Gladbeck. Im Herbst fährt die Straßenreinigung in Gladbeck Extraschichten. Das Herbstlaub muss aufgesammelt werden. Bevor die Beschwerden sich häufen.
Es ist der vierte Samstag in Folge, am dem das Team Orange vom Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) eine Extraschicht in Sachen Herbstlaub fährt. Und weil die Blätter dank der stürmischen Tage im Moment geballt von den Bäumen gefegt werden, helfen auch noch die Kollegen von der Grün-Abteilung mit. Es ist eine zusätzlicher Job, den die Müllmänner jeden Herbst neben der üblichen Abfuhr zu erledigen haben. Deshalb ist Vorarbeiter Dennis Schlichting auch so mächtig stolz auf seine Kollegen. „Die melden sich nämlich freiwillig für die Laubschicht an den Samstagen. Und das ist Zeit, die sie auch mit ihren Familien verbringen könnten!“
Die Anwohner-Beschwerde über die Laubabfuhr in Gladbeck und ihre Folgen
Der WAZ-Artikel über den Laubärger an der Straße Brinkerfeld hängt – vergrößert und ausgedruckt – am schwarzen Brett im Aufenthaltsraum vom ZBG an der Wilhelmstraße. Ein Anwohner hatte sich vor kurzem über die Abfuhr beschwert. „So etwa tut dann schon ein bisschen weh, denn mehr als arbeiten können die Leute nicht“, sagt ZBG-Chef René Hilgner. Klar, die Laubberge seien enorm im Moment, und durch das erhöhte Arbeitsaufkommen würden sich die planmäßigen Reinigungstermine für die einzelnen Straßen auch schon mal verschieben. „Das heißt aber nicht, dass wir gar nicht kommen. Es ist auch schon vorgekommen, das Leute sich telefonisch bei uns beschweren, und das, obwohl zwei Stunden vorher der Kehrwagen noch durch ihre Straße gefahren ist.“
Neu ist diese Erfahrung für das ZBG-Team nicht. Jahr für Jahr, sagt Hilgner, sorgt das Laub im Herbst für Ärger. Der Ton einiger Bürger, die sich beschweren, sei allerdings rauer geworden, wie der ZBG-Chef es vorsichtig formuliert. „Es ist nicht immer schön, was wir uns alles anhören müssen. Am Telefon und auch in den sozialen Netzwerken.“
Mit Kehrmaschinen, Müllwagen und einem umgerüsteten Müllwagen ist der ZBG im Laubeinsatz
An diesem Samstag haben die Männer auf den Laubwagen Glück, es regnet zumindest nicht. Nass und schwer sind die Blätterberge am Straßenrand und um die Bäume herum aber dennoch. Mit Kehrmaschinen, Müllwagen und einem eigens für die Laubarbeit umgerüsteten Müllwagen sind sie an diesem Vormittag in Gladbeck unterwegs.
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Dass der ZBG ausschließlich für die Blätter der rund 11.000 Straßenbäume in Gladbeck zuständig ist, muss man eigentlich gar nicht mehr erwähnen. Es sollte genügend bekannt sein. Aber natürlich hinterfragt niemand aus dem Laub-Team tatsächlich, ob wirklich nur in den Sammelbehältern und am Fahrbahnrand gelandet ist, was die Straßenbäume so abgeworfen haben.
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Mehmedali Iseni hat an diesem Samstag einen schweren Job. Er fährt auf der großen Kehrmaschine mit, die Tour geht durch Rentfort-Nord. Bei jedem Stopp an einem Laubhaufen oder -korb springt er aus dem Fahrerhaus und schnappt sich den riesigen Saugrüssel hinten am Fahrzeug. Der bringt allein schon ein ordentliches Gewicht mit, mit dem Iseni umgehen muss. Doch auch das Aufsaugen der matschigen Blätter ist ein echter Knochenjob, zumal sich auch immer wieder dicke Äste in den Haufen verstecken. Sobald die vorne am Saugrohr landen, versucht Mehmedali Iseni, sie mit dem Fuß zu stoppen. Schlimmstenfalls würden sie nämlich das Rohr verstopfen, dann wäre es erstmal vorbei mit dem Laubaufsaugen.
Was manchmal noch so in den Laubhaufen in Gladbeck landet
Und es sind nicht nur abgebrochene Äste, die zusätzlich für Arbeit sorgen. Oft landen auch Sachen in den Laubbergen, die da so gar nicht hineingehören. Tim Müller fährt die Kehrmaschine, die an diesem Samstag auf der Marcq-en-Baroeul im Laub-Einsatz ist. Gerade, erzählt er, habe er mit den Kollegen gesprochen, die parallel auf der Höhenstraße unterwegs sind: „Die haben einen alten Fernseher und Badezimmerarmaturen in einem Laubhaufen gefunden.“ Ungewöhnlich, bestätigt Birgit Köhler vom ZBG, seien solche Überraschungsfunde ganz und gar nicht.
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Hinter der großen Kehrmaschine mit dem Laubsauger fährt, mit ein wenig Abstand, ein Müllwagen vom ZBG. Auch er ist im Laubeinsatz. Die Arbeit hier ist ein bisschen einfacher, denn in seinem riesigen Bauch landen die Blätter aus den städtischen Laubcontainern, die überall im Stadtgebiet stehen. Hendrik Thimm und Patrick Gorczyk rollen bei jedem Halt gemeinsam die großen, grünen Behälter vom Straßenrad zur Schütte des Müllfahrzeugs. Ist der Container richtig positioniert, übernimmt die Kipptechnik des Fahrzeugs den Rest des Jobs.
Das Laub wird zur Sammelstelle an der Stollenstraße gefahren
Egal, ob Kehrmaschine oder Müllwagen: Für beide großen Fahrzeuge gilt, dass das Laub, das es derzeit auf einer Tour aufzusammeln gilt, das Fassungsvermögen der Wagen übersteigt. Die Teams müssen also im Schnitt drei- oder sogar viermal in einer Schicht zum Abkippen die Sammelstelle an der Stollenstraße anfahren, bevor die Tour dann weitergehen kann. Bis zum Nachmittag, sagt René Hilgner, dauert eine Tour. Dann kann das Team Orange endlich Feierabend machen. Und alle wissen ganz genau: Schon während der Fahrten entblättern die Bäume hinter den Müllfahrzeugen sich weiter. Und in vielen Gärten kommen wieder die Laubsauger zum Einsatz… .
>> Gut 700 Gewichtstonnen an Laub, so René Hilgner, fallen im Jahr in Gladbeck an. Allein im Moment seien es 20 bis 40 Tonnen täglich, die der ZBG aufsammelt. Und noch sind die Bäume längst nicht kahl.
Im Laub-Einsatz seien derzeit alle verfügbaren Fahrzeuge und auch alle 70 Mitarbeiter der Müllabfuhr. Brigitte Köhler ergänzt: „Aber natürlich fallen auch bei uns schon mal Fahrzeuge aus, werden Leute krank, gerade jetzt, in der Erkältungszeit.“