überschuldeten Menschen in Duisburg, 65.000 an der Zahl. Drei Duisburger Bezirke – der Atlas unterscheidet hier nach Postleitzahl – sind auch die stärkste Schuldnerbrennpunkte im Pott, nämlich Hochfeld (26,23 Prozent), Beeck (25,86) und Meiderich (25,73). Die gute Nachricht: Keiner der drei Gladbecker Bezirke ist unter 20 Schlechtesten – allerdings auch nicht unter den 20 Besten. Am nächsten an der Schuldenfreiheit sind die Bewohner von Bochum-Stiepel, hier sind nur 3,55 Prozent der Bevölkerung überschuldet.

Nur ein Gladbecker Bezirk hat prozentual weniger Schuldner als NRW insgesamt

Und wie stehen die Dinge nun in Gladbeck? Am besten stehen die Gladbecker im Norden da, im Bereich der Postleitzahl 45966, mit einer Quote von 9,76 Prozent (Vorjahr: 10,25), aber Vorsicht: Neben Alt-Rentfort, Rentfort, Rentfort-Nord, Schultendorf und Zweckel zählt auch ein Teil des gut situierten Kirchhellens mit in den Bezirk. Auf dem zweiten Platz in Gladbeck folgt der Bezirk 45964, also Ellinghorst und Mitte. Hier sind 12,68 Prozent der Einwohner überschuldet, im Jahr 2022 waren es noch 13,02 Prozent. Schlusslicht – einzig hier ist die Schuldnerquote in der Stadt gestiegen – ist der Bezirk 45968 (Brauck, Butendorf, Rosenhügel), 14,48 Prozent der Menschen sind hier überschuldet, 14,39 Prozent waren es 2022.

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Im Vergleich mit dem Kreis Recklinghausen schafft es also nur ein Gladbecker Bezirk (45966), unter dem Schnitt des Kreises Recklinghausen zu bleiben. Der liegt 2023 nämlich bei 12,01 Prozent, nachdem 2022 noch 12,26 der Menschen überschuldet waren, im Kreis ist es also ein wenig besser um die Schuldner bestellt als im Ruhrgebiet insgesamt (2023: 12,52; 2022: 12,75).

Schuldnerzahl in NRW sinkt – trotzdem kein großer Grund zur Freude

Insgesamt, so die Autoren der Studie, sei die gesamte Anzahl der Schuldner im Ruhrgebiet gesunken, obwohl die Quote in Städten wie Duisburg und Essen gestiegen ist. Die „niedrige“ Schuldnerzahl ist also nur bedingt Anlass zur Freude, denn sie rührt nicht etwa daher, dass Menschen verantwortungsvoller mit ihrem Geld umgegangen sind – sondern daher, dass „die Anzahl Erwachsener seit 2022 stärker gesunken ist“.

>> SCHULDEN: DER RUHRPOTT, NRW UND DEUTSCHLAND

  • Ein Viertel aller überschuldeten Deutschen (5,65 Millionen) leben 2023 in NRW (1,45 Millionen).
  • Wiederum 29 Prozent dieser 1,45 Millionen Menschen in NRW leben im Ruhrgebiet (420.194).
  • Im Vergleich zum Vorjahr sind die Zahlen überall zurückgegangen: Ruhrgebiet -9615; NRW -51.200 und Deutschland -230.000.