Gladbeck. Vor 55 Jahren feierte der Jahrgang seinen Abschied von der Jungenrealschule in Gladbeck. Beim Wiedersehen werden alte Geheimnisse offenbart.

Ein bemerkenswerter Zusammenhalt – auch nach 55 Jahren. Das Klassentreffen am Samstag war für alle ehemaligen Schüler und ihrer heute 82-jährige Klassenlehrerin Antje Rheinberg (damals Schulte) ein Riesenspaß. Die reine Männerrunde der damaligen städtischen Jungenrealschule (heute Werner-von-Siemens-Realschule) traf sich bei Bauer Wilms im Wittringer Wald in entspannter Runde und schwelgte in Erinnerungen – auch an manche Geheimnisse aus alten Schulzeiten.

Gladbecker Schulerinnerungen bleiben lebendig

Unvergessliche Momente sammelten sich in ihren gemeinsamen Schuljahren bis 1968. Heute wird über alles offen geredet und auch gelacht. Besonders die damals nebenanliegende Mädchenrealschule ist bis heute ein aufregendes Thema. Geschlechtertrennung durch eine Mauer – heute schwer vorstellbar. Doch damals sei es streng verboten gewesen, die Mauer zu überwinden, erklärt Willi Brenner. Es ist daher kein Wunder, dass sich alle Jungen freiwillig für die Tanzschule meldeten – eine einmalige Möglichkeit zur damaligen Zeit, um Kontakte zu den Mädchen zu knüpfen. Am Ende aber gilt: Keine Mauer kann die Liebe trennen. Geheime Treffpunkte, wie hinter der Turnhalle gab es natürlich auch, verrät Helmut Bartsch (70). Seine eigene Ehe ging aus seiner Jugendliebe hervor, erzählt Dieter Kostrzewa und lächelt (71).

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Ein weiteres Geheimnis offenbart Helmut Bartsch: Für 50 Pfennig habe er für seine Mitschüler in einer Ecke des Schulgeländes Aufsätze geschrieben. Unvergessen bleiben allen die Unterrichtsstunden mit Mathematik und „Chemie-Genie“ Georg Schlögl, „Englisch-Ass“ „Charly“, Klaus Ricken, der mit Klassentadeln nicht unbedingte geizte oder „Allrounder“ Wilhelm Bette, dem Lernen wichtig war: „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“! Natürlich gab es auch damals schon die ein oder anderen Späße und Scherze mit vielen weiteren Lehrern. Vor allem unter den Schülern wurde aber keiner von Streichen verschont.

Ehemalige Klassenlehrerin damals wie heute sehr beliebt

Mit gerade 26 Jahren übernimmt Antje Rheinberg die siebte Klasse, ihre erste eigene Klasse nach ihrem Studium. Gar nicht mal so einfach in einer Jungenschule, an der auch das Kollegium ausschließlich aus Männern bestand. Stolz erzählt die Lehrerin, sich als weibliche Lehrkraft erfolgreich behauptet zu haben. An ihre damalige Klasse hat sie nur positive Erinnerungen und beschreibt diese als „sehr nett“. Die Frechsten hat die Klassenlehrerin aber auch gemocht. Ein Kompliment, dass alle Ehemaligen erwiderten: „Sie war eine super Lehrerin.“

Ehemalige bleiben der Gladbecker Region treu

Zu verdanken ist das Wiedersehen Organisator Willi Brenner. Wie auch seine Schulkameraden freut er sich, dass von ehemals 31 Schülern, 15 Männer der Einladung gefolgt sind und schließlich – nach kurzfristigen Absagen – eine Runde von 13 Ehemaligen zusammenkam.

Selbst nach 55 Jahren gibt es keine stillen Momente, sondern reichlich Redebedarf. Zwischen Karriere, Familie, Hobbys und dem jetzigen Leben im „Unruhestand“, gedenkt man auch der verstorbenen Mitschüler. Bis auf einige Ausnahmen, die ihr Rentenalter in Heidelberg, Berlin und sogar in Thailand genießen, leben die meisten aber doch noch in ihrer Heimatstadt oder in der unmittelbaren Umgebung. Am Ende waren sich alle einig, es war ein weiteres stimmungsvolles und erlebnisreiches Wiedersehen. Und schon jetzt ist allen Beteiligten klar: Das nächste Zusammensein wird nicht lange auf sich warten lassen.