Gladbeck. „Mit Karneval hatten wir nie was am Hut“, so Gladbecks neues Prinzenpaar. Jetzt dreht sich auf einmal alles um fünfte Jahreszeit. So kam es dazu.
- Bei den „Wittringer Rittern“, Gladbecks einzigem Karnevalsverein, wurde pünktlich zum Auftakt der Karnevalssession 2023/24 ein neues Prinzenpaar gewählt.
- Doch Prinzessin Andrea I. und Prinz Werner I. hatten bis Anfang 2023 nie etwas mit Karneval am Hut.
- Jetzt nehmen sie an jedem Wochenende zahlreiche Termine mit ihrem Verein wahr und gehen in der fünften Jahreszeit voll und ganz auf.
Das rot-weiße, weit ausgestellte Kleid von Andrea I. schillert nur so vor sich hin, neben ihr steht in ebenso pompösem Outfit Werner I. – wie es sich für ein Prinzenpaar eben gehört. Schon auf den ersten Blick sieht man dem Prinzenpaar des Gladbecker Karnevalsvereins „KC Wittringer Ritter“ an, dass die fünfte Jahreszeit hier voll und ganz gelebt wird – doch bis vor kurzem hatten die beiden mit Karneval überhaupt nichts am Hut.
Gladbecker Ehepaar wollte „einmal Prinzessin und Prinz sein“
„Zum Verein gekommen sind mein Mann und ich durch unsere Enkeltochter Amelie, die seit 2020 hier in der Garde tanzt. Bei der Galasitzung Anfang des Jahres haben wir dann das Prinzenpaar auf der Bühne stehen gesehen, das war Gänsehaut pur. Sofort dachten wir uns, dass wir auch mal Prinz und Prinzessin sein möchten“, erzählt Andrea Spangenberg. Dabei hatte das Ehepaar zuvor nichts mit Karnevalsvereinen zu tun, nur für die Kinder – und später dann Enkelkinder – sei man früher hin und wieder auf Rosenmontagsumzüge gegangen.
Auch interessant
Doch bei der Galasitzung packte die beiden Gladbecker plötzlich der Karnevalsrausch, herzlich wurden sie im Verein aufgenommen und schon kurze Zeit später vom Vorstand gefragt, ob sie sich nicht vorstellen könnten, als neues Prinzenpaar den Karneval voll und ganz in ihr Leben zu lassen. „Ich musste das aber erst mit meinem Arbeitgeber abklären, da ich regelmäßig auch am Wochenende arbeite und da natürlich schauen muss, dass sich die Karnevalstermine nicht mit der Arbeit überschneiden“, so die 54 Jahre alte Prinzessin. Doch von allen Seiten habe sie große Unterstützung bekommen.
Hauptaufgabe des Prinzenpaares: Stimmung machen und Stadt repräsentieren
Wenige Monate später ist der Traum Wirklichkeit geworden: Einen Tag vor dem Auftakt der neuen Karnevalssession am 11. November wurden die beiden feierlich zum neuen Prinzenpaar gekrönt. Damit vertreten sie in der „fünften Jahreszeit“ nicht nur den Verein, sondern gleichzeitig auch die Stadt – „schließlich sind wir der einzige Karnevalsclub in Gladbeck“, erklärt Werner I. stolz. Die Hauptaufgabe des Ehepaars lautet nun: Stimmung machen, Feiern, andere Vereine sowie Sponsoren besuchen „und mal schauen, was noch alles auf uns zukommt“, meint der Prinz und lacht dabei herzlich.
Jetzt wird sogar in der Kirche geschunkelt
- Am 19. November findet um 10.30 Uhr in der Petruskirche Gladbeck, Vehrenbergstraße 84, der erste Karnevalsgottesdienst statt.
- Mit dabei sind neben Andrea I. und Werner I. auch weitere Prinzenpaare aus der Umgebung, sowie die Garde und viele weitere Vereinsmitglieder der Wittringer Ritter.
- Statt mit der sonst üblichen Kirchenmusik startet der Gottesdienst mit dem Einzug der Karnevalisten und einem kräftigen „Helau“.
- Pfarrer Martin Schäfer wird aber dennoch einen ordentlichen Gottesdienst halten, nur eben mit etwas närrischem Einfluss.
Dass man als Prinz und Prinzessin einen strikten Terminplan hat, erleben Andrea I. und Werner I. gleich an ihrem ersten Wochenende im Dienst: Allein am Samstag stehen drei Besuche bei anderen Karnevalsvereinen in Bochum, Herten und Selm an, Sonntag folgt noch ein vierter. Und in den kommenden Monaten werden viele weitere Termine warten, doch genau darauf freut sich das Ehepaar. „Wir wussten bisher gar nicht, wie viel Spaß Karneval machen kann“, sagt der neue Prinz.
Vom „Praktikanten“ zum ersten Vorsitzenden des Vereins
Dass bei den Wittringer Rittern so manche ungewöhnliche Geschichte geschrieben wird, weiß auch der neue erste Vorsitzende des Vereins, Dennis Haffke. Ähnlich wie das Ehepaar Spangenberg ist auch er noch gar nicht lange Vereinsmitglied, bis vor kurzem wurde er sogar scherzhaft als „Praktikant“ bezeichnet. Der 37-Jährige erzählt: „Ich bin der Liebe wegen ins Ruhrgebiet gezogen und komme eigentlich aus dem Kölner Raum. Den Karneval hier musste ich erstmal kennenlernen, einmal habe ich aus Versehen ‘Alaaf’ statt ‘Helau’ gerufen – das hat mir dann den Ruf als Praktikant eingebracht, der noch viel dazuzulernen hat.“
Lesen Sie auch:
- Tierhilfe. Draußen gefunden: Kleiner Kater Eddie sucht neues Zuhause
- Handel. Wie ein Einkaufszentrum zum Advents- und Weihnachtsland wird
- Prozess. Heftige Vorwürfe gegen Polizisten: Am Ende bleibt nicht viel
- Gastronomie. Frühstück: Das kommt im Café „Zeitlos“ auf den Teller
- Geld. Leben in Gladbeck ist günstig – aber nebenan noch günstiger
Doch Haffke lernte schnell, heute weiß er, was man in Gladbeck zu rufen hat. Da sich der Vorstand ohnehin neu aufstellen und vor allem auch verjüngen wollte, ergriff der 37-Jährige die Chance und ist nun sogar erster Vorsitzender. Sofort merkt man ihm an, dass er voll und ganz hinter seinem Verein steht – „hier ist jeder für jeden da, das macht den Gladbecker Karneval so besonders. Wir sind eine große Familie, obwohl wir über 100 Mitglieder haben.“