Gladbeck. Der ehemalige Landtagsabgeordnete und SPD-Fraktionschef Manfred Braun ist gestorben. Ohne seinen Einsatz gäbe es Gladbeck vielleicht nicht mehr.
Manfred Braun ist tot. Der ehemalige Landtagsabgeordnete und SPD-Fraktionschef im Rat starb nur wenige Tage nach seinem 95. Geburtstag. Zu diesem Anlass hatte Bürgermeisterin Bettina Weist dem Gladbecker Urgestein noch gratuliert und ihn als „Mann des Wortes und der Tat“ bezeichnet, ausgestattet „mit großer Durchsetzungskraft, bewundernswertem Verhandlungsgeschick, Kämpfergeist und politischem Gespür“.
Entscheidend für Brauns politische Karriere – der Kampf gegen Glabotki. In den 1970er-Jahren kämpfte er wie ein Löwe für den Erhalt der Selbstständigkeit seiner Heimatstadt Gladbeck. Danach vertrat er 20 Jahre die Interessen Gladbecks im Landtag, und war mehr als 20 Jahre SPD-Fraktionschef im Rathaus.
Gladbecker galt als Macher und gewiefter Polit-Stratege
In all den Jahren galt er als Macher und gewiefter Polit-Stratege, der sich nicht die Butter vom Brot nehmen ließ. Bis heute sagt man ihm nach, ein strenges Regiment in Rat und Fraktion geführt zu haben. Gleichzeitig war aber auch immer klar: Brauns Wort galt, auf ihn war Verlass – das rechneten ihm auch Vertreter anderer Parteien an.
1961 trat er in die SPD ein, zog 1969 erstmals in den Rat ein – gefördert vom damaligen Oberbürgermeister Günter Kalinowski, der das politische Talent Brauns erkannt hatte. Bereits zwei Jahre später wählte ihn die SPD-Fraktion an ihre Spitze – mit 43 Jahren.
In der Stadtpolitik hat Manfred Braun Spuren hinterlassen
Entscheidend für Brauns weitere Karriere jedoch sei gewesen, dass er sich 1975 parteiintern bei der Wahl zum Landtagskandidaten innerhalb der SPD gegen die Glabotki-Befürworter durchsetzte und nach der erfolgreichen Landtagswahl in Düsseldorf an entscheidenden Stellen für Gladbecks Selbstständigkeit zu trommeln vermochte. So zumindest das Urteil der politischen Beobachter aus diesen Zeiten. Dreimal wurde Braun zum Abgeordneten in Düsseldorf wiedergewählt – mit Wahlergebnissen von bis zu 66 Prozent.
Auch in der Stadtpolitik hat Braun Spuren hinterlassen. Im Vorfeld seines 90. Geburtstag im Gespräch mit der Lokalredaktion verwies er selbst auf die vielen „wegweisenden Entscheidungen“ für die Stadtentwicklung – sei es das Kulturzentrum, die Entwicklung der Innenstadt mit City Center oder Goetheplatz, die Flachglas-Ansiedlung oder die Belebung der Zechenbrachen. „Das, was wir damals für die Stadt erreichten, kann sich sehen lassen“, urteilte er im Rückblick, räumte aber auch ein, dass man nicht alles richtig gemacht habe: etwa der Umbau des Marktplatzes. Braun damals: „Wer viel macht, hat das Recht, dass mal was rauskommt, das nicht allen gefällt.“
Ausgezeichnet mit der Stadtplakette und dem Bundesverdienstkreuz
Zuletzt hatte sich Braun zurückgezogen, stellte die Familie, die früher oft zurückstecken musste, in den Mittelpunkt. Mit Ehefrau Inge war er mehr als 60 Jahre verheiratet, die beiden haben einen Sohn und eine Tochter, dazu einen Enkel.
- Themenblock Pflege: Angehörigenpflege – wenn „unverzeihliche Gedanken“ aufkommen
- Geburtstag: Aus Gladbeck zur UNO – Norbert Gerbig wird 70 Jahre alt
- Straßenverkehr: Fahrerflucht – Ärger, Frust und hohe Kosten für Geschädigte
- Seniorenpflege: Neue Chefin – „habe spontan ,Nein’ gesagt“
- Altenpflege: Eine engagierte Gladbecker Chefin geht: Jammern hilft nicht
Für seinen Einsatz für Gladbeck und sein Engagement wurde Manfred Braun 1976 mit der Stadtplakette ausgezeichnet. 1980 und 1987 folgten das Bundesverdienstkreuz am Bande und das 1. Klasse. Manfred Braun starb am 21. Oktober, die Beisetzung erfolgte bereits im engsten Familienkreis.