Gladbeck. Trotz bezahlter Grabpflege verkommen Gräber auf einem Gladbecker Friedhof. Wie es zu dem Pflegeausfall kommt – und welche Tiere schuld sind.
Es ist kein schönes Bild, das sich Gertrud Vetter auf dem Braucker Friedhof bietet. Die Gladbeckerin kommt oft vorbei, sie besucht ihren Mann Hans Jürgen, der seit neun Jahren in Brauck begraben liegt. Doch in letzter Zeit hat sie Magenschmerzen, wenn sie zum Grab ihres Mannes geht, denn: „Die Hälfte der Pflanzen auf dem Grab ist vertrocknet, die andere Hälfte ist von irgendwelchen Tieren abgefressen worden.“
Dabei hat Vetter das Grab 25 Jahre im Voraus bezahlt, inklusive Grabpflege. Dass der Ort des Gedenkens an ihren Mann nun zusehends verfällt, ärgert sie entsprechend, ein Anruf beim zuständigen Zentralen Betriebshof Gladbeck (ZBG) hat keine Abhilfe geschaffen. „Ich war danach noch mal am Grab, es hat sich leider nichts geändert.“
Personelle Ausfälle und Klimawandel behinder die Grabpflege in Gladbeck
ZBG-Sprecherin Leonie Nüfer bestätigt auf Anfrage, dass das Grab von Hans Jürgen Vetter vom Zentralen Betriebshof gepflegt wird. Allerdings: „Aufgrund personeller Ausfälle und starkem Wachstum ist ein Pflegerückstand entstanden.“ Der soll immerhin „zeitnah“ durch den Einsatz einer externen Firma aufgeholt werden, denn auch weitere Gräber auf dem Friedhof in Brauck seien von dem Problem betroffen.
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Allerdings arbeitet die Natur, namentlich der Klimawandel, gegen die Maßnahmen des ZBG. „Die Vegetation leidet trotz Wässerungsmaßnahmen unter der großen Hitze und der starken UV-Einstrahlung“, sagt Nüfer, Trockenschäden seien deswegen manchmal nicht zu vermeiden.
Kaninchen fressen in Gladbeck die Gräber kahl
Das ist nicht schön, erklärt aber zumindest den Zustand der einen Hälfte der Pflanzen. Bleibt noch die offensichtlich angeknabberte Vegetation, die Gertrud Vetter auch auf den Nachbargräbern ihres Mannes entdeckt hat. „Derzeit haben wir eine übermäßig große Kaninchenpopulation auf dem Friedhof Brauck“, erklärt Leonie Nüfer – und wieder hat irgendwie der Klimawandel seine unerbittlichen Hände im Spiel.
Denn die Tiere greifen notgedrungen auf die Zierpflanzen der Grabstätten zurück, tagsüber, sagt die Sprecherin, finden sie „nicht genug Futter auf den trockenen Rasenflächen“. Nachts, wenn auf dem Friedhof Ruhe einkehrt, machen sich die Tiere über die Grabbepflanzung her. Besondere Maßnahmen gegen die Schlappohren will der Zentrale Betriebshof nicht ergreifen, denn: „Diese Situation beobachten wir alljährlich, wir messen dem also keine besondere Bedeutung zu.“
ZBG: Angehörige dürfen die Gräber selber pflegen
Zwar eine Erklärung, insgesamt aber nur ein schwacher Trost für Gertrud Vetter. „Das ist ja nicht das erste Mal, dass diese Probleme auftreten. Ich bin enttäuscht, dass das immer wieder Thema ist, zumal ich ja 25 Jahre im Voraus gezahlt habe.“
Immerhin kann Leonie Nüfer einen Irrtum ausräumen, vermutlich entstanden durch missverständliche Kommunikation. Gertrud Vetter ging nämlich davon aus, dass sie das Grab ihres Mannes gar nicht selber pflegen dürfe, selbst wenn sie will. „Es ist nicht richtig, dass Angehörige die Gräber nicht pflegen dürfen.“ Es sei den Angehörigen freigestellt, „die zum Grab gehörigen Pflanzflächen auch in Eigenleistung zu pflegen.“