Gladbeck. In Gladbeck treffen sich einmal in der Woche Menschen mit Behinderungen zum Fußballspielen. So läuft das Training bei Adler Ellinghorst ab.
- Eine inklusive Fußballmannschaft trifft sich in Gladbeck, um gemeinsam zu trainieren.
- Die Behinderungen, Altersklassen und Leistungsniveaus der Sportler sind sehr unterschiedlich, jeder ist hier willkommen.
- Beim Training steht nicht die Leistung, sondern der Spaß miteinander und am Sport im Vordergrund.
Das Strahlen in Jan Wengelniks Gesicht, wenn er die Sportanlage von Adler Ellinghorst betritt, ist auf dem ganzen Platz zu spüren. Auch, wenn er aufgrund einer Entwicklungsstörung nicht mehr selbst Fußball spielen kann, feuert er seine Mannschaft von der Seitenlinie aus mit vollem Einsatz an. Mit den rund 20 Frauen und Männern auf dem Platz fühlt sich der 26-Jährige tief verbunden: Sie alle haben eine Behinderung, aber deshalb keinesfalls weniger Spaß am Sport.
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Es klingt zunächst wie ein „ganz normales“ Fußballtraining: Jeden Donnerstag um 17 Uhr trifft sich die inklusive Fußballmannschaft, um sich gemeinsam aufzuwärmen, Pässe und Torschüsse zu üben und zum Abschluss des Trainings eine Fußballpartie gegeneinander zu spielen. Der jüngste Sportler ist acht Jahre alt, der älteste bereits Mitte 40, ebenso breit gestreut ist das Spielniveau. Und auch die Formen der Behinderungen sind ganz unterschiedlich. Doch ob Down Syndrom, Entwicklungsstörung oder Lernbehinderungen – die Art des Handicaps spielt auf dem Platz kaum eine Rolle.
Beim inklusiven Training in Gladbeck gibt es keinen Leistungsdruck
„Hier ist jeder willkommen. Wenn schon Inklusion, dann richtig“, erzählt Lennart Keßen, der das Training der Gladbecker Inklusionsmannschaft leitet. Beim Training gebe es keinen Leistungsdruck, es gehe vielmehr um das Miteinander. „Die Freude und Ausgelassenheit auf dem Platz steckt an, bei einem Tor freuen sich die Spieler wirklich wahnsinnig“, so der 26-Jährige. Diese authentische Freude erfülle ihn von ganzem Herzen, dafür verbringt er gerne einen großen Teil seiner Freizeit auf dem Sportplatz.
Ihr Urteil ist gefragt: Stimmen Sie ab
- Für die Ehrenamtsaktion „Menschen machen’s möglich“ stellen wir in unserer Zeitung zwischen Ende Juni und Mitte Juli sieben verschiedene ehrenamtliche Projekte in Gladbeck vor. In Kooperation mit der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft (RWW) und der Stadt können diese Projekte im Anschluss insgesamt 3000 Euro an Fördermitteln gewinnen – dafür ist ihre Stimme gefragt!
- Nachdem wir alle Projekte vorgestellt haben, wird es eine Übersichtsseite geben und die Abstimmungsphase startet.
- Ab Mitte Juli können sie per Mail oder per Post für das Projekt abstimmen, was Ihrer Meinung nach das Gewinnerpreisgeld in Höhe von 1000 Euro am meisten verdient hat.
- Geld gewinnen können auch die vorgestellten Projekte, die nicht den ersten Platz erreichen – damit soll die ehrenamtliche Arbeit unterstützt werden. Die Gewinner werden dann am „Tag des Ehrenamtes“ bekannt gegeben – am 12. August.
Die Idee zur Inklusionsmannschaft kam unter anderem von Jan Wengelnik, der aus eigener Erfahrung weiß, wie schwierig es ist, als behinderter Mensch einen Mannschaftssport auszuüben. Er selbst leidet unter dem Mohr-Tranebjaerg-Syndrom (MTS), eine Entwicklungsstörung, von der weltweit nur rund 90 Fälle bekannt sind. „Es gab zwar inklusive Fußballteams in Essen, Köln und Düsseldorf, aber keine in Gladbeck. Als ich vorgeschlagen habe, so eine Mannschaft auch in unserer Stadt zu gründen, waren alle sofort begeistert“, erinnert sich Wengelnik.
Ende 2022 befasste sich ein Team aus Ehrenamtlichen von Adler Ellinghorst aktiv mit der Umsetzung der Idee. So habe man sich mit der Jugend- und Behindertenhilfe in Gladbeck in Verbindung gesetzt, die das Projekt sofort unterstützten. Anfang Mai dieses Jahres trafen sich dann zum ersten Mal sieben Sportlerinnen und Sportler zum Training. Immer mit dabei ist mindestens ein Betreuer der Jugend- und Behindertenhilfe, ebenso wie mehrere ehrenamtliche Trainingsleiter.
Gladbecker Trainingsleiter: „Inklusives Training ist kein Hexenwerk“
„Am Anfang wussten wir gar nicht, was genau auf uns zukommt, aber schon während des ersten Trainings hat sich gezeigt, dass das inklusive Training wirklich kein Hexenwerk ist“, erzählt Keßen, der Sonderpädagogik studiert. Durch die Betreuer der Behindertenhilfe habe man immer eine Unterstützung zur Seite, falls es doch Mal zu ungewohnten Situationen kommen sollte. „Aber bisher ist alles total locker und entspannt.“ Sein Teamkollege Lennart ergänzt mit einem breiten Grinsen: „Ja, eigentlich sind wir doch ganz normal. Die Gesellschaft muss nur ihre Brücken im Kopf abbauen.“
Auf lange Sicht wünscht sich der Verein Freundschaftsspiele gegen andere Teams mit Handicap. Bis Mitte August ist nun allerdings erstmal Sommerpause bei der inklusiven Mannschaft, beim nächsten Training am 10. August um 17 Uhr erhofft sich der Verein noch mehr bunt gemischte Teilnehmer. „Interessierte können gerne einfach vorbeikommen oder Kontakt zu uns über die Vereinswebsite aufnehmen“, erklärt Keßen. Sollte die inklusive Fußballmannschaft bei der Ehrenamtsaktion Geld gewinnen, wolle man den Sportlern etwas Gutes damit tun: „Trainingsklamotten wären zum Beispiel toll“, sind sich Keßen und Wengelnik einig.
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